Nach Raketenangriff: Vermissten-Suche in Dnipro eingestellt

    Russische Rakete traf Hochhaus:Dnipro: Ukraine stellt Vermissten-Suche ein

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    Nach dem Einschlag einer russischen Rakete in ein Hochhaus in Dnipro mit mindestens 45 Toten ist die Suche nach Verschütteten eingestellt worden. 20 Personen werden noch vermisst.

    Die ukrainischen Einsatzkräfte haben nach dem verheerenden Einschlag einer russischen Rakete in einem Hochhaus der ukrainischen Stadt Dnipro am vergangenen Wochenende die Suche nach Verschütteten eingestellt. Noch immer würden 20 Menschen vermisst, teilte der Zivilschutz am Dienstag mit. Bürgermeister Borys Filatow sagte:

    Die Chancen, jemanden zu finden, tendieren leider gegen null.

    Borys Filatow, Bürgermeister von Dnipro

    Möglich sei, dass einige Leichen durch Feuer und einstürzende Hausteile so entstellt seien, dass sie kaum noch aufzufinden seien. Seit dem Angriff am Samstag wurden in der Großstadt in der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk 45 Tote geborgen, darunter auch sechs Kinder.

    Trümmer fast komplett geräumt

    In dem Gebäude wohnten rund 1.700 Menschen. Resnitschenko sagte, die Rettungskräfte hätten nach 63 Stunden Suche etwa 90 Prozent der Trümmer geräumt. Etwa 80 Menschen seien bei dem Angriff am Samstag verletzt worden, 28 lägen noch im Krankenhaus, zehn von ihnen seien in ernstem Zustand.
    Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj prangerte den Angriff in Dnipro im Osten des Landes als "Kriegsverbrechen" an. Auch mit Blick auf Dnipro sagte Selenskyj in seiner Videoansprache in der Nacht zum Mittwoch, dass er bei seinem bevorstehenden Auftritt beim Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos für noch mehr internationalen Druck auf Russland werben wolle.

    Selenskyj: Verantwortliche vor Gericht stellen

    Kiew macht Russland für den Angriff verantwortlich, Moskau weist dies zurück. Selenskyj sagte, es sei eine grundlegende Aufgabe für die Ukraine und ihre westlichen Verbündeten, die Verantwortlichen vor Gericht zu stellen.

    Der Angriff auf Dnipro fällt ebenso wie ähnliche Angriffe in die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs.

    Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

    Weiter sagt Selenskyj: "Wir werden alle verfügbaren Möglichkeiten nutzen, sowohl national als auch international, um sicherzustellen, dass alle russischen Mörder, jeder der Befehle zum Raketenterror gegen unser Volk gibt und ausführt, vor Gericht verurteilt wird."

    Nach großer Kritik: Präsidentenberater kündigt

    Unterdessen kündigte der externe Berater im ukrainischen Präsidentenbüro, Olexij Arestowytsch, nach einer Welle öffentlicher Empörung. "Ich möchte ein Beispiel zivilisierten Verhaltens zeigen", schrieb der 47-Jährige bei Facebook.
    Anlass des Rücktritts sei seine Aussage in einer Internet-Livesendung in der Nacht zum Sonntag. Arestowytsch hatte dort als eine mögliche Ursache für den Einschlag einer russischen Rakete in Dnipro die ukrainische Flugabwehr genannt. In der Nacht zum Dienstag entschuldigte sich Arestowytsch für die Äußerung bei den Hinterbliebenen.
    Nach der Äußerung schlug dem 47-Jährigen Entrüstung entgegen. Er wurde unter anderem der Arbeit für die russische Propaganda bezichtigt. Die ukrainische Luftwaffe wies zudem die Möglichkeit zurück, dass sie in der Lage sei, russische Überschallraketen des Typs Ch-22 abzufangen. Vorherige offizielle Veröffentlichungen dazu seien nicht richtig gewesen.

    London: Kreml hatte Energie-Infrastruktur im Visier

    Das britische Verteidigungsministerium erklärte, Russland habe bei dem Raketenbeschuss am Wochenende erneut die ukrainische Energie-Infrastruktur im Visier gehabt. Bei dem Geschoss, das in den Wohnblock in Dnipro eingeschlagen sei, handle es sich um eine Antischiffsrakete, die dafür bekannt sei, dass sie beim Einsatz gegen Ziele an Land nicht treffgenau sei, weil ihr Radarsystem Ziele in bewohnten Gebieten nur schlecht auseinanderhalten könne.
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    Quelle: AP, dpa, AFP

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