Heusgen: Atomwaffen etwas, das "Frieden gebracht hat"

    Interview

    Chef der Sicherheitskonferenz:Heusgen: Atomwaffen haben "Frieden gebracht"

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    Christoph Heusgen, Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, zeigt sich offen für Diskussionen über europäische Atomwaffen - und nennt Bedingungen für ein Ende des Ukraine-Kriegs.

    Heusgen: "Es ist kurz vor 12"
    "Alle sehen, wie die Gefahr gewachsen ist", sagt Christoph Heusgen, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz. Er habe den Eindruck, es sei ein Ruck durch die EU gegangen.18.02.2024 | 6:49 min
    Die Münchner Sicherheitskonferenz ist Sonntagmittag zu Ende gegangen. Im voraufgezeichneten Interview mit Anne Gellinek blickt Christoph Heusgen, Chef der Konferenz und ehemaliger Berater Angela Merkels, auf die Verhandlungen zurück.
    Das sagt er im ZDF heute journal über ...

    ... die Kriegsgefahr in Europa

    "Die Gefahr ist sehr groß", sagte Christoph Heusgen und erklärte gleichzeitig mit Blick auf die Beratungen in München, dass er die Hoffnung habe, dass aufgrund der "Gespräche, die geführt worden sind, aufgrund der Atmosphäre, die wir hatten, dass wir vielleicht jetzt diese Gefahr schon ein bisschen herab mildern".
    Thomas Reichart bei der Münchner Sicherheitskonferenz
    Der ukrainische Präsident Selenskyj warnte davor, dass Putin die Welt in eine Katastrophe führt, wenn man nicht handele. Dazu Thomas Reichart von der Münchener Sicherheitskonferenz.17.02.2024 | 1:10 min

    ... den Auftritt Julia Nawalnajas

    Auf der Sicherheitsheitskonferenz gab es zwar keine offiziellen Vertreter Russland. Das Land sei aber "indirekt" dabei gewesen durch die Witwe des Oppositionellen Alexej Nawalny. "Diese Frau hat eine unglaubliche Stärke gezeigt, indem sie hier aufgetreten ist, geredet hat", sagte Heusgen über Julia Nawalnaja.

    Wir hatten anschließend einen gewissen Ruck durch diese Konferenz.

    Christoph Heusgen

    München, 16.02.2024: Nawalnys Frau auf Münchener Sicherheitskonferenz
    Nawalny ist im russischen Straflager gestorben. Seine Witwe erfährt auf der Münchner Sicherheitskonferenz von seinem Tod und fordert die Bestrafung Putins.17.02.2024 | 3:26 min

    ... Europas Verteidigungsfähigkeit

    Dieser "Ruck" sei auch durch die europäischen Länder gegangen, so Heusgen. "Wir müssen hier unsere europäische Verteidigung stärken", forderte er. Deutschland und Bundeskanzler Olaf Scholz hätten dabei ihre Führungsrolle gezeigt. Mit Blick auf die Verteidigungsausgaben gemessen am Bruttoinlandsprodukt sagte er: "Wir machen zwei Prozent und wir müssen jetzt sehen, dass wir in Europa unsere Hausaufgaben machen. Es ist kurz vor zwölf."

    Ich habe schon klar gesehen, hier ist der Wille. Die Frage ist, geht es schnell genug.

    Christoph Heusgen

    Gleichzeitig machte er deutlich: "Wir müssen irgendwie zurückkommen zu Zeiten, die wir bis zur Wiedervereinigung hatten, wo drei bis vier Prozent des Volksvermögens für Verteidigung ausgegeben worden sind."
    Er zeigte sich zuversichtlich, dass Europa nun militärisch selbstständiger werde. Zwei Dinge sprechen aus seiner Sicht dafür: "Auf der einen Seite, was in den USA passiert, auf der anderen Seite vor allen Dingen, was Wladimir Putin macht, der ja vor nichts zurückschreckt, wie wir jetzt wieder erlebt haben."
    Auf der Münchener Sicherheitskonferenz wurde besprochen, dass Europa mehr für Sicherheit ausgeben muss.
    Thema der Münchener Sicherheitskonferenz ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Scholz forderte die EU-Mitglieder auf, Kiew mehr Hilfe zu leisten.17.02.2024 | 1:57 min

    ... europäische Atomwaffen

    "Wofür stehen Atomwaffen? Atomwaffen stehen dafür, was Europa im Kalten Krieg den Frieden gebracht hat", sagte Heusgen.

    Das ist ein Instrument der Abschreckung.

    Christoph Heusgen

    "Das Wichtigste ist doch unsere Sicherheit, dass wir die garantieren können. Und da, finde ich, sollte man über solche Elemente durchaus reden", erklärte er weiter.
    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron trifft den den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk
    Trumps Äußerungen zur NATO sorgen für Aufsehen – und führen zu internationalen Diskussionen darüber, ob es eigene Atomwaffen in der EU braucht. 13.02.2024 | 1:19 min

    ... mögliche Verhandlungen im Ukraine-Krieg

    Verhandlungen könne es laut Heusgen nur geben, wenn Verhandlungsbereitschaft bestünde. "Es scheitert ja zum jetzigen Zeitpunkt schon daran, dass Wladimir Putin die Existenz der Ukraine nicht anerkennt. Er kennt die Regierung nicht an. Also da sind wir noch weit von weg", sagte er.
    Aber jeder Konflikt komme irgendwann zu einem Ende und "hoffentlich zu einem Ende, das dann auch irgendeine vertragliche Form findet".
    Wichtig sei dabei aber, dass die Ukraine Garantien bekäme. "Bis hin zu einer Nato-Mitgliedschaft. Dass Wladimir Putin, wenn ihm die Laune danach ist, nicht schon wieder in dieses Land einfällt", so der Sicherheitsexperte.
    Julija Nawalnaja auf der Münchener Sicherheitskonferenz
    Die Münchner Sicherheitskonferenz blickte auf den Zustand der Welt und zeigte ein Amerika, das sich als Schutzmacht Europas und der Ukraine erneut zu verabschieden droht. 19.02.2024 | 1:30 min

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