CNN-Townhall: Trump lügt weiter - ein schamloses Spektakel

    Kommentar

    Ex-Präsident bei CNN-Townhall:Trump lügt weiter - ein schamloses Spektakel

    von Elmar Theveßen
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    Ungewohnt die Bühne, bekannt die Lügen: Beim Bürgerforum von CNN wiederholt Donald Trump seine demokratiefeindliche Propaganda. Auch für den Sender ein Desaster.

    Kommentar: Elmar Theveßen - Donald Trump
    Quelle: ZDF/AP

    Wenn Starjournalisten, sichtlich angewidert, nach einer Sendung ihres Arbeitgebers mühsam den Sinn der Übung herausanalysieren müssen; wenn sie Donald Trumps hanebüchene Lügen, rassistische und sexistische Ausfälle, seine Verhöhnung des Opfers seines sexuellen Übergriffes, seine Verherrlichung verurteilter Gewalttäter und seine Beleidigungen gegen Polizisten, Amtsträger und ihre eigene Kollegin bewerten müssen, belegen sie damit das Versagen ihrer Bosse.
    Ob CNN die Townhall mit Donald Trump aus Quotengier ansetzte oder ob es ein Testlauf für den unvermeidlichen Umgang mit dem führenden Präsidentschaftskandidaten der Republikaner sein sollte, es wurde zum Desaster.

    Zu weiten Teilen nur Republikaner im Publikum

    Schon die Inszenierung war eine Verletzung aller journalistischen Standards: Ein frisch für einen sexuellen Übergriff Verurteilter, der für die Verletzung von Wahlgesetzen angeklagt ist und gegen den wegen einer Reihe weiterer Straftaten ermittelt wird, durfte mehr als eine Stunde schamlos Propaganda machen, vor bestellten Claqueuren.
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    Das gesamte Publikum bestand aus Republikanern oder angeblich unabhängigen Wählern, doch fast alle Fragestellerinnen hatten 2020 für Donald Trump gestimmt.
    Die Moderatorin Kaitlan Collins ist eine großartige Journalistin, aber mit diesen Rahmenbedingungen gaben ihre Chefs dem abgewählten Ex-Präsidenten die Gelegenheit, sie trotz souveräner, kritischer Nachfragen vor Millionen von Fernsehzuschauern lächerlich zu machen. Wenn sie eigentlich hätte nachsetzen müssen, war sie gezwungen, die nächste Publikumsfrage aufzurufen – keine einzige davon war kritisch.

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    Altbekannte Lügen

    Durch dieses schamlose und unwürdige Spektakel haben wir nichts gelernt, was wir nicht schon vorher wussten: Trump lügt weiter, nicht nur zur angeblich gestohlenen Wahl; ihm fehlt es an Anstand und Respekt gegenüber Fakten, gegenüber allen, die anderer Meinung sind, gegenüber seinen Opfern und den Opfern seiner Politik.
    Er hat keine neuen Vorschläge, wie er Probleme lösen will: die Schuldenkrise, die er selbst in seiner Amtszeit massiv verschärft hat, die Inflation, den Ukraine-Krieg, die illegale Einwanderung, den Streit um das Abtreibungsrecht. Immerhin wissen wir nun, dass er nach einer Wiederwahl viele der verurteilten Aufständischen vom 6. Januar begnadigen würde.

    "Town Hall für den Typen, der versucht hat, mich umzubringen"

    Ich teile die Empörung des Polizeibeamten Michael Fanone, der beim Sturm aufs Kapitol verletzt wurde: "CNN veranstaltet eine Town Hall für den Typen, der versucht hat, mich umzubringen." Und nicht nur ihn, auch die amerikanische Demokratie. Trumps letzte Antwort auf die Frage, ob er das Ergebnis der nächsten Wahl akzeptieren würde:

    Wenn ich finde, dass es eine ehrliche Wahl war, würde ich das Ergebnis akzeptieren.

    Donald Trump

    Donald Trump hält eine Wahl nur dann für ehrlich, wenn er gewinnt. Von all dem waren die CNN-Starjournalisten, wie gesagt, offensichtlich angewidert - hoffentlich auch von ihrem eigenen Sender als Bühne für Trumps demokratiefeindliche Propaganda.

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