Stromausfälle in Moldau: Blackout im Schatten des Krieges

    Stromausfälle in Moldau:Energiesorgen im Schatten des Ukraine-Kriegs

    von Wolf-Christian Ulrich
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    Die Regierung in Chisinau fürchtet einen russischen Angriff auf Moldau. Umso größer die Bemühungen, sich zumindest energiepolitisch unabhängig zu machen.

    Wenn Russland in der Ukraine das Stromnetz bombardiert, geht im Nachbarland Moldau das Licht aus.

    Wöchentlich bombardiert Russland die Energie-Infrastruktur in der Ukraine. Und immer, wenn Russland Bomben wirft, ist auch unser System unter Druck.

    Andrej Spînu, stellvertretender Ministerpräsident der Republik Moldau

    Moldau und Ukraine: Gemeinsame Sowjet-Vergangenheit

    Spînu erklärt das Stromnetz auf einer Karte in seinem Büro: Moldau ist eng mit dem Stromnetz in der Ukraine verbunden. Das hat historische Wurzeln, waren doch beide Länder Teil der Sowjetunion. Bis heute ist das stärkste Kraftwerk im Land in Transnistrien, jenem Landesteil, den russische Separatisten verwalten.
    Karte von Transnistrien, Moldau und der Ukraine
    Die abtrünnige Region Transnistrien liegt in Moldau, an der Grenze zur Ukraine.
    Quelle: ZDF

    60 Prozent des Stroms für Moldau werden derzeit dort hergestellt, 20 Prozent kommen aus Rumänien und 20 Prozent aus lokaler Produktion aus Öl und Gas, rechnet der Direktor der Netzgesellschaft Moldelectrica vor.

    Regierung von Moldau zerrissen zwischen geopolitischen Konflikten

    Die pro-westliche Regierung möchte einerseits engere Zusammenarbeit mit Europa, sie möchte aber andererseits auch die Menschen in Transnistrien nicht im Stich lassen, auch, weil dort wichtige Industrieunternehmen sitzen. Die Regierung sitzt also in einer Zwickmühle, bis ins Mark zerrissen zwischen geopolitischen Konflikten.

    Gas-Liefervertrag mit Gazprom verlängert

    Und so verlängerte man einerseits einen Gas-Liefervertrag mit Gazprom für das Kraftwerk in Transnistrien. Andere Quellen kann sich das bitterarme Land nicht leisten.
    Andererseits bemüht man sich darum, einen neuen Hochspannungsring zwischen Rumänien und Moldau zu bauen, der dem Land den Zugang zum Energiemarkt der EU öffnet und das Netz stabilisiert.

    Energie als Kriegswaffe

    Der Direktor der Netzgesellschaft Moldelectrica, Sergiu Aparatu, zeigt das Umspannwerk Chisinau Süd. Hier soll der Hochspannungsring angeschlossen werden. "Energie sollte keine Kriegswaffe sein", sagt der Ingenieur.

    Das Einzige, was uns wirklich helfen kann gegen diese Störungen, ist, selbst genug Strom zu erzeugen. Wir brauchen dringend mehr Groß-Produzenten von erneuerbarer Energie.

    Sergiu Aparatu, Direktor der Netzgesellschaft Moldelectrica

    Aktuell braucht das Land dringend Unterstützung, um mit den hohen Energiepreisen zurechtzukommen. Die Internationale Gemeinschaft, vor allem die EU, geben mehrere Hundert Millionen Euro an Hilfen und Krediten, damit Moldau über den Winter kommt. 1,1 Milliarden Euro hatte Präsidentin Sandu gefordert.

    Gas unbezahlbar geworden in Moldau

    Dass vor allem Gas unbezahlbar geworden ist, spüren die Menschen im ganzen Land. Bei Baustoff-Unternehmer Ion Ignat steht die Produktion deshalb schon seit Oktober still. Bis März kann er seine Leute noch bezahlen. Bis dahin müsse die Situation irgendwie gelöst werden, sagt er.
    Dass Russland die Gaslieferungen als Waffe gegen Moldau einsetzen könnte, habe er schon lange befürchtet. Die Erpressung sei man gewohnt. Staatliche Hilfen will Ignat aber nicht - das bräuchten doch die Familien dringender, sagt er.



    Zwei Bäume für einen warmen Raum im Winter

    Familien wie die von Anisoara Pisica, die einen Kirsch- und einen Wallnussbaum fällten, um damit über den Winter zu kommen. Einen Raum heizt die Mutter für sich und die drei Kinder. Das muss reichen. Der Vater ist nach Deutschland gefahren. Er arbeitet dort, um Geld zu beschaffen, damit die Familie überlebt. Es breche ihr das Herz, eine Familie müsse doch zusammen sein.

    Stromsparmaßnamen für Firmen verfügt

    Die Regierung gibt staatliche Hilfen - soweit sie das überhaupt leisten kann. Und verfügt Stromsparmaßnahmen: Manche Betriebe dürfen nur in Randzeiten arbeiten, um das Netz nicht zu überlasten.
    "Wir kommen schon irgendwie durch", hört man von vielen Leuten. Hoffentlich gebe es bald Frieden in der Ukraine. Und damit auch Sicherheit für die Menschen in Moldau.
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