Behörden: Bergkarabach wird zum 1. Januar 2024 aufgelöst

    Zum 1. Januar 2024:Behörden: Bergkarabach wird aufgelöst

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    Zum 1 . Januar 2024 soll Bergkarabach aufhören zu existieren - so örtliche Behörden. Mehr als die Hälfte der Armenier sind bereits geflohen.

    Armenier aus Berg-Karabach sitzen in einem Lastwagen.
    Die armenische Enklave im Kaukasus wird es ab Januar 2024 nicht mehr geben. Aserbaidschan hatte vergangene Woche mithilfe einer Blitzoffensive die Kontrolle in der Region gewonnen.28.09.2023 | 1:34 min
    Die separatistische Regierung der armenischen Enklave Bergkarabach hat ihre Auflösung angekündigt. Die international nicht anerkannte Republik werde vom 1. Januar 2024 an nicht mehr existieren.

    Nina Niebergall, ZDF-Korrespondentin in Moskau
    Quelle: ZDF

    Dass die selbst erklärte Regierung Bergkarabachs ihre Auflösung angekündigt hat, ist der logische nächste Schritt. Zehntausende Armenier*innen sind geflohen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung Bergkarabachs. Die lokalen Streitkräfte hatten in den vergangenen Tagen schon eingewilligt, ihre Waffen abzugeben. Funktionsträger werden festgenommen oder ergeben sich. Die Straßen Stepanakerts sind leer, die Menschen verbrennen teilweise Dokumente, persönliche Dinge, die sie nicht mitnehmen können. Bergkarabach existiert faktisch jetzt schon nicht mehr, ab 1. Januar 2024 dann auch offiziell nicht mehr.

    Aserbaidschan hat Kontrolle über Bergkarabach

    Aserbaidschan hatte mit einer Blitzoffensive die vollständige Kontrolle über die Kaukasusregion übernommen. Bergkarabach wurde rund 30 Jahre lang von separatistischen Behörden verwaltet. Baku hatte von den ethnisch armenischen Truppen in Bergkarabach verlangt, die Waffen niederzulegen und die Separatistenbewegung aufzulösen.
    ZDF-Korrespondentin Nina Niebergall
    Die Führung von Bergkarabach hat das Ende der selbsternannten Republik beschlossen. Was die Auflösung für die Menschen dort bedeutet, berichtet ZDF-Korrespondentin Nina Niebergall.28.09.2023 | 1:02 min
    Ein entsprechendes Dekret wurde vom separatistischen Präsidenten der Region, Samwel Schachramanjan, unterzeichnet.
    Es beruft sich auf die in der vergangenen Woche erzielte Vereinbarung zur Beendigung der Kämpfe, nach der Aserbaidschan die "freie und ungehinderte Bewegung" der Bewohner der Region zulässt - im Gegenzug für die Entwaffnung der Truppen Bergkarabachs.
    Armenier auf der Flucht
    Massenweise fliehen Armenier aus Bergkarabach – vor dem Feind Aserbaidschan. Zivilisten bereiten sich auf einen Krieg vor. Welche Rolle spielen Putin und Erdogan in dem Konflikt.27.09.2023 | 6:22 min

    Konflikt reicht bis in Sowjetzeiten zurück

    Der Konflikt um Bergkarabach reicht bis in Sowjetzeiten zurück. Seit dem Ende eines Separatistenkriegs 1994 wurde die Region von Armeniern kontrolliert, die von der Regierung in Eriwan unterstützt wurden. 2020 eroberte Aserbaidschan einen großen Teil der Region und angrenzende Gebiete zurück.

    Karte: Armenien - Aserbaidschan - Bergkarabach
    Quelle: ZDF

    Der Konflikt um Bergkarabach ist Jahrzehnte alt. Das weitgehend von Armeniern besiedelte Gebiet unterstand einst armenischen Fürsten, ehe es Anfang des 19. Jahrhunderts an das russische Zarenreich fiel. Mit Gründung der Sowjetunion wurde das Gebiet aufgeteilt. 1923 fiel ein Teil an die aserbaidschanische Sowjetrepublik, das Kernland wurde ein autonomer Bezirk.

    1988 stellte das Gebiet den Antrag, von der Unionsrepublik Aserbaidschan zur Unionsrepublik Armenien zu wechseln. Nach Zerfall der Sowjetunion wurde 1992 die Republik Bergkarabach ausgerufen. Sie ist allerdings diplomatisch von keinem Staat anerkannt - auch nicht von Armenien.

    Seitdem gibt es immer wieder blutige Kämpfe mit inzwischen mehreren Zehntausend Toten. Beide Seiten werfen sich Völkermord vor. 2020 kam es erneut zu einem Krieg um die Region, in dessen Folge Aserbaidschan die Kontrolle über weitere Teile gewann. Und im September 2022 hat Aserbaidschan armenisches Kernland angegriffen - mit mehr als 200 Toten auf armenischer Seite und dokumentierten Kriegsverbrechen.

    Seit Ende vergangenen Jahres blockierte es die einzige Straße von Armenien nach Bergkarabach, den Latschin-Korridor. Die Regierung in Baku warf der armenischen Regierung vor, die Straße zum Schmuggel von Mineralien und für illegale Waffenlieferungen an die Separatisten in Bergkarabach zu nutzen.

    Tausende Menschen auf der Flucht nach Armenien

    Eriwan machte geltend, dass durch die Blockade die etwa 120.000 Menschen in der Region von wichtigen Lebensmittel- und Treibstofflieferungen abgeschnitten seien. Vergangene Woche gewann Aserbaidschan dann mit einem weiteren Militäreinsatz die vollständige Kontrolle über Bergkarabach zurück.
    Mehr als die Hälfte der Bewohner der Region - 65.000 Menschen - flüchtete bislang in Richtung Armenien. Die Flucht hält an.
    Aserbaidschanischer Kontrollpunkt am Eingang zum Latschin-Korridor
    Das Auswärtige Amt fürchtet, dass Bergkarabach bald menschenleer sein könnte. Seit der Eroberung durch Aserbaidschan haben bereits etwa 65 Prozent der Bevölkerung den Ort verlassen.29.09.2023 | 0:19 min
    Quelle: ap, AFP

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