Kiews Bürgermeister Klitschko ruft nach der Kritik des ukrainischen Präsidenten Selenskyj zu Zusammenhalt auf und verspricht Lösungen für die Stromausfälle in der Hauptstadt Kiew.
An den Versorgungspunkten in Kiew kam es zu Engpässen, weshalb Präsident Selenskyj die dortige Verwaltung kritisierte. Eine Einschätzung von ZDF-Korrespondent Henner Hebestreit.
Der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, Vitali Klitschko, hat nach Kritik von Präsident Wolodymyr Selenskyj vor politischem Streit gewarnt. Der "Bild am Sonntag" sagte er:
"Wir müssen weiter gemeinsam dafür sorgen, das Land zu verteidigen und die Infrastruktur zu schützen."
Klitschko verspricht Lösungen im "Rekordtempo"
Selenskyj hatte am Freitag Kritik an Klitschko geäußert, der nach seinen Erfolgen als Box-Weltmeister in die Politik ging. Der Präsident bemängelte, dass die Wiederherstellung der Stromversorgung gerade in der Hauptstadt nach russischen Angriffen nur langsam vorangehe. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass es in der drei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt weniger Wärmestuben gebe als nötig.
Der ukrainische Präsident Selenskyj hat die Einrichtung von über 4.000 Wärmestuben angekündigt. Dort sollen Strom, Wasser und Internet für die Bevölkerung bereitgestellt werden.
Klitschko, der seit 2014 Bürgermeister ist, versicherte nun, dass in "Rekordtempo" an einer Lösung gearbeitet werde.
Zehntausende noch ohne Strom in Kiew
Der städtischen Militärverwaltung zufolge sind nach den schweren russischen Angriffen weiterhin Zehntausende Bewohner ohne Strom. Am Samstag seien es in der Drei-Millionen-Einwohner-Metropole noch 130.000 Menschen gewesen. Auch in anderen Teilen des Landes leidet die Bevölkerung unter den Folgen der vermehrten russischen Angriffe auf die Infrastruktur. Vielerorts ist die Stimmung mit Blick auf den beginnenden Winter zunehmend gereizt.
Am Mittwoch hatte Russland mit dutzenden Raketen und Marschflugkörpern gezielt die Energie-Infrastruktur der Ukraine beschossen und schwere Schäden angerichtet. Angesichts des beginnenden Winters ist die Lage vielerorts dramatisch. Russland führt seit dem 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Nach weiteren Schlägen Russlands auf die Ukraine wurden Bewohner der Stadt Cherson in Sicherheit gebracht. Bei den Angriffen sind mindestens 15 Zivilisten gestorben.
Ukraine erinnert an Hungersnot Holodomor
Am Samstag erinnerte die Ukraine an den Beginn der verheerenden Hungersnot Holodomor mit mehreren Millionen Toten vor 90 Jahren. Selenskyj zog dabei eine Parallele zur heutigen Zeit: "Einst wollten sie uns durch Hunger zerstören, nun durch Dunkelheit und Kälte", schrieb der Präsident in seinem Telegram-Kanal mit Blick auf Russlands Angriffe.
Die Erinnerung an das systematische Verhungern in der Ukraine unter stalinistischer Herrschaft ist lebendiger denn je: Selenskyj vergleicht die Vergangenheit mit dem Jetzt.
In den Jahren 1932/33 hatte der damalige Sowjetdiktator Josef Stalin gezielt eine Hungersnot in der Ukraine herbeigeführt, den so genannten Holodomor. Bis zu vier Millionen Menschen starben. Ebenso wenig wie damals ließen sich die Ukrainer heute von den Russen brechen, betonte Selenskyj.
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