Wie tickt Trumps Konkurrent Ron DeSantis?

    Hardliner aus Florida:Wie tickt Trumps Konkurrent Ron DeSantis?

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    Er ist kein Mann des Volkes, aber punktet mit knallharter rechter Politik und will Donald Trump Konkurrenz machen. Wofür steht der Republikaner Ron DeSantis?

    Ron DeSantis steht an einem Redepult mit der Aufschrift "Law and Order".
    Der Gouverneur von Florida will im November 2024 US-Präsident werden. In den parteiinternen Vorwahlen der Republikaner muss er gegen seinen ehemaligen Förderer Trump antreten.25.05.2023 | 1:40 min
    Bewahrung der traditionellen Familie, hartes Vorgehen gegen Migranten und Schutz vor "linker Agenda": Das ist die Politik, die der Republikaner Ron DeSantis im Angebot hat. Der Gouverneur von Florida will Präsident der USA werden - seine Bewerbung für die Kandidatur seiner Partei hat er am Mittwoch öffentlich gemacht. Im Moment ist der Hardliner bei den Republikanern der einzige ernstzunehmende Widersacher von Ex-Präsident Donald Trump. Wer ist der Mann, der nach der Wahl 2024 ins Weiße Haus einziehen will?
    Der 44-Jährige hat sich in den vergangenen Jahren strategisch als stramm rechter Macher positioniert. Und der gegenwärtige Kulturkampf in den tief gespaltenen Vereinigten Staaten bietet ihm dafür die perfekte Bühne: Die Taktik des smarten Absolventen der Harvard Law School und Ex-Navy-Mitglieds ist es, Reizthemen mit radikaler rechter Politik medienwirksam zu besetzen und die Konservativen damit hinter sich zu vereinen.
    Menschen mit Plakaten
    Rassismus, Diversität, Gleichberechtigung, sexuelle Orientierung: In den USA wird darüber gestritten, wie solche Themen an Schulen und Hochschulen vermittelt werden.26.04.2023 | 6:15 min
    DeSantis ging aggressiv gegen Transpersonen und Aufklärung über sexuelle Orientierungen in Schulen vor. Damit richtete er sich vor allem gegen die "Woke"-Ideologie. Dieser Begriff diente ursprünglich zum Beschreiben einer Haltung gegen Diskriminierung und Ungerechtigkeit, wird in den USA mittlerweile aber von vielen genutzt, um überzogene linke Korrektheit zu brandmarken.

    DeSantis kämpft gegen die "Woke-Culture"

    Anti-"woke" zu sein, ist DeSantis' Markenzeichen. Den Satz "Florida ist der Ort, an dem Woke stirbt" hat er unter frenetischem Jubel seiner Anhänger Dutzende Male wiederholt. Er sieht sich als aggressiver Gegner linker Politik des medialen und elitären Mainstreams, den rechte Kreise zum Feindbild aufgebaut haben. Ein Mann, der im Angesicht des Bösen nicht mit der Wimper zuckt, für den Nachgeben keine Option ist. Er provoziert Kritik von liberalen Medien, Firmen oder Personen, weil sie ihm Auftrieb verschaffen könnte.
    Das womöglich beste Beispiel ist DeSantis' Politik in der Corona-Pandemie in Florida, die fast ohne Beschränkungen und staatliche Zwangsmittel auskam. Gleichzeitig gingen die Infektionszahlen dort durch die Decke. Er erntete einen Sturm der Entrüstung - doch offenbar hatte er eine große Zahl von Menschen auf seiner Seite, die Umfragewerte wurden immer besser. Der Gouverneur mit der konservativen Bilderbuch-Familie wurde schließlich im November mit einem historisch starken Ergebnis wiedergewählt.
    Ron DeSantis auf einer Pressekonferenz. Im Hintergrund sieht man die USA Flagge
    Der erzkonservative republikanische Gouverneur aus Florida, Ron DeSantis, könnte Donald Trumps größter Rivale werden. 23.04.2023 | 1:12 min

