Veto bei UN: Russland stoppt humanitäre Hilfen für Syrien

    Veto beim UN-Sicherheitsrat:Russland stoppt humanitäre Hilfe für Syrien

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    Russland hat im UN-Sicherheitsrat einen Kompromiss für Hilfslieferungen nach Nordwest-Syrien mit seinem Veto blockiert. Millionen sind auf die humanitären Hilfen angewiesen.

    Noch mehr Trümmer in Nordsyrien: Zum zwölf Jahre dauernden Bürgerkrieg nun auch noch die schweren Erdbeben.
    Die UN-Hilfslieferungen nach Nordsyrien werden vorerst eingestellt.12.07.2023 | 0:22 min
    Der UN-Sicherheitsrat hat sich nicht auf eine Verlängerung der humanitären Hilfe für Millionen bedürftiger Menschen in Nordwest-Syrien geeinigt. Das ständige Ratsmitglied Russland legte in New York sein Veto gegen einen Resolutionsentwurf über grenzüberschreitende Hilfe ein, den die Schweiz und Brasilien vorgelegt hatten.
    Die große Mehrheit der 15 Mitglieder des Rates unterstützten den Text, darunter die westlichen Vetomächte USA, Frankreich und Großbritannien. Laut dem Entwurf sollte das Mandat für die grenzüberschreitenden Hilfslieferungen um neun Monate verlängert werden. Die Botschafterin der USA bei den UN, Linda Thomas-Greenfield, und Hilfsorganisationen wie das International Rescue Committee verurteilten das Veto der Russen als verantwortungslos.
    Syrische Kinder gehen an ihren Zelten in einem Flüchtlingslager vorbei. Bar Elias, 13.06.2023
    Die EU mobilisiert bei einer Geberkonferenz 5,6 Milliarden Euro für das krisengeschüttelte Land. Wie groß die humanitäre Notlage noch immer ist, zeigt ZDF-Reporterin Golineh Atai. 15.06.2023 | 2:28 min

    Russlands Gegenentwurf ebenfalls abgelehnt

    Das Gremium lehnte zudem einen Gegenentwurf Russlands über auf andere Art organisierte humanitäre Hilfe in Syrien ab. Nur Russland und ein anderes Land stimmten dafür. Drei Länder lehnten Moskaus Text ab, zehn Staaten enthielten sich. Die Ratsmitglieder hatten tagelang über eine Verlängerung des UN-Mandats für die Hilfe gerungen, das am Montag ausgelaufen war. Der Sicherheitsrat muss nun einen neuen Kompromiss aushandeln.
    Nach den Abstimmungen blieb zunächst offen, wie die weitere Hilfe für die Menschen in Nordwest-Syrien organisiert werden soll.
    In dem Gebiet sind 90 Prozent der 4,5 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Dort herrschen Rebellen und islamistische Gruppen. Sie kämpfen gegen Syriens Präsident Baschar al-Assad, der auf Unterstützung Russlands zählen kann. Der UN-Sicherheitsrat befasst sich in regelmäßigen Abständen mit der grenzüberschreitenden Hilfe, über die das Assad-Regime keine Kontrolle hat.
    Zu sehen sind Kinder im Erdbebenort Dschindires.
    Als seien zwölf Jahre Bürgerkrieg nicht schlimm genug: Im Februar wurde der Norden Syriens von einem verheerenden Erdbeben erschüttert. Seitdem sind viele Menschen obdachlos. 15.06.2023 | 1:35 min

    UN-Nothilfeorganisation: Grenzposten für Unterstützung bereits geschlossen

    Der UN-Nothilfeorganisation Ocha zufolge wurde Bab al-Hawa wegen des ausgelaufenen Mandats in der Nacht von Montag auf Dienstag geschlossen. Über den Grenzposten zwischen der Türkei und den von Rebellen gehaltenen syrischen Gebieten läuft ein Großteil der humanitären Hilfe für den Nordwesten Syriens. Präsident Baschar al-Assad will mit der Schließung der Grenzübergänge Einfluss auf von Rebellen gehaltene Teile des Landes zurückgewinnen.
    Russland bezog immer wieder gegen die Hilfe Stellung und verzögerte die Verlängerung des Mandats. Die Russen und Assad betonen, dass Syrien als souveräner Staat die Hilfe für seine Bevölkerung koordinieren müsse. Nach den Erdbeben im Februar ließ Assad vorübergehend Hilfe über weitere Grenzübergänge zu.

    Geberkonferenz in Brüssel
    :Syrien: Zu viel Elend und immer weniger Hilfe

    In Brüssel tagt die EU-Geberkonferenz für Syrien. Während die Spendenbereitschaft sinkt, steigt die Armut. Wasser und Essen sind knapp. Es ist die lange Rache der Assad-Diktatur.
    von Nils Metzger
    Syrien, Idlib: Ein Arbeiter bringt die auf Mülldeponien gesammelten Kunststoffteile zu einer Zerkleinerungsmaschine.
    Quelle: epd, dpa, AP

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