Der Innenminister und sein Vize tot, der Verteidigungsminister dementiert Korruptionsvorwürfe, ein Kollege von ihm wird gefeuert: Mitten im Krieg hat Kiew noch andere Probleme.
Moskau meldet kleinere Erfolge bei seinem Eroberungsfeldzug gegen die Ukraine, doch die Führung in Kiew ist mit sich selbst beschäftigt. Während sich Präsident Wolodymyr Selenskyj emotional von seinem Innenminister Denys Monastyrskyj verabschiedet hat, der am Mittwoch bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommen ist, werden zwei Ministerien im Land - darunter das für den Krieg so wichtige Verteidigungsministerium - mit Korruptionsvorwürfen konfrontiert.
Selenskyj sagte in seiner täglichen Videoansprache:
Im Gegensatz zu den meisten anderen Videobotschaften, die er seit Beginn des russischen Angriffskriegs verbreitet hatte, nahm Selenskyj weder Bezug auf das aktuelle Geschehen an der Front noch auf die Forderungen an den Westen, wo speziell in Deutschland eine scharfe Debatte um Panzerlieferungen an die Ukraine läuft.
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Verteidigungsminister muss sich verantworten
Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow soll unterdessen nach offiziellen Angaben vor dem Parlament in Kiew zu Berichten über überteuerte Lebensmittelankäufe für die Armee Stellung nehmen.
Sehen Sie hier ein Interview mit Präsidentenberater Mychajlo Podoljak über die Aussichten der Ukraine nach fast einem Jahr Krieg:
ZDF-Reporterin Katrin Eigendorf im Interview mit Mychajlo Podoljak, dem Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.
Resnikow sei zu einer Anhörung geladen, sagte die Vize-Vorsitzende des Rada-Ausschusses für nationale Sicherheit, Verteidigung und Aufklärung, Marjana Besugla, am Samstag im nationalen Rundfunk, Suspilne Media. Zudem werde der Rechnungshof das Verteidigungsministerium unter die Lupe nehmen.
Überteuerte Lebensmittel für Armee gekauft
Zuvor hatten Medienberichte in Kiew Wirbel ausgelöst, wonach das Verteidigungsministerium Lebensmittel für die Verpflegung seiner Soldaten zu Preisen ankaufe, die bis zu dreimal so hoch sind wie die Einzelhandelspreise im Geschäft. Bei dem Vertrag über 13 Milliarden Hrywnja (gut 300 Millionen Euro) soll es sich nicht um die Verpflegung der Soldaten an der Front, sondern im Hinterland handeln.
Das Ministerium dementierte am Sonntag: Die Verpflegung für die Soldaten sei gemäß "dem gesetzlich festgelegten Verfahren" gekauft worden. Anderslautende Medienberichte seien "falsch". Es werde eine Untersuchung eingeleitet wegen der Verbreitung dieser "irreführenden" Informationen, die den "Verteidigungsinteressen" der Ukraine schadeten.
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Bestechung: Vize-Infrastruktur-Minister entlassen
Derweil ist Medienberichten zufolge in einem anderen Ministerium der Vizeminister wegen der Annahme einer sechsstelligen Bestechungssumme festgenommen worden. "Das Nationale Antikorruptionsbüro hat beim Vize-Minister für die Entwicklung von Gemeinden, Territorien und Infrastruktur, Wassyl Losynskyj, eine Hausdurchsuchung durchgeführt und ihn festgenommen", berichtete die Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" am Samstag. Das Ministerium hat bereits auf den Bericht reagiert und den Spitzenbeamten entlassen.
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