Nach heftiger Kritik der Republikaner erklärt US-Präsident Biden, er selbst habe angewiesen, den chinesischen Ballon abzuschießen. Konfliktpotentital sieht er darin aber nicht.
US-Präsident Joe Biden hat seine Reaktion auf den Flug des mutmaßlich zu Spionagezwecken genutzten chinesischen Überwachungsballon über US-Territorium verteidigt. Biden erklärte bei einem Interview in der Abendsendung "Newshour" des Senders PBC:
Das Militär habe ihm mitgeteilt, dass es nicht sicher sei, den Ballon über Land abzuschießen, und dass man durch Beobachtung des Überflugs vieles lernen könne. "Sobald sie die Möglichkeit hatten, ihn über dem Wasser abzuschießen, taten sie das und bargen wichtige Teile davon", sagte Biden.
Nato-Generalsekretär Stoltenberg hat nach dem Zwischenfall vor Geheimdienst-Aktivitäten Chinas in Europa gewarnt.
Republikaner attackieren Biden
Für seinen Umgang mit dem Vorfall war der Demokrat Biden von prominenten US-Republikanern scharf kritisiert worden. Die Gouverneurin des südlichen US-Bundesstaates Arkansas, Sarah Huckabee Sanders, warf Biden mangelnde Führung vor:
Die frühere Sprecherin des Ex-Präsidenten Donald Trump sagte am Dienstagabend nach Bidens Rede zur Lage der Nation im Kongress, Biden sei nicht bereit, "unsere Grenzen, unseren Luftraum und unsere Bevölkerung zu verteidigen". Er sei als Oberbefehlshaber ungeeignet.
"Amerika ist nicht mehr dazu bereit, jede chinesische Provokation hinzunehmen", ordnet indes ZDF-Korrespondent Johannnes Hano den Abschuss ein.
Biden: Kein neuer Konflikt mit China
Auf die Frage, ob die Beziehungen zwischen den USA und China durch den Abschuss einen schweren Schlag erlitten hätten, antwortete Biden in dem Interview mit einem klaren "Nein". Er könne dies sicher sagen, weil die beiden Länder miteinander im Austausch seien. Biden bekräftigte, dass die USA mit China im Wettbewerb stünden, aber keinen Konflikt suchten.
Das US-Militär hatte den chinesischen Ballon vor der Küste des Bundesstaates South Carolina über dem Atlantik abgeschossen. Washington wirft China vor, das Land habe mit dem Ballon Militäreinrichtungen ausspionieren wollen. Die Regierung in Peking sprach dagegen von einem zivilen Forschungsballon, der vom Kurs abgekommen sei. China warf den USA eine "Überreaktion" vor und eine "ernste Verletzung" der international üblichen Regeln.
- Warum das Flugobjekt kein Wetterballon war
China behauptet, die Ballons über Mittelamerika und den USA seien für wissenschaftliche Zwecke - vor allem Wetterstudien - eingesetzt worden. Warum das unwahrscheinlich ist.