Südafrika: Neue Partei will Erbe von Mandela retten

    Südafrika: Korruption und Frust:Neue Partei will Erbe von Mandela retten

    von Alexander Glodzinski
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    Die Infrastruktur marode, die Gelder dafür verschwunden. Südafrikas Bürger sind wütend auf die politischen Entscheider. Eine neue Partei könnte Mandelas Erbe retten.

    Songezo Zibi von "Rise Mzansi"
    Songezo Zibi ist Vorsitzender der neuen Partei "Rise Mzansi".
    Quelle: Mfansibili Nkosi

    Es ist hektisch rund um den Wassertank in Tsakane, 50 Kilometer außerhalb von Johannesburg. Mit ihren zwei Eimern drängt sich Mavis Mulhongo nach vorn in die erste Reihe. Sie ist wütend. Wütend auf die Politiker, wütend auf die Stadt, weil seit Tagen kein Wasser mehr aus ihrer Leitung kommt.

    Das ist die zweite Woche. Die zweite Woche ohne Wasser!

    Mavis Mulhongo, Einwohnerin von Tsakane

    Das Wasser aus den Trucks ist viel zu wenig für so viele, die darauf angewiesen sind.

    Stromausfälle sind alltäglich

    Südafrikas Infrastruktur kollabiert. Stromausfälle gehören zum Alltag. Und ohne Strom für die Wasserpumpen bleiben auch Wasserhähne und Toilettenspülungen trocken.
    Die Infrastruktur ist marode, weil Gelder zur Wartung auf Privatkonten von Managern und Politikern geflossen sind statt in die Sanierung von Kraftwerken und Netzen. Das Land muss immer wieder die Versorgung kappen. Oft bis zu zehn Stunden über den Tag verteilt.
    Mandelas Erben missbrauchen öffentliche Gelder
    Der Frust der Bevölkerung wächst und nach drei Jahrzehnten Alleinherrschaft ist das Vertrauen in Nelson Mandelas einst so stolze Befreiungsbewegung zerstört. Im regierenden African National Congress sei Korruption weit verbreitet. In Staatsunternehmen würden zahlreiche Personen sitzen, die öffentliche Gelder missbrauchen, sagt Themba Maseko, ein ehemaliger Regierungssprecher der ANC:

    Es werden Unternehmen beauftragt, die für ihre Aufgaben nicht geeignet sind. Und die Auftraggeber erwarten dafür dann noch Schmiergelder. Am Ende bleiben dann nur sehr wenige Ressourcen übrig, um die notwendige Infrastruktur auch wirklich zu liefern.

    Themba Maseko, ehemaliger Regierungssprecher der ANC

    Als Whistleblower hat Maseko den früheren Präsidenten Jacob Zuma auf die Anklagebank gebracht. Als Regierungssprecher hatte er sich geweigert, Aufträge an Zeitschriften der umstrittenen Gupta-Familie zu vergeben. Vor einem Untersuchungsausschuss hatte Maseko Zuma beschuldigt, ihn direkt um Hilfe gebeten zu haben.
    Frau mit Wasserkanister
    Politische Morde, Korruption, Stromausfälle – in Südafrika schrumpft das Vertrauen in die Regierung. Der ANC muss erstmals seit dem Ende der Apartheid um die Mehrheit bangen. 03.05.2023 | 6:31 min
    Maseko wurde zum Staatsfeind erklärt, musste um sein Leben fürchten und verlor seinen Regierungsjob. Heute lehrt er als Politikprofessor in Johannesburg. Bei den Wahlen im nächsten Jahr, sagt er, könnte der ANC erstmals die absolute Mehrheit verlieren.

    Rise Mzansi: Eine Alternative zu Mandelas ANC-Partei?

    Songezo Zibi will mit seiner politischen Bewegung eine Alternative anbieten - "Rize Mzansi" ("Steh auf Südafrika"). Eine junge und diverse Generation drängt darauf, die politische Kultur zu verändern. Die Mehrheit im Land ist nach der Apartheid aufgewachsen, hat genug von Korruption und den Seilschaften alter Eliten.

    Wir sind dabei, ein Failed State zu werden.

    Songezo Zibi, Parteivorsitzender von Rise Mzansi

    "Und einer der Gründe, warum wir uns entschieden haben anzutreten - die Bewegung zu gründen und Südafrika zu modernisieren - ist, zu verhindern, ein Failed state zu werden", sagt Zibi.

    Mehr Transparenz und Zivilgesellschaft in Südafrikas Politik

    Mehr Transparenz, mehr Zivilgesellschaft: Es sind viele wohlklingende Worte - und doch grundlegend für den Glauben an die Demokratie. Es ist viel von Aufbruchstimmung die Rede, von Mitsprache für Südafrikas junge Gesellschaft. Denn gerade bei den Jungen sinkt die Wahlbeteiligung seit Jahren.
    "Was wir verloren haben, ist größer als Politik. Es geht um Vertrauen als Anker für die südafrikanische Gesellschaft. Ohne das wird nichts funktionieren. Und was wir anbieten, ist eine Vision, die Gemeinschaft wieder zu stärken", so Zibi.

    Großer Frust in Bevölkerung auf die Regierung

    Zurück zu Mavis Mulhongo, die ihre zwei Eimer Wasser vom Truck nach Hause schleppt. Für die Enkel wird sie gleich Essen kochen. Der Frust auf die Regierung ist auch bei Mulhongo groß:

    Ich hasse die Regierung. Und diejenigen, die das Geld eigentlich an die Menschen weitergeben sollten. Ich hasse sie, weil sie es in ihre eigenen Taschen stecken.

    Mavis Mulhongo, Südafrikanerin

    Morgen wird sie wieder Wasser holen. Mit jedem Tag, an dem ihr Wasserhahn trocken bleibt, wächst ihr Ärger.

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