Treffen mit Rechtsextremen: Sprachverein unter Druck

    Scharfe Kritik am VDS:Geheimtreffen: Sprachverein unter Druck

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    Mit Silke Schröder war ein VDS-Vorstandsmitglied bei dem Treffen von AfD-Vertretern und Neonazis. Der Journalistenverband fordert Konsequenzen, Peter Sloterdijk ist ausgetreten.

    Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker an einem geheimen Treffen teilgenommen haben sollen.
    An dem Geheimtreffen von AfD und Neonazis in Potsdam nahm nach den Correctiv-Recherchen auch VDS-Vorstandsmitglied Silke Schröder teil.
    Quelle: epa

    Die Debatte um das Treffen von AfD- und CDU-Mitgliedern mit Rechtsextremisten in Potsdam hat nun auch den Verein Deutsche Sprache (VDS) erfasst.
    Der Verein, der sich als Kämpfer für die Reinheit der deutschen Sprache versteht, distanzierte sich zwar am Donnerstag auf seiner Homepage von seinem Vorstandsmitglied Silke Schröder, nahm aber inhaltlich zu deren Aussagen keine direkte Stellung.
    Blick auf ein Gästehaus in Potsdam, in dem AfD-Politiker nach einem Bericht des Medienhauses Correctiv im November an einem Treffen teilgenommen haben sollen.
    AfD-Politiker haben sich mit bei einem Treffen im November mit Rechtsextremen ausgetauscht. Dabei ging es darum, Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland zu vertreiben. 10.01.2024 | 1:44 min

    Bericht: Peter Sloterdijk tritt aus VDS aus

    Die Immobilienunternehmerin hatte laut Medienberichten im November an dem rechtsextremen Vernetzungstreffen in Potsdam teilgenommen, das vom Medium Correctiv aufgedeckt wurde. Dabei wurde den Berichten zufolge über die als "Remigration" bezeichnete Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland gesprochen.
    AfD-Politiker, Rechtsextreme: Bei dem Geheimtreffen in Brandenburg haben sich mehrere Menschen über die Vertreibung von Millionen Menschen aus Deutschland ausgetauscht - darunter der Organisator Gernot Möring, der Ideengeber Martin Sellner, die AfD-Vertreter Roland Hartwig, Ulrich Siegmund, Gerrit Huy und Tim Krause sowie Simone Baum und Michaela Schneider von der Werteunion, Silke Schröder vom Verein Deutscher Sprache und Ulrich Vosgerau, ehemaliges Kuratoriumsmitglied der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung.
    Schauspieler und Kabarettist Dieter Hallervorden, Mitglied des Sprachvereins, sagte dem Deutschlandfunk, Schröder müsse den VDS sofort verlassen. Der Philosoph Peter Sloterdijk erklärte nach Informationen des Senders seinen Austritt aus dem VDS. Ein entsprechendes Schreiben Sloterdijks liegt dem Sender nach eigenen Angaben vor.
    Nazan Gökdemir im Gespräch mit Marcus Bensmann
    Beim Geheimtreffen von AfD und Neonazis sei u. a. "die Vertreibung deutscher Staatsbürger mit Migrationshintergrund" besprochen worden, so "Correctiv"-Reporter Marcus Bensmann.11.01.2024 | 5:03 min

    VDS: Schröders Teilnahme nicht abgesprochen

    Es habe sich um eine private Tätigkeit Schröders gehandelt, teilte der VDS auf seiner Homepage mit.

    Der Verein Deutsche Sprache e. V. (VDS) distanziert sich von den privaten Tätigkeiten seines Vorstandsmitglieds Silke Schröder.

    Verein Deutsche Sprache

    Die "kritisierte Aktion von Silke Schröder" sei "weder mit dem VDS abgesprochen noch gar von diesem initiiert oder autorisiert." Der VDS vertrete Menschen aus allen politischen und gesellschaftlichen Schichten, die sich um die deutsche Sprache bemühten. "Der VDS unterstützt keine Aktionen, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind und lehnt Diskriminierungen jeder Form ab."

