Expertin: Auch 2023 kein Kriegsende in Ukraine in Sicht
Expertin Major zu Ukraine:"Wahl zwischen Krieg und Vernichtung"
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"Der Krieg wird noch lange Zeit dauern", sagt Sicherheitsexpertin Major. Eine Chance für Friedensgespräche sieht sie nicht, Kiew habe nur die Wahl zwischen Krieg und Vernichtung.
Zerstörungen in Kiew nach russischem Beschuss (Archivbild)
Quelle: dpa
Russlands Krieg in der Ukraine wird nach Einschätzung einer Sicherheitsexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) auch im Jahr 2023 nicht beendet werden. "Der Krieg wird noch lange Zeit dauern", sagte Claudia Major, die Leiterin der SWP-Forschungsgruppe Sicherheitspolitik dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Die Ukraine brauche mehr Waffen, um Russland entscheidend zurückzudrängen: "Um die russische Kommunikation, Logistik, Führung zu bekämpfen, braucht sie Drohnen, Artillerie und Raketenartillerie mit größerer Reichweite", erklärte Major dem RND. "Um weitere Gebiete zu befreien, benötigt sie Kampfpanzer und Schützenpanzer."
Moskaus militärische Fähigkeiten eingeschränkt
Die Expertin hält Moskau aktuell nicht für fähig, weitere großangelegte Angriffe zu unternehmen: "Derzeit sehe ich bei Russland nicht die notwendigen militärischen Fähigkeiten, bis nach Moldau zu marschieren", sagte sie. Auch zu "einem Landsturm auf Kiew ist Russland militärisch derzeit nicht in der Lage".
... arbeitet als sicherheitspolitische Expertin für die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählt die europäische Verteidigungspolitik im transatlantischen Kontext.
"Trotzdem könnte Russland der Ukraine schwerwiegende Verluste zufügen und sie ausbremsen, allein schon, indem Russland schlecht ausgebildete Rekruten an die Front schickt und weiter die zivile Infrastruktur zerstört", erklärte Major weiter.
Wenig Chancen für Friedensverhandlungen
Für Friedensverhandlungen sieht die Expertin hingegen wenig Chancen. Wer glaube, die Ukraine hätte eine Wahl zwischen Krieg einerseits und Verhandlungen und Frieden andererseits, verkenne komplett die Lage:
In Deutschland hatte SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich zuletzt eine Debatte über mögliche Friedensgespräche in Russland befördert. Er kritisierte an Weihnachten in der "taz", dass Diplomatie in Deutschland "reflexhaft abgelehnt" werde. Diplomatie bedeute aber nicht, "mit Putin bedingungslos oder gar über die Köpfe der Ukraine hinweg zu verhandeln."
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.