Betrugsprozess: Trumps Söhne können sich an nichts erinnern

    Mitangeklagte im Betrugsprozess:Trumps Söhne können sich an nichts erinnern

    von Susanne Lingemann
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    Beweise hin oder her. Sie wollen von allem nichts gewusst haben. Donald Trumps Söhne zeigen im New Yorker Betrugsprozess Erinnerungslücken. Nächste Woche ist ihr Vater dran.

    Eric Trump
    Beteuert weiter seine Unschuld - trotz Beweisen: Eric Trump.
    Quelle: dpa

    Bevor ein Trump den Saal 300 des New Yorker County Gerichtsgebäudes betritt, müssen erstmal Secret-Service-Agenten den Raum durchsuchen. Die beiden ältesten Trump-Söhne - Donald Junior (45) und sein jüngerer Bruder Eric (39) - haben diese Woche unter Eid vor Richter Arthur Engoron ausgesagt.
    Sie sind Mitangeklagte im Zivilprozess gegen die Trump-Organisation und werden beschuldigt, Finanzstatements um mehrere Milliarden aufgebauscht zu haben, um sich günstigere Kreditkonditionen zu erschwindeln. Da es sich um einen Zivilprozess und nicht um ein Strafverfahren handelt, droht keinem der Angeklagten eine Gefängnisstrafe.
    Dieses vom Fulton County Sheriff's Office am 24. August 2023 veröffentlichte Handout-Bild zeigt das Polizeifoto des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump
    Donald Trump hat sich in Atlanta nach einer Anklage wegen versuchten Wahlbetrugs den Behörden gestellt. Nun gibt es ein Polizeifoto von ihm, dass er jetzt für den Wahlkampf nutzt.25.08.2023 | 3:22 min

    Trump droht Entzug der Geschäftslizenz in New York

    250 Millionen Dollar Strafe fordert die New Yorker Staatsanwältin Letitia James. Zudem sollen Donald Trump und seine mitangeklagten Söhne ihre Geschäftslizenz in New York verlieren.
    Der ehemalige Staatsanwalt Andrew Cherkasky sagte ZDFheute:

    Es ist wahrscheinlich, dass Trump in Zukunft keine Geschäfte mehr in New York machen kann.

    Andrew Cherkasky, Ex-Staatsanwalt

    Trump, so Cherkasky weiter, würde dann "zum Beispiel auch die Kontrolle über seine Trump-Gebäude in New York City" verlieren.

    Donald Junior mit Erinnerungslücken

    Ob die Trump-Organisation sich des Betrugs schuldig gemacht hat, entschied der Richter schon vor Verhandlungsbeginn nach Aktenlage. In dem laufenden Prozess, der noch bis Dezember dauern soll, wird nur noch über die Höhe der Geldstrafe entschieden.
    Die Söhne waren nach der Wahl ihres Vaters zum Präsidenten als Geschäftsführende Vizepräsidenten der Trump-Organisation bestellt worden und waren seit Jahren Führungskräfte des Unternehmens.
    Ex-Präsident Donald Trump während seiner Rede vom 6. Januar 2021
    Trump auch wegen Verschwörung angeklagt: Es ist die dritte strafrechtliche Anklage und die mit Abstand schwersten Vorwürfe.02.08.2023 | 3:13 min
    Daumen hoch - über die breite Fronttreppe betreten die Trump-Brüder das Gerichtsgebäude. Donald Junior - mit zurückgegelten Haaren und pinkfarbener Krawatte - erschien relaxed im Zeugenstand.
    Doch beim Verhör der Staatsanwältin Colleen Faherty versagte immer wieder sein Gedächtnis. Über mehr als 90 Minuten antwortete er auf Fragen nach Finanzberichten, Memos und Vollmachten:

    Ich kann mich nicht erinnern. Weiß ich nicht. Ich kenne die Details nicht.

    Donald Trump Junior

    Bei den vermeintlich aufgeblähten Finanzstatements - die der Richter schon als betrügerisch beurteilt hat - sagte der Angeklagte Donald Trump Junior, damit habe er nichts zu tun. "Daran haben die Buchhalter gearbeitet. Dafür bezahlen wir sie."
    Donald Trump Junior.
    Will von nichts gewusst haben: Donald Trump Junior.
    Quelle: Manish Swarup/AP/dpa

    Montag muss Trump unter Eid aussagen

    Der jüngere Bruder Eric, 39, sagte aus, er habe nicht einmal gewusst, dass es "diese Finanzstatements" gebe. "Ich gieße Beton. Ich betreibe Immobilien. Ich konzentriere mich nicht auf Bewertungen", sagte Eric Trump, der die Tagesgeschäfte der Trump-Organisation leitet.
    Er geriet in Verlegenheit, war sichtlich nervös, als die Staatsanwaltschaft ihm E-Mails, Videocalls und andere Beweisstücke vorlegte, in denen er Methoden diskutierte, wie Immobilienwerte aufgebläht werden können. Der Kernpunkt der Anklage eben.
    Am Montag wird der Secret Service wieder den Gerichtssaal 300 durchkämmen. Denn Donald Trump selbst wird von Richter Engoron in den Zeugenstand gerufen, muss unter Eid aussagen.
    Susanne Lingemann arbeitet im ZDF-Auslandsstudio in New York, USA.

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