    Journalistenverband fordert härtere Konsequenzen

    Schröder selbst goss noch Öl ins Feuer. "Vielleicht Zeit für Remigration von sog. Journalisten an Ausbildungsstätten, die ihnen ideologiebefreit die Grundlagen ihres Handwerks beibringen", schrieb sie am Donnerstag als Reaktion auf die Correctiv-Recherchen auf X, vormals Twitter.
    Hotel in Potsdam, in dem das Treffen im November stattfand, AfD Logo im Vordergrund
    Nahe Potsdam besprachen AfD-Politiker mit Rechtsextremisten Pläne zur "Remigration“. Die Debatte um ein Verbotsverfahren ist neu entfacht worden. ZDFheute live ordnet ein. 11.01.2024 | 30:36 min
    Der Deutsche Journalisten-Verband forderte daraufhin am Freitag vom VDS deutliche Konsequenzen. Schröders Aussagen könne man nur "als Wunsch nach einer Deportation von unliebsamen Journalistinnen und Journalisten in Umerziehungslager verstehen", erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster. "Das erinnert an die dunkelsten Zeiten in Deutschland."

    Wenn sich der Verein Deutsche Sprache hiervon nicht in aller Deutlichkeit abgrenzt und Konsequenzen zieht, hat er jede Legitimation verspielt, in der politischen und gesellschaftlichen Debatte irgendeine Rolle zu spielen.

    Mika Beuster, DJV-Bundesvorsitzender

    DJV: Distanzierung des VDS nicht weit genug

    Aus Sicht des Journalistenverbandes ist die Distanzierung des Sprachvereins nicht weitgehend genug. Der VDS habe sich lediglich von "privaten Tätigkeiten seines Vorstandsmitglied Silke Schröder" distanziert.
    Brandenburg, Potsdam: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, stehen während der Demonstrationen «Potsdam wehrt sich» auf dem Alten Markt.
    Nach Enthüllungen über das Treffen von AfD-Politikern und Rechtsradikalen haben in Potsdam Tausende Menschen demonstriert. Auch Olaf Scholz und Annalena Baerbock nahmen teil.14.01.2024 | 0:18 min

    Wer mit rechtsextremen Kampfbegriffen um sich wirft und die Axt an das Grundrecht der Pressefreiheit legen will, hat im Vorstand eines Vereins, der als gemeinnützig anerkannt ist, nichts zu suchen.

    Mika Beuster, DJV-Bundesvorsitzender

    Drohungen und Angriffe auf Medienschaffende nähmen schon länger beunruhigende Ausmaße an, so Beuster weiter.

    Der 1997 gegründete Verein Deutsche Sprache (VDS) mit Sitz in Dortmund versteht sich als Sprachverein mit dem Ziel, das Deutsche als eigenständige Kultursprache zu fördern. Der umstrittene Verein lehnt das Gendern ab und spricht von einer "Ideologie".

    Er kürt seit 1997 den "Sprachpanscher des Jahres". Die Initiative wendet sich gegen "das unnötige Verdrängen deutscher Begriffe durch Importe aus dem angelsächsischen Ausland". Bahn, Telekom, Evangelische Kirche und Deutscher Fußballbund haben die Negativ-Auszeichnung erhalten - meist wegen der Verwendung von Anglizismen, aber auch wegen der Verwendung von Gender-Sprache.

    Besonders gern legt sich Vereinsmitbegründer Walter Krämer, bis 2018 Professor für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund, mit dem Duden an. Wegen der Aufnahme von Vokabeln wie downloaden oder upgraden, Jobhopping, Moonboots und Sunblocker hat er die Redaktion schon als "große Hure" abgekanzelt. 2021 trat Krämer wegen der Verwendung von Gender-Sprache aus der katholischen Kirche aus.

    Quelle: dpa/KNA

    Quelle: KNA

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