Geheimtreffen: "Tage gebraucht, um das zu verarbeiten"

    Migranten und Abschiebe-Debatte :"Tage gebraucht, um das zu verarbeiten"

    von Dina Bogdanski, Magdeburg
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    Seit der Debatte über Abschiebepläne von AfD-Vertretern und Neonazis hat sich der Alltag potenziell Betroffener sehr geändert. "Das verunsichert viele sehr", sagt Eter Hachmann.

    Vorsitzende des Dachverbandes DaMOst zum AfD-Geheimtreffen.
    Die Recherche von Correctiv über das AfD-Geheimtreffen hat bei Migrantinnen und Migranten zu Verunsicherung geführt, so die Vorsitzende des DaMOst Eter Hachmann.18.01.2024 | 3:07 min
    In ganz Deutschland demonstrieren Tausende Menschen gegen die AfD und rechtsextreme Umtriebe. Auslöser der Demonstrationen sind die Recherche des Netzwerks "Correctiv" über ein Treffen, bei dem sich AfD-Politiker*innen mit Rechtsextremen über Vertreibungspläne beraten haben sollen. Was sagen Betroffene zu den Abschiebeplänen?
    Eter Hachmann, Vorstandsvorsitzende des Dachverbands der Migrant*innenorganisation in Ostdeutschland (DaMOst), meint:

    Ich habe fast drei Tage gebraucht, um das für mich zu verarbeiten.

    Eter Hachmann, Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland

    Der Dachverband vertritt die Interessen von Menschen mit Migrationshintergrund in den neuen Bundesländern. Ihr Ziel: Gleichberechtigte Teilhabe für alle.

    Potenziell Betroffene reagieren auf Geheimplan

    Seitdem "Correctiv" seine Recherche zum Geheimtreffen veröffentlicht hat, ist viel passiert. Zahlreiche Politiker und Politikerinnen sprachen sich für ein Verbotsverfahren der AfD aus. Das AfD-Geheimtreffen wurde im Bundestag beraten. AfD-Fraktionsvorsitzende Alice Weidel beendet die Zusammenarbeit mit ihrem Vertrauten Roland Hartwig, der ebenfalls am Geheimtreffen teilgenommen haben soll.
    Auch in den Sozialen Medien wird das Treffen zum Thema. Viele junge Menschen veröffentlichten Videos auf der Plattform TikTok mit der Unterschrift: "POV (Point of view, zu Deutsch: Aus meiner Perspektive, Anm. Red.): Das Leben, nachdem uns die AfD abgeschoben hat." Im Hintergrund zu sehen, Sonne, Strand und Spaß - meistens sind es Videos aus dem Heimatland der Eltern oder Großeltern.
    Brandenburg, Potsdam: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen), Außenministerin, stehen während der Demonstrationen «Potsdam wehrt sich» auf dem Alten Markt.
    Nach Enthüllungen über ein Treffen von AfD-Politikern und Rechtsradikalen haben in Potsdam Tausende Menschen demonstriert. Auch Olaf Scholz und Annalena Baerbock nahmen teil.14.01.2024 | 0:18 min

    Schock bei Betroffenen

    Trotz der humorvollen Umgangsweise auf TikTok waren die jüngsten Ereignisse für die Betroffenen ein Schock. Eter Hachmann hätte nie gedacht, dass das Ganze so weit geht. Sie ist der Meinung, dass die Menschen, die sich in Potsdam getroffen haben, ganz genau wissen, dass sie die Verfassung und den liberalen Rechtsstaat angreifen. Worte wie Remigration und Deportation seien Fehl am Platz.
    Ihr fehlen die positiven Debatten um Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund. "Was wäre, wenn diese 60.000 ausländischen Ärzte von heute auf morgen einfach nicht mehr da wären? Möchte man die auch deportieren und abschieben? Oder wie geht man damit um?", sagt Hachmann.

    Wollen wir zwischen guten und schlechten Ausländern entscheiden? Was kommt als Nächstes?

    Eter Hachmann, Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland

    Was kommt als Nächstes? Diese Frage beschäftigt nun die ganze Bundesrepublik.
    Hotel in Potsdam, in dem das Treffen im November stattfand, AfD Logo im Vordergrund
    Nahe Potsdam besprachen AfD-Politiker mit Rechtsextremisten Pläne zur "Remigration“. Die Debatte um ein Verbotsverfahren ist neu entfacht worden. ZDFheute live ordnet ein. 11.01.2024 | 30:36 min

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