Russland: Ukrainische "Saboteure" greifen Grenzregion an

    Putin spricht von "Terror":Russland: Angriff von ukrainischen Saboteuren

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Russische Politiker berichten über einen Angriff ukrainischer "Saboteure" auf russischem Staatsgebiet. Dahinter stecken wohl russische Rechtsradikale, die für die Ukraine kämpfen.

    Russisches Freiwilligenkorps
    Bei Telegram bekannte sich ein angebliches "Russisches Freiwilligenkorps" zu der Attacke.
    Quelle: Telegram: t.me/tvrain/63437

    Nach russischen Angaben ist eine ukrainische Sabotagegruppe in die russische Grenzregion Brjansk eingedrungen. Sie sollen um sich geschossen und mehrere Menschen als Geiseln genommen haben. Das melden staatliche Nachrichtenagenturen aus Russland, in russischen Medien ist das Thema derzeit der prominente Aufmacher. Bisher war es nicht möglich, die Berichte zu verifizieren.
    Der Gouverneur von Brjansk, Alexander Bogomaz, schreibt in seinem Telegram-Account, die Ukrainer seien in das Dorf Lyubechane eingedrungen: "Saboteure schossen auf ein fahrendes Auto. Infolge des Beschusses wurde ein Bewohner getötet, ein zehnjähriges Kind wurde verletzt." Der Junge sei aber nicht in Lebensgefahr. Die Streitkräfte der Russischen Föderation würden "alle notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Sabotagegruppe zu beseitigen", so Bogomaz.
    Ähnlich wird auch der Inlandsgeheimdienst FSB in russischen Nachrichtenagenturen zitiert. Die Ukrainer sollen laut der Berichte auch mehrere Menschen in einem Dorf knapp hinter der russischen Grenze zur Ukraine als Geiseln genommen haben. Belege dafür werden nicht genannt. Manche russischen Behörden wie die Verwaltung der Ortschaft Suschany dementieren inzwischen die Medienberichte über eine angebliche Geiselnahme und Beschuss.
    Russland und das große Schweigen - russische Polizei
    Wie hat sich Russland seit Kriegsbeginn verändert? Stehen die Russen hinter Putin? ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa reist durch das Land auf der Suche nach Antworten.22.02.2023 | 32:57 min

    Bekennervideo von "Russischem Freiwilligenkorps"

    Bei den angeblichen ukrainischen Saboteuren handelt es sich um das "Russische Freiwilligenkorps" - etwa ein Dutzend russische Rechtsradikale, die sich selbst als kämpfende Einheit der ukrainischen Streitkräfte bezeichnen. Die Gruppe veröffentlichte bei Telegram ein Video, in dem zwei Kämpfer auf den Stufen einer Arzthelferstation im russischen Dorf Lyubechany stehen.
    Dass sie um sich geschossen oder gar Geiseln genommen haben, bestreiten sie: "Das Russische Freiwilligenkorps hat die Staatsgrenze der Russischen Föderation überschritten. Wir bekämpfen keine Zivilisten, wir töten keine Unbewaffneten, behalte das im Hinterkopf", sagt einer der Kämpfer. Das erklärte Ziel der Gruppe: Die russischen Bürger sollen sich "zum Aufstand erheben" und kämpfen.
    Einer der beiden Männer in dem Video: Der Neonazi Denis Nikitin. Er steht an der Spitze des im August entstandenen "Russischen Freiwilligenkorps". Der Mann neben ihm ist offenbar ein Kämpfer, der sich "Fortuna" nennt und schon öfter gemeinsam mit Denis Nikitin aufgetreten ist, beispielsweise bei einer Pressekonferenz zum Thema "Befreiung Russlands durch die Befreiung der Ukraine".




    Denis Nikitin
    :Russischer Rechtsradikaler kämpft für Ukraine

    Denis Nikitin ist einer der bekanntesten russischen Rechtsextremisten. Während andere rechtsextreme Gruppen sich am Angriffskrieg Putins beteiligen, verteidigt er die Ukraine.
    von Thomas Dudek
    White Rex

    Putin: FSB soll wachsamer sein

    Erst im Dezember erklärte der FSB, eine vierköpfige ukrainische "Sabotagegruppe" sei bei dem Versuch, nach Brjansk einzudringen, "liquidiert" worden. Putin forderte den FSB diese Woche erneut auf, seine Wachsamkeit gegenüber Spionage und terroristischen Bedrohungen, die angeblich von der Ukraine und dem Westen ausgehen, zu erhöhen. "Ihre Aufgabe ist es, Sabotagegruppen eine Barriere in den Weg zu legen und Versuche zu unterbinden, Waffen und Munition illegal nach Russland zu transportieren", sagte er am Dienstag in einer Rede.
    "Der FSB gibt ständig solche Erfolgsmeldungen raus", erklärt ZDF-Russland-Korrespondentin Phoebe Gaa. "Wir können aber nicht jede dieser Meldungen überprüfen. Und wie groß die tatsächliche Gefahr ist, die von angeblich verhinderten terroristischen Anschlägen ausgeht, lässt sich nur schwer einschätzen." Möglicherweise suche Putin aber auch nur einen Vorwand, die sogenannte militärische Spezialoperation auszuweiten oder eine neue Mobilisierung zu rechtfertigen, so Gaa.
    Präsidentenberater Podoljak bei Twitter
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    Kiew dementiert und spricht von Provokation

    Ein Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Mychajlo Podoljak, sprach von einer "klassischen Provokation". Russland wolle die eigenen Leute einschüchtern, um den Angriffskrieg bei wachsender Armut zu rechtfertigen. "Unterdessen wird die Partisanenbewegung in Russland stärker und aggressiver. Fürchtet Eure Partisanen", schrieb Podoljak auf Twitter.
    Russlands Präsident Wladimir Putin nannte den Zwischenfall in der Region Bryansk inzwischen einen "terroristischen Akt". Er sagte eine geplante Reise in die Stadt Stavropol ab. Nun soll sich der nationale Sicherheitsrat mit dem Thema beschäftigen.
    Mit Material von Reuters und dpa

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