Bauernproteste: Scholz umgeht Auftritt bei Kundgebung

    Proteste der Landwirte:Scholz umgeht Auftritt bei Kundgebung

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    Die Landwirte sind sauer über die Sparpläne der Regierung, seit Tagen gibt es bundesweite Proteste. Offener Kritik stellte sich Kanzler Scholz bei einem Besuch in Cottbus nicht.

    Diana Zimmermann
    Angesichts der Bauernproteste wächst nun auch in seiner Partei die Kritik an Scholz. Der Kanzler müsse sich empathischer zeigen, so Stimmen aus der SPD. Diana Zimmermann berichtet.11.01.2024 | 1:13 min
    Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der massiven Proteste von Landwirten mit Vertretern der Branche gesprochen. Einen Auftritt bei einer Kundgebung des brandenburgischen Landesbauernverbands in Cottbus an diesem Donnerstag vermied er jedoch. Die Vorsitzenden der Ampel-Fraktionen luden Bauernvertreter für Montag in den Bundestag ein.
    Scholz war wegen der Eröffnungsfeier eines neuen ICE-Werks der Deutschen Bahn nach Cottbus gereist. Der Landesbauernverband hatte am selben Tag im Großraum der Stadt zu Protestaktionen aufgerufen und den Kanzler eingeladen.
    Olaf Scholz
    Landwirte nutzten Scholz Besuch eines neuen Bahnwerks in Cottbus, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen. 11.01.2024 | 1:59 min
    Scholz habe sich immerhin die Zeit genommen, mit ihm zu sprechen, sagte Verbandspräsident Henrik Wendorff auf der Kundgebung. Die Protestierenden quittierten dies mit Ausrufen wie "Ja, wo ist er denn?" Auch das Wort "Feigling" fiel wiederholt.
    Rechte Gruppierungen auf Bauernprotesten
    Gerade in Sachsen versuchen politische Akteure, teils aus dem rechtsextremen Spektrum, die Bauernproteste für sich zu nutzen. 11.01.2024 | 2:29 min

    Weiter Zorn auf Sparpläne der Regierung

    Wendorff begrüßte, dass Scholz einen Dialog begonnen habe, "den wir schon lange, lange erwartet haben". Dass dies nötig sei, sei seitens der Politik leider "viel zu spät erkannt worden". Er habe dem Kanzler auch klargemacht, dass reden allein nicht ausreiche.
    Der Zorn vieler Bauern richtet sich unvermindert gegen die Sparpläne der Bundesregierung, die Mitte Dezember im Zuge ihrer Haushaltseinigung unter anderem einen Wegfall der Kfz-Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Maschinen angekündigt hatte. Zwar ist diese Subventionskürzung inzwischen wieder vom Tisch - weiterhin geplant ist aber eine schrittweise Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel.

    Großdemo am Montag in Berlin: Auch Dehoga dabei

    Der Deutsche Bauernverband (DBV) hat deshalb zu einer Protestwoche aufgerufen, die am Montag begonnen hatte. Mit Trecker-Konvois und Blockadeaktionen machen Landwirtinnen und Landwirte seitdem ihrem Unmut Luft. Am Donnerstag gab es größere Trecker-Demonstrationen etwa in Münster, Cuxhaven und Kiel. In Mecklenburg-Vorpommern blockierten Landwirte erneut mehrere Autobahnauffahrten.

    Die Bürgerinnen und Bürger müssen sich erneut auf erhebliche Verkehrseinschränkungen einstellen und sollten dies für ihre Planungen berücksichtigen.

    Christian Pegel (SPD), Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern

    Am kommenden Montag ist eine Großdemonstration in Berlin geplant. Mehrere Branchen wie die Fischerei und der Transportbereich haben sich angeschlossen. Auch der Gaststättenverband Dehoga ist dabei. Dehoga-Präsident Guido Zöllick sagte:

    Gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband setzen wir uns dafür ein, dass regional erzeugte Lebensmittel wie auch das Essen in der Gastronomie bezahlbar bleiben müssen.

    Guido Zöllick, Dehoga

    Die Gastwirte kritisieren vor allem die Anhebung der Mehrwertsteuer auf Speisen.
    Saarland, Saarbrücken: Traktoren stehen am Rande der Bauernproteste auf einer Straße.
    Grundsätzlich ist die Versammlungsfreiheit in der Demokratie ein hohes Gut. Daher sind friedliche Versammlungen durch das Grundgesetz geschützt. Dieser Schutz kennt aber Grenzen.08.01.2024 | 2:05 min

    Expertin: Regierung darf sich nicht erpressen lassen

    Die Fraktionsvorsitzenden der Ampel-Parteien, Rolf Mützenich (SPD), Britta Haßelmann (Grüne) und Christian Dürr (FDP), luden die Vorstände landwirtschaftlicher Verbände für Montag zu einem Treffen im Bundestag ein. In ihrem Einladungsschreiben verteidigen sie die Haushaltseinigung. Die ursprünglichen Vorschläge hätten die Landwirtinnen und Landwirte "erheblich" belastet, dies sei geändert worden. Aber bei den derzeitigen Protesten werde auch deutlich, dass es den Landwirten "nicht nur um finanzielle Belastungen geht, sondern auch um fehlende Planungssicherheit und wirtschaftliche Perspektiven".
    Die Klimaökonomin Claudia Kemfert äußerte zwar Verständnis für die Proteste der Bauern, weil die Subventionskürzungen sehr kurzfristig beschlossen worden seien. Dennoch forderte sie, die Bundesregierung dürfe "sich nicht erpressen lassen". Es sei richtig, Subventionen für fossile Kraftstoffe abzubauen. "Wir brauchen grundsätzlich Anreize, den Verbrauch von klimaschädlichen Kraftstoffen zu reduzieren", sagte sie dem MDR.
    Quelle: AFP

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