Wie Künstliche Intelligenz Kriege beeinflussen kann

    Interview

    Bundeswehr-Experte:Wie KI Kriegsverläufe beeinflussen kann

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    Zur Verteidigung gegen Russland setzt die Ukraine auch Künstliche Intelligenz ein. Wie entscheidend intelligente Systeme im Kriegsverlauf sind, erklärt Militärexperte Gary Schaal.

    Ob für die Steuerung von Drohnen oder die Auswertung von Satellitenbildern: Das ukrainische Militär nutzt Künstliche Intelligenz zur Verteidigung gegen den russischen Angriffskrieg.
    Zugleich ist die Tendenz eindeutig: Erfolgreiche Kriegsführung hängt immer stärker ab vom Grad der Technologisierung. Doch wie kriegsentscheidend sind intelligente Systeme mittlerweile? Einschätzungen von Gary Schaal, Leiter der Bundeswehr-Denkfabrik "German Institute for Defense and Strategic Studies" (GIDS), bei ZDFheute live.
    Sehen Sie das ganze Interview oben im Video und lesen Sie es hier in Auszügen. Das sagt Militärexperte Gary Schaal ...

    ... zur Bedeutung von Künstlicher Intelligenz im Ukraine-Krieg

    Künstliche Intelligenz könne auf Basis von Daten "andere Entscheidungen" treffen "als Menschen das tun würden". Vor dem Hintergrund habe die Nutzung von Künstlicher Intelligenz einen Vorteil:

    Sie ist schneller und sie führt zu anderen Entscheidungen. Ob sie dann besser ist, müsste man erstmal in Simulationen überprüfen. Aber sie hat einen Vorteil: Den Überraschungsmoment.

    Gary Schaal, Leiter der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS

    Sowohl auf ukrainischer als auch auf russischer Seite werde Künstliche Intelligenz im Krieg eingesetzt. Damit meine er jede Form der algorithmischen Aufarbeitung von Daten, betont Schaal.

    US-Firma Palantir
    :Künstliche Intelligenz im Ukraine-Krieg

    Der Ukraine-Krieg wird auch mit Künstlicher Intelligenz geführt. Die Firma Palantir des umstrittenen Silicon-Valley-Milliardärs Peter Thiel liefert nun ein wichtiges Werkzeug.
    von Julia Klaus
    Ein ukrainischer Soldat beobachtet am Sonntag, den 25. Dezember 2022, eine Drohne aus einer unterirdischen Kommandozentrale in Bachmut, Gebiet Donezk, Ukraine
    Gerade die automatisierte Identifikation von Zielen mit Drohnen, die Künstliche Intelligenz nutzen, sei "sehr relevant für die Ukraine und die Entwicklung des Krieges". Dabei gehe es um die Auswertung von Bildmaterial, aber auch von abgehörten Funksprüchen.
    Wo früher beim Einsatz von Artillerie und Feuerleitsystemen bei menschlicher Bedienung vielleicht 30 Minuten vergingen, dauere es mit Künstlicher Intelligenz zwei bis drei Minuten. Die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz im Kriegseinsatz fasst Schaal so zusammen:

    Sie ist kein Game-Changer, weil sie auf beiden Seiten benutzt wird, aber ein Game-Veränderer, weil tatsächlich die Seite, die es nicht nutzen würde, meines Erachtens relativ schnell verlieren würde. Die Seite, die sie nutzt, aber nicht notwendigerweise gewinnt.

    Gary Schaal, Leiter der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS

    Auch der Weltsicherheitsrat hat sich mit Künstlicher Intelligenz beschäftigt. Mehr dazu im Video:

    ... zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Bundeswehr

    Deutschland sei etwa vom Einsatz eines Robotergenerals "weit entfernt". In der Bundeswehr sei es "vollkommen klar", dass die Verantwortung bei einem Menschen liegen müsse, so Schaal. Die Bundeswehr habe KI-Systeme, die Entscheidungen unterstützen, die auch immer wichtiger würden. Damit könnten Daten erheblich schneller aufgearbeitet werden.

    Damit man dann als Mensch mehr Zeit hat, um informierte, ethisch, moralisch informierte Entscheidungen zu treffen.

    Gary Schaal, Leiter der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS

    Künstliche Intelligenz könne so ermöglichen, den Mensch wieder stärker in automatisierte Abläufe zu integrieren. Der Einsatz sei daher ein "ambivalenter Prozess".
    Es gebe aber auch intelligente Systeme, bei denen der Mensch keine Zeit mehr habe zu reagieren: sogenannte Hyperschallwaffen. Bei ihrem Einsatz sei die "Wahrscheinlichkeit von Kollateralschäden" aber "ausgesprochen gering".

    ... zu Künstlicher Intelligenz beim Einsatz von Drohnen

    Beim Einsatz von Drohnen in Gebieten mit Zivilisten hingegen seien "potentielle Kollateralschäden so groß", dass man sich sehr gut überlegen müsse, mit welchem Autonomiegrad diese Systeme eingesetzt werden sollten.
    Es sei eine Frage der Programmierung, nach welchen ethischen Kriterien eine autonome Drohne Entscheidungen treffe. Organisationen für internationale Standardisierung etwa versuchten, "unsere ethischen Standards" in diese Systeme zu packen.

    Künstliche Intelligenz macht genau eins: Sie zeigt uns auf, wo wir als Gesellschaft stehen und wofür wir stehen.

    Gary Schaal, Leiter der Bundeswehr-Denkfabrik GIDS

    Dass die Gesellschaft keinen Konsens in vielen dieser Fragen habe, zeige teilweise, dass wir uns vor der ethischen Frage drücken, was uns wie viel Wert sei. Das Minimum der Ethik sei das Recht und die Genfer Konvention, so Schaal.
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