Spioniert Russland in Nordeuropas Gewässern?

    Recherche skandinavischer Medien:Spioniert Russland in Nordeuropas Gewässern?

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    Bereitet Russland in nordeuropäischen Gewässern Sabotageakte vor? Zumindest spionieren Schiffe dort, wollen skandinavische Medien festgestellt haben.

    Admiral Wladimirsky
    Die "Admiral Wladimirsky" spionierte in den Gewässern Dänemarks. Offiziell war das Schiff auf Forschungsmission.
    Quelle: Imago

    Russland spioniert nach Recherchen skandinavischer Medien unter anderem mit Forschungsschiffen kritische Infrastruktur in nordeuropäischen Gewässern aus. Wie Investigativjournalisten der nordischen Rundfunksender SVT, NRK, DR und Yle berichteten, zielt ein russisches Militärprogramm darauf ab, die Positionen etwa von Offshore-Windparks, Gasleitungen sowie Strom- und Internetkabeln rund um Schweden, Dänemark, Norwegen und Finnland aufzuzeichnen.
    Insgesamt haben die Medien 50 Schiffe ausgemacht, die in den vergangenen zehn Jahren verdächtige Fahrten unternahmen, darunter Forschungs- und Frachtschiffe, Fischereiboote und Jachten.

    Wer ist für die Explosionen an Nord Stream 1 und 2 verantwortlich?

    Ende September 2022 war es in der Nähe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm zu Explosionen an den Gasleitungen Nord Stream 1 und 2 gekommen. Vier Lecks entstanden an den Pipelines. Die Behörden gehen von Sabotage aus. Trotz Ermittlungen deutscher, dänischer und schwedischer Behörden ist bis heute unklar, wer dafür verantwortlich ist.
    Bei der Suche nach der Ursache des Lecks in de Nord Stream Pipelines verdichten sich die Hinweise auf Sabotage.
    Eine neue Spur im Krimi um die Pipeline-Sprengungen führt nach Moskau. Eine Recherche zeigt nun, dass offenbar russische Militärschiffe vor den Explosionen den Tatort ansteuerten.25.03.2023 | 11:18 min
    Zuletzt hatte die Zeitung "Information" berichtet, ein dänisches Patrouillenboot habe vier Tage vor den Explosionen 112 Fotos von russischen Schiffen in der Nähe der Pipelines gemacht.

    "Meeresforschung" mit Funksprüchen an Marinestützpunkt

    In ihrer gemeinsamen Dokumentation "Schattenkrieg" berichteten SVT, NRK, DR und Yle nun davon, dass russische Schiffe regelmäßig in nordischen Gewässern unterwegs seien. Die verdächtigen Schiffe hätten aber ihre zur Identifikation verwendeten Sender abgeschaltet, um unter dem Radar zu bleiben.
    Als Beispiel dafür nannten die Rundfunksender ein russisches Forschungsschiff, das im November 2022 im Kattegat zwischen Dänemark und Schweden gesichtet wurde: Offiziell betreibt es demnach Meeresforschung, hat aber Funksprüche an einen Marinestützpunkt in Russland gesendet. Als DR-Journalisten zum Schiff hinausfuhren, sahen sie einen maskierten Mann mit Gewehr an Deck.

    Nordmeerflotte
    :Russland startet Militärmanöver in Arktis

    Mehr als 1.800 Soldaten, mehr als ein Dutzend Schiffe: Russlands Nordmeerflotte hat nach eigenen Angaben ein Großmanöver in den Gewässern der Arktis begonnen
    Kreml in Moskau

    Geheimdienste gehen von Sabotage-Vorbereitungen aus

    Geheimdienste und Experten gehen nach Senderangaben davon aus, dass mit dem Vorgehen Sabotageakte vorbereitet werden sollen, um die Möglichkeit zu haben, etwa die Stromversorgung in Nordeuropa lahmzulegen.
    Im Falle eines Konflikts mit dem Westen wisse Russland, wo es die dänische Gesellschaft mit Sabotage lähmen könne, sagte der Gegenspionagechef des dänischen Geheimdienstes, Anders Henriksen. Der russische Botschafter in Norwegen teilte demnach mit, russische Seeleute hätten das Recht, in norwegischen Küstengewässern zu fahren.

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