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Interview

Debatte um Wagenknecht : Gysi: "Die Partei nicht ewig quälen"

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Gegor Gysi ist ein Urgestein der Linken. Warum er nicht an den Erfolg einer Wagenknecht-Partei glaubt - und will, dass Wagenknecht schnell eine Entscheidung trifft.

Gregor Gysi
"Versuche, zu vermitteln": Gregor Gysi (Archiv)
Quelle: dpa

ZDFheute: Herr Gysi, Sie waren schon immer Versöhner und sollen auch diesmal vermitteln zwischen Sahra Wagenknecht und der Parteispitze. Wie ist die Lage?

Gysi: Nun, wir haben neue Mehrheitsverhältnisse seit dem Parteitag und auch im Bundesvorstand. Die haben bestimmte Vorstellungen und berücksichtigen die Tradition der Linken ein bisschen zu wenig. Ich versuche, zu vermitteln, weil ich finde, dass die beiden Seiten auch wieder nicht so weit auseinander liegen, dass wir zwei Parteien bräuchten, und weil ich ziemlich sicher bin, dass es dann beide schwer haben werden.

ZDFheute: Sie sprechen von Frau Wagenknecht und ihren Überlegungen, eine Partei zu gründen. Warum glauben Sie, dass eine solche Partei es schwer hätte?

Gysi: Also erstens bin ich dagegen, dass sie eine Partei gründet, das wäre ja eine Konkurrenz zu meiner eigenen Partei. Dann würden diese beiden Parteien natürlich auch ordentlich aufeinander losgehen, und ich weiß nicht, ob das unsere Gesellschaft braucht. Zweitens, wenn jetzt gesagt wird: Nach Umfragen wird Sahra Wagenknechts Partei hoch hinausgehen - da glaube ich nicht dran.

Sie wird drei Monate lang einen Boom erleben, und dann geht es wieder bergab.

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Außerdem braucht man ja auch 16 Landesverbände. Man braucht mindestens 20 Büros und das muss auch alles bezahlt werden. Das klingt so einfach, ist aber schwierig. Und drittens, die Neugründung einer Partei, wissen Sie, weshalb die meines Erachtens auch nicht geht? Weil es dazu eine Stimmung geben muss in der Gesellschaft. Im Augenblick gibt es aber keine solche linke Stimmung in unserer Gesellschaft.

ZDFheute: Sie bemühen sich ja nun schon seit mehreren Monaten, die Parteispitze und Frau Wagenknecht miteinander zu versöhnen. Ein gemeinsames Papier soll am Ende von der Parteispitze nicht unterzeichnet worden sein. Wie ist da der Stand?

Gysi: Also erstens sollten sie es gar nicht unterzeichnen. Sie sollten bloß sagen, dass sie es im Kern gut finden, was wir vorlegen. Aber mit der unterschiedlichen Haltung zur Friedensdemo von Alice Schwarzer und Sahra Wagenknecht auf der einen Seite und der Parteiführung auf der anderen Seite ist es im Augenblick sehr schwierig, diese Zusammenführung hinzubekommen. Ich meine, Sahra und ich hatten uns auf ein Papier verständigt - das ist ja auch nicht so leicht. Da mussten wir beide auch über unseren Schatten springen. Aber es ist uns trotzdem gelungen … Na schön, wir werden weiter sprechen. Aber Sie haben Recht: Es ist schwierig.

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ZDFheute: Sehen Sie auch ein Versäumnis bei der Parteispitze, nicht selbst mobilisiert zu haben zu einer großen Friedenskundgebung am Jahrestag des Kriegsausbruchs?

Gysi: Die Parteispitze hatte eigentlich vor, viele Friedensdemonstrationen zu unterstützen. Die Kundgebung, die in Berlin stattfand, die hätte auch unsere Kundgebung werden können - war sie aber leider nicht. In dieser Zeit ist es besonders wichtig, dass die Linke als Friedenspartei wahrgenommen wird. Sie würde einen beachtlichen Teil der Bevölkerung vertreten.

ZDFheute: Frau Wagenknecht hat nun gesagt, dass sie nicht mehr für die Linke kandidieren wird. Sie spekuliert öffentlich über eine Parteigründung. Warum tritt sie nicht einfach aus?

Gysi:  Ich kann mir das erklären, aber das müssen Sie am Ende Sahra Wagenknecht selbst fragen. Also ich kann nicht ausschließen, dass tatsächlich eine neue Partei gegründet wird, aber vielleicht eben auch nicht. Wissen Sie, man sollte sich nie gleichsetzen mit anderen, aber ich weiß, wie so eine Stimmung aussieht, wenn man unbedingt etwas Neues machen will, eine Partei gründen will. Ich war im Dezember 1989 wild entschlossen, und dass Sahra jetzt so wild entschlossen ist, eine neue Partei aufzubauen - da bin ich nicht sicher. Letztlich entscheidet sie aber mit anderen zusammen darüber, nicht ich.

Nur eins geht nicht: dass wir uns monatelang mit dieser Frage beschäftigen und uns nicht inhaltlich konzentrieren auf die Fragen, die notwendig sind.

Deshalb kann ich nur sagen: Wenn Leute das vorhaben, dann sollen sie es schnell machen, und nicht die Partei ewig quälen.

ZDFheute: Vielen Dank, Herr Gysi, für dieses Gespräch.

Das Interview führte Andrea Maurer, Korrespondentin im ZDF-Hauptstadtstudio

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