Ampel: SPD und FDP uneins über weitere Mindestlohn-Erhöhung

    Klingbeil will weitere Anhebung:SPD und FDP uneins bei Mindestlohn-Erhöhung

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    Der Mindestlohn soll bald auf 12,41 Euro steigen: Zu wenig, findet SPD-Chef Klingbeil und fordert weitere Erhöhungen. Die FDP kritisiert den Koalitionspartner für den Vorschlag.

    Archivbild: Lars Klingbeil spricht bei einer Pressekonferenz am 12.06.2023 im Willy-Brandt-Haus.
    Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hält einen Mindeslohn von bis zu 14 Euro für möglich.02.07.2023 | 2:29 min
    SPD-Chef Lars Klingbeil hat seine Forderung nach einer weiteren Anhebung des Mindestlohns bekräftigt. Er werde sich weiter für "angemessene Löhne" einsetzen, sagte Klingbeil. Die nun geplante Anhebung der Lohnuntergrenze um 41 Cent sei nicht ausreichend.
    Die Mindestlohnkommission hatte vergangene Woche vorgeschlagen, den Mindestlohn zum 1. Januar 2024 zunächst auf 12,41 Euro pro Stunde zu erhöhen und zum Jahresbeginn 2025 auf 12,82 Euro. Damit hatte sich die Arbeitgeberseite in der Kommission durchgesetzt.

    Klingbeil fordert Mindestlohn von bis zu 14 Euro

    Klingbeil brachte am Wochenende eine zusätzliche Mindestlohnerhöhung im kommenden Jahr auf bis zu 14 Euro durch die Umsetzung der EU-Mindestlohnrichtlinie ins Gespräch.
    Berlin: Hubertus Heil (SPD), Bundesminister für Arbeit und Soziales, spricht bei einem Pressestatement nach der Vorstellung des Vorschlags der Mindestlohnkommission für den künftigen Mindestlohn.
    Die zuständige Kommission empfiehlt die Mindestlohnerhöhung auf 12,41 Euro ab 2024. Die Gewerkschaften halten die Erhöhung für zu gering und stellen sich gegen die Empfehlung.26.06.2023 | 1:30 min
    Es sei nun eine politische Debatte nötig, forderte Klingbeil. "Aber ich werde jetzt nicht Verfahren der Mindestlohnkommission in Frage stellen." Er wolle wie Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Verfahren festhalten. Die Ampel-Koalition hatte im vergangenen Jahr eine Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro beschlossen. Dieser Eingriff der Politik in die Lohnfindung galt als Ausnahme.

    SPD-Chef kritisiert Vorgehen der Arbeitgeber

    Aber es gebe im November nächsten Jahres die Umsetzung der europäischen Mindestlohnrichtlinie, die einen höheren Mindestlohn von 13,50 bis 14,00 Euro möglich mache. Dann stelle sich die Frage, ob man in Deutschland umsetzen wolle, was man auf europäischer Ebene in Gang gebracht habe. "Da bin ich dafür, dass wir das tun", betonte Klingbeil, der zugleich harte Kritik am Vorgehen der Arbeitgeber in der Kommission übte.
    Mindestlohn steht in Würfelschrift auf Tisch
    Ab Oktober steigt der Mindestlohn in Deutschland auf 12 Euro. Doch wie stehen wir damit im EU-Vergleich? Wir blicken auf die Regelungen in Luxemburg, Lettland und Italien.29.09.2022 | 3:32 min
    Die von der Mindestlohnkommission beschlossene Erhöhung des Mindestlohns sei zwar besser als der jetzt geltende Mindestlohn von zwölf Euro, aber angesichts der Inflation eben nicht "angemessen", sagte der SPD-Chef. Die SPD werde weiter betonen, was sie in diesem Bereich für richtig halte.

    Ich halte es für kein gutes Vorgehen der Arbeitgeber, dass man diesen Beschluss nicht einstimmig getroffen hat.

    Lars Klingbeil, SPD-Chef

    Die Arbeitgeber hätten den Beschluss damit "politisiert". Auch Kanzler Scholz hatte dies kritisiert.

    FDP gegen weitere Erhöhung des Mindestlohns

    FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai kritisierte die Äußerungen des SPD-Chefs. Vorschläge dieser Art seien "höchst problematisch für den Wirtschaftsstandort Deutschland", sagte Djir-Sarai. Es wäre aus seiner Sicht auch "ein großer Fehler, wenn die Politik sich in die Festlegung der Löhne einmischen würde."
    Auch FDP-Vize-Fraktionschef Lukas Köhler ist gegen eine höhere Aufstockung. "Eine weitere Aushöhlung der Tarifautonomie ist mit der FDP nicht zu machen", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
    Berlin: Steffen Kampeter, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA, r) steht neben Stefan Körzell, Mitglied des Geschäftsführenden Bundesvorstands des Deutschen Gewerkschaftsbundes bei der Vorstellung des Vorschlags für Mindestlohn.
    Laut einem Vorschlag der zuständigen Kommission soll der gesetzliche Mindestlohn ab dem 1. Januar 2024 auf 12,41 Euro steigen. Die Empfehlung fiel nicht einvernehmlich.26.06.2023 | 1:22 min
    Die Höhe des Mindestlohns werde "aus gutem Grund" von den Tarifparteien in der Mindestlohnkommission ermittelt, entgegnete Köhler.

    Denn der Mindestlohn soll eben nicht zum Spielball der Politik werden.

    Lukas Köhler, FDP-Vize-Fraktionschef

    Genau dies geschehe aber "durch Vorstöße wie die von Lars Klingbeil", kritisierte der FDP-Politiker.
    Quelle: AFP, Reuters

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