    Musk unterstützt DeSantis im Wahlkampf

    Für seinen Wahlkampfstart entschied sich DeSantis nun für eine bemerkenswerte Plattform. In einer Art Live-Konferenz auf Twitter schilderte er seine Pläne dem exzentrischen Chef des Kurznachrichtendienstes, Elon Musk.
    Die Strategie dahinter könnte sein, dass DeSantis auf Trumps frühere Lieblingsplattform und deren Chef als Fürsprecher setzt - schließlich gilt Musk als Rockstar unter Geschäftsleuten mit großer konservativer Fangemeinde und garantiert Aufmerksamkeit. Die Hilfe des Milliardärs, der zuletzt sagte, er wolle einfach einen "einigermaßen normalen" Präsidenten, könnte Trump schmerzen und zögerliche Unterstützerinnen und Unterstützer zu DeSantis treiben.

    US-Wahlkampf der Republikaner
    :Trump vs. DeSantis: Wer gewinnt die Basis?

    In Werbespots attackiert Ex-Präsident Trump den Gouverneur von Florida - und umgekehrt. Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner fließen jetzt schon Millionen.
    von Alexandra Hawlin und Lara Wiedeking
    Ein Mann hält ein Schild, das den Gouverneur von Florida und wahrscheinlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten 2024, Ron DeSantis, und den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump unterstützt in Simi Valley, Kalifornien, USA, am 05.03.2023

    Trump hat Millionen Kernanhänger

    DeSantis will der wählbare, bessere Trump sein: kein Drama, sondern Ergebnisse - und all das ohne Ballast und Bürde des Ex-Präsidenten. Dafür ist er auf einem schmalen Grat unterwegs: Trump hat Millionen Kernanhänger, Beobachter reden von etwa 30 Prozent der Wähler, die darf der Mann aus dem Sunshine State nicht vergrätzen, wenn er gegen den demokratischen Präsidenten Joe Biden 2024 eine Chance haben will.
    Zum Verhängnis werden könnte DeSantis aber noch etwas anderes: Small Talk fällt ihm schwer, Veranstaltungen mit Tuchfühlung zur Wählerschaft werden schnell unangenehm. Nach einer Auslandsreise, bei der er kürzlich britische Wirtschaftsgrößen traf, berichtete das Magazin "Politico", DeSantis habe gelangweilt und uninspiriert gewirkt. Ein Augenzeuge erzählte demnach, keiner im Raum habe den Eindruck gewonnen, dass "dieser Mann es zu irgendwas bringt".
    USA-Korrespondent Elmar Theveßen im Gespräch mit Moderatorin Sara Bildau.
    Mit dem Gouverneur von Florida steigt ein weiterer prominenter Republikaner ins Rennen um die US-Präsidentschaft ein. Elmar Theveßen zu seinen Chancen gegen Ex-Präsident Trump. 25.05.2023 | 1:08 min
    ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen über die Chancen von DeSantis:

    DeSantis nicht chancenlos

    Darüber, was ein Präsident DeSantis für die US-Außenpolitik und Verbündete wie Deutschland bedeuten könnte, wurde bislang wenig geredet. Zuletzt sorgte er mit Äußerungen für Aufsehen, Russlands Krieg gegen die Ukraine dürfe angesichts innenpolitischer Herausforderungen keine Priorität für die USA sein. Trotzdem gibt es aus europäischer Sicht im Vergleich mit Trump die Hoffnung, dass DeSantis besonnener handeln könnte und Allianzen nicht leichtfertig aufs Spiel setzen würde.
    Aus der gegenwärtigen Führung Trumps in Umfragen lässt sich keineswegs schließen, DeSantis habe keine Chance. Zum selben Zeitpunkt im Vorwahlkampf der Demokraten war Barack Obama 2007 klarer Außenseiter gegenüber Hillary Clinton. Und im Mai 2015 lag ein gewisser Donald Trump in Umfragen gar im niedrigen einstelligen Bereich.
    Quelle: von Benno Schwinghammer, Magdalena Tröndle und Julia Naue, dpa

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