Vor Hessen-Wahl: Bei der Bildung drückt der Schuh besonders

    Vor der Wahl in Hessen:Bei der Bildung drückt der Schuh besonders

    von Eva Schulz
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    In Hessen wird am 8. Oktober ein neuer Landtag gewählt. Junge Menschen beschäftigt vor der Wahl vor allem das Thema Bildung und Schule. Sie haben Forderungen an die Politik.

    Eva Schulz steht in einer Kneipe in Kassel mit Gesprächsgästen und Publikum
    Eva Schulz diskutiert mit jungen Hessen vor der Wahl über die drängendsten Probleme im Land und ihre Forderungen an die Politik. 25.09.2023 | 28:30 min
    Undichte Decken, der Putz bröckelt von den Wänden, Schimmel - vor allem viele Schulen der Mainmetropole Frankfurt stecken im Sanierungsstau. Probleme in Schulen sind für viele vor der Wahl in Hessen ein sehr wichtiges Thema.
    Im Kassler Gymnasium von Emma, deren Thema bei der Kneipenwahl gewonnen hat, gibt es noch ein anderes Problem: Die Schule platzt aus allen Nähten. Schulleiter Lothar Schöppner berichtet über Vertretungslehrkräfte, "Studenten, die eine ganze Reihe von Unterrichtsstunden übernehmen".






    Deutlich mehr Schüler in Hessen

    Tatsächlich sind die Schülerzahlen in Hessen enorm gestiegen durch geburtenstarke Jahrgänge und Flüchtlingskinder. 1.500 nicht besetzte Lehrerstellen habe es laut Anfrage der Opposition im letzten Schuljahr in Hessen gegeben. Von einer Bildungskrise sprechen Eltern und Schüler und demonstrierten kürzlich zu tausenden auf hessischen Straßen.
    Kultusminister Alexander Lorz (CDU) behauptet, der normale Grundunterricht könne zu 100 Prozent garantiert werden. Einen eklatanten Lehrermangel verneint er. Aber: Noch nie hätten so viele Schüler in Intensivklassen zum Deutschlernen gesessen - eine riesige Herausforderung sei das.
    Grafik: Harald Lesch 2x vor Schultafel
    Zu wenig Lehrer:innen, zu viele Hausaufgaben, überfordernde Lehrpläne und unmotivierte Schüler:innen – Kritik am Schulsystem gibt’s in Deutschland nicht zu wenig.22.09.2023 | 92:50 min

    Ungleiche Chancen für Menschen mit Migrationshintergrund

    In Offenbach liegt der Anteil der Einwohner mit Migrationshintergrund bei knapp 64 Prozent, jedes fünfte Kind ist armutsbedroht. Mourad Kill ist Streetworker in Lauterborn und im Nordend. Er selbst habe auf der Straße gelebt, erzählt er, Drogen verkauft und war im Gefängnis. Bildung, ein Schulabschluss, Ziele zu haben im Leben, das versucht er nun seinen Offenbacher Jugendlichen zu vermitteln.

    Wenn du keinen Abschluss hast, dann landest du irgendwann beim Arbeitsamt.

    Mourad Kill, Streetworker

    ZDF-Politbarometer Extra
    :CDU legt in Hessen zu - CSU in Bayern schwach

    Vor den Landtagswahlen kann in Hessen die CDU in der Projektion zulegen. Das zeigt das aktuelle ZDF-Politbarometer Extra. In Bayern hätte die CSU weiter schwache Werte.
     Boris Rhein (l, CDU), Ministerpräsident von Hessen, und Markus Söder (r), CSU-Parteivorsitzender, nehmen nach der gemeinsamen Präsidiumssitzung von CDU und CSU an einer abschließenden Pressekonferenz teil.
    Exklusiv
    Politik sei vielen von ihnen komplett egal. Der Boxclub Nordend fängt viele Jugendliche auf. Dort dürfen sie nur mittrainieren, wenn die Noten stimmen. Wer ein schlechtes Zeugnis hat, muss in die clubeigene Nachhilfe.
    Wolfgang Malik, der Gründer des Boxclubs ist seit über 40 Jahren in der Offenbacher Jugendarbeit aktiv. Seine Jugendlichen, sagt er, kommen aus prekären Familiensituationen und haben es in unserem Schulsystem schwerer. Die Corona-Zeit habe das Problem verstärkt, viele sähen keinen Sinn in der Schule.
    Kinderarmut - Kinderschuhe mit Loch
    Obwohl Deutschland ein reiches Land ist, leben immer mehr Kinder in Armut, vor allem Kinder mit Migrationshintergrund - wie die Töchter von Madeleine. 17.07.2023 | 4:40 min

    "Krisengeneration" als Bildungsverlierer?

    Emma und ihre Freunde stehen genau an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Corona, Inflation, Krieg - häufig wird diese Generation als "Krisengeneration" bezeichnet. Und tatsächlich hat die Zahl der psychischen Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen dramatisch zugenommen.

    Archiv: Drei junge Frauen geben ihre Stimmen zur Oberbürgermeisterwahl am 30-06.2013 in Singen ab.
    Quelle: dpa

    ... wählten 29 Prozent der 18- bis 24-Jährigen die Grünen. 45 Prozent der 21- bis 29-Jährigen waren Nichtwähler.

    Und die Sorgen und Ängste würden in der Schule häufig durch Leistungsdruck, überfordertes Lehrpersonal und veraltete Bildungsstrukturen verstärkt, sagen sie. "Unsere Generation hatte bereits viele Schwierigkeiten zu meistern", so Emma. Die Schule bereite sie nicht ausreichend auf ihr Leben vor. Ihr dringlichster Wunsch an die Politik:

    Lehrern helfen, Unterricht so zu gestalten, dass Schüler Freude an Schule haben und gerne zur Schule gehen, weil sie als Mensch gesehen werden.

    Emma, 17 Jahre

    Positionen vor Landtagswahl
    :Wahl-O-Mat für Hessen: Wer vertritt Sie?

    Die Hessen wählen am 8. Oktober einen neuen Landtag. Welche Positionen haben die CDU mit Ministerpräsident Rhein und die SPD mit Konkurrentin Faeser? Wie passen die zu Ihnen?
    Wahl-O-Mat: Hessen 2023

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