US-Wahlkampf Trump vs. DeSantis: Wer gewinnt die Basis?

    US-Wahlkampf der Republikaner:Trump vs. DeSantis: Wer gewinnt die Basis?

    von Alexandra Hawlin und Lara Wiedeking
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    In Werbespots attackiert Ex-Präsident Trump den Gouverneur von Florida - und umgekehrt. Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner fließen jetzt schon Millionen.

    Ein Mann hält ein Schild, das den Gouverneur von Florida und wahrscheinlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2024, Ron DeSantis, und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt in Simi Valley, Kalifornien, USA, am 05.03.2023
    Das Rennen um die Präsidentschaftskandidatur für die Republikaner ist noch offen.
    Quelle: Reuters/Allison Dinner

    "Je mehr Sie über DeSantis erfahren, desto mehr sehen Sie, dass er unsere Werte nicht teilt", heißt es in einem Werbespot, der im April landesweit auf Fox News und CNN zu sehen ist. DeSantis habe sich für die Kürzung von Sozialleistungen eingesetzt und die Erhöhung des Rentenalters, so die Stimme im Wahlkampf-Video.
    Die Kampagne für den Republikaner aus Florida schlägt zurück: "Trump sollte die Demokraten bekämpfen, statt über Gouverneur Ron DeSantis zu lügen."

    Wer hinter den Kampagnen für Trump und DeSantis steckt

    Während Joe Biden noch nicht einmal offiziell seine Kandidatur bekanntgegeben hat, ist das Rennen unter den Republikanern bereits auf einem neuen Level. Mehrere Millionen Dollar werden schon jetzt in die Wahlkampfmaschine gespuckt. Hinter den Werbevideos stecken zwei Gruppen: MAGA Inc., die Ex-Präsident Donald Trump unterstützt, und Never Back Down, die hinter Gouverneur DeSantis steht. Zusammen haben diese bereits 7,5 Millionen Dollar ausgegeben.
    MAGA Inc. investiert ausschließlich in Kabel-TV wie Fox News und CNN. Never Back Down konzentriert sich vor allem auf die Bundesstaaten, die wichtig für die Nominierung des Präsidentschaftskandidaten sind. Never Back Down hat nach eigenen Angaben bereits 30 Millionen Dollar gesammelt und hat für den Wahlkampf ein Budget von insgesamt 110 Millionen Dollar. MAGA Inc. meldete Ende 2022 ein Guthaben von 54,1 Millionen Dollar.

    Trump oder DeSantis: Wer derzeit die besseren Chancen hat

    Während Trump seine Position als erfahrener, landesweit bekannter Ex-Präsident verteidigt, muss Ron DeSantis sich vielen Wählern erst noch vorstellen. Der 44-jährige Gouverneur wagt es dabei aber nicht, Trump schärfer anzugreifen.
    Michael Steele ist ehemaliger Vorsitzender der Republikaner und seit Jahren prominenter Trump-Kritiker.

    Keiner von ihnen schafft es klarzumachen, warum genau er der Kandidat der Republikaner sein sollte.

    Michael Steele, ehemaliger Vorsitzender der Republikaner

    "Sie sind immer noch so auf Donald Trump fixiert, was vor allem daran liegt, dass die Basis hinter ihm steht. Die anderen haben keinen Draht zur Basis, können keine Alternative zu ihm bieten", so Steele.

    Gender-Themen als rotes Tuch

    In Midland, Michigan, ist Ron DeSantis Ehrengast beim Frühlings-Frühstück der lokalen Republikaner. Für viele in der Partei gilt DeSantis als neuer Hoffnungsträger.
    Er war auf Elite-Universitäten wie Harvard und Yale, hat im Irak-Krieg die Navy Seals beraten, gilt als jung, smart und erzkonservativ. Der dreifache Familienvater hat sich ganz dem Kulturkampf verschrieben, verbannt Bücher über Rassismus wie etwa Biographien über die Bürgerrechtlerin Rosa Parks, verbietet in Schulen bis zur 12. Klasse, über Gender und sexuelle Orientierung zu informieren.

    Anklage schadet Trump bisher noch nicht

    Bei dem Frühstück mit rund 650 geladenen Gästen gibt sich Ron DeSantis wie so oft distanziert. Kein Händeschütteln mit den Fans, keine Selfies. Keine Interviews oder Fragen von Journalisten sind erlaubt. Solange er im Raum ist, darf sich die Presse nicht frei bewegen - auch nicht nach draußen, um mit Protestierenden zu sprechen.
    In Umfragen liegt Ron DeSantis unter Republikanern aktuell auf Platz 2 - klar hinter Trump. Seit der Anklage hat sich der Abstand zwischen den beiden noch vergrößert.

    Wie die republikanische Basis auf die Anklage gegen Trump reagiert

    Die Basis hält weiter treu zu Trump. Das zeigt sich in Fauquier County in Virginia. Allen Stevenson feuert sein Sturmgewehr ab. Die Zielscheibe klebt an einem Baum in seinem Garten. Die Waffe des Typs AR-15 hat er sich in der Wahlnacht 2020 gekauft, als Donald Trump als Präsident abgewählt wurde - aus Angst, der Demokrat Joe Biden werde es verbieten.
    Der 30-Jährige ist Mitglied bei den Jungen Republikanern und überzeugter Trump-Wähler. Die Anklage gegen den Ex-Präsidenten bezeichnet der Ex-Marine als eine "unverhohlene politische Verfolgung".
    Damit ist Stevenson nicht allein. Umfragen zeigen, dass rund 94 Prozent der Republikaner die Anklage gegen Trump für politisch motiviert halten. Die Anklage komme seinem Präsidenten aber gelegen. "Das ist eine der besten, kostenlosen Werbekampagnen, die er je bekommen hat", sagt Stevenson. Er wünscht sich, dass Trump 2024 wieder ins Weiße Haus einzieht.

    Trump als verurteilter Straftäter im Weißen Haus?

    Politische Beobachter wie Michael Steele rechnen damit, dass die Anklage Donald Trump Aufwind gibt und er die Primaries, die Vorwahlen der Republikaner, gewinnen und damit der Präsidentschaftskandidat der Partei werden könnte.
    Im Fall einer Verurteilung könnte Trump aber für eine breite Wählerschaft bei den Präsidentschaftswahlen unattraktiv sein.
    "Bei den Primaries geht eine ganz bestimmte Gruppe von Republikanern zur Wahl und das sind Trumps treue Anhänger", so Steele. Anders könnte es bei der Präsidentschaftswahl 2024 sein.

    Für viele Amerikaner könnte ein angeklagter Kandidat wie Trump unwählbar sein. 

    Michael Steele, ehemaliger Vorsitzender der Republikaner

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