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Interview

Politikwissenschaftler Trevisan : "Trumps Ankündigung ist ein Boost für Biden"

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Trump will wieder Präsident werden. Warum sein Timing für die Republikaner alles andere als ideal ist, wer seine großen Konkurrenten sind und warum er Biden einen Boost verschafft.

Donald Trump wird bei den Präsidentschaftswahlen 2024 erneut antreten.

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ZDFheute: Trump will tatsächlich zur Präsidentschaftswahl 2024 antreten und verkündet das direkt nach den für die Republikaner enttäuschenden Midterms.

Filippo Trevisan: Ja, das war zu erwarten. Donald Trump hat sich selbst in eine Ecke gedrängt. Er hatte sehr deutlich darauf hingewiesen, dass er eine große Ankündigung machen würde, also musste er das durchziehen. Obwohl der Zeitpunkt nicht ideal ist. Insbesondere für die Republikanische Partei wäre es besser gewesen, wenn er noch ein bisschen gewartet hätte - bis nach der Stichwahl in Georgia für den Senatssitz. Die Entscheidung Trumps wird die Dinge für die Republikaner verkomplizieren.

ZDFheute: Warum also gerade jetzt, was ist Trumps Motivation?

Trevisan: Die Ankündigung kommt extrem früh. Quellen innerhalb der Republikanischen Partei sagen, er wollte es sogar noch früher bekannt geben. Sie flehten ihn an, bis zu den Zwischenwahlen zu warten. Aber er will die republikanischen Spender und andere Bewerber dazu zu zwingen, sich mit ihm in einen Kampf zu stürzen. Er erhofft sich einen strategischen Vorteil.

Gründe, warum er Kandidat werden will - außer, dass er glaubt, dass ihm die Wahl 2020 gestohlen wurde - könnten sein, dass es eine Reihe von Ermittlungen zu seinen geschäftlichen Aktivitäten gibt und zu seinen Versuchen, an der Macht zu bleiben. Dieser Schritt könnte die Ermittler dazu bringen, mit einer möglichen Anklage gegen ihn zu warten.

Eine Kandidatur wäre für Trump eine Möglichkeit, die Ermittlungen gegen ihn als politische Hexenjagd darzustellen.
Filippo Trevisan, Politikwissenschaftler

ZDFheute: Was bedeutet seine Bewerbung für die Republikaner? Ist es denkbar, dass sie sich von ihm abwenden?

Trevisan: Die Partei hatte schon mehrmals die Gelegenheit, sich von Trump zu distanzieren, nicht zuletzt nach dem Sturm aufs Kapitol, und sie hat sich dagegen entschieden. Ich bin mir sicher, dass viele Republikaner angesichts des Ergebnisses der Zwischenwahlen, die für die Republikaner ein schlechtes Resultat waren, ein wenig bedauern, dass sie diese Gelegenheit nicht ergriffen haben. Die hätte es beim zweiten Amtsenthebungsverfahren gegen ihn gegeben.

Trump ist wie eine Droge.
Filippo Trevisan, Politikwissenschaftler

Ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, ob sich die Republikaner im Moment ausreichend von Trump distanzieren können, ohne dass seine Basis abwandert. Ein paar Großspender der Partei haben bereits gesagt, dass sie Trump in diesem Rennen nicht unterstützen. Das hat es noch nie gegeben. Das ist etwas, das die Republikanische Führung im Kongress dazu bewegen könnte, sich zu entfernen und über Alternativen nachzudenken.

Ein Sieg der Republikaner bei den Midterm-Elections könnte Donald Trump den Weg zurück ins Weiße Haus ebnen. Die Abstimmung wird zur Schicksalswahl für die Biden-Administration.

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43 min
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ZDFheute: Dann lassen Sie uns über Alternativen sprechen. Wer könnte denn unter den Republikanern aus jetziger Sicht Trump gefährlich werden?

Trevisan: In der Politik geht es immer um Timing, besonders in den USA. Das Timing scheint auf der Seite des Gouverneurs von Florida, Ron DeSantis, zu sein. Er gilt als Favorit des Partei-Establishments, trifft aber gleichzeitig einen populären Ton, den die Wähler innerhalb der Partei mögen.

Andere, die eine Kandidatur in Erwägung ziehen und mit Spendern sprechen, sind der Gouverneur von Virginia, Glenn Youngkin, aber auch Trumps ehemaliger Vizepräsident Mike Pence. Normalerweise kommen Ankündigungen aber erst im Jahr vor den Wahlen.

"Trump sei nicht der Mann der Zukunft", zitiert ZDF-Korrespondentin Claudia Bates in Washington Trumps ehemaligen Stabschef Mick Mulvaney. Die Republikaner stünden vor einer Zerreißprobe.

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2 min
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ZDFheute: Und was bedeutet es für die Demokraten, wenn Trump wieder antreten will? Kommt ihnen das gar nicht so ungelegen?

Trevisan: Ich denke, dass es erstmal gut für Joe Biden ist. Trumps Ankündigung wird seine Chancen auf eine Kandidatur 2024 erhöhen. Er hat sich ja schon mal gegen Trump durchgesetzt. Allgemein hilft es immer den Demokraten, wenn Trump auf dem Stimmzettel steht. Das haben wir 2020 gesehen, bei den Midterms und das werden wir 2024 sehen.

Trumps Ankündigung gibt Joe Biden einen Boost.
Filippo Trevisan, Politikwissenschaftler

ZDFheute: Falls es nicht auf ein erneutes Rennen zwischen Trump und Biden hinausläuft, wer hat unter den Demokraten 2024 gute Chancen?

Trevisan: Es muss jemand sein, der den Wählern die Gewissheit gibt, dass er nicht plötzlich nach links schwenkt. Da kommen Gouverneure infrage, wie Gavin Newsom in Kalifornien oder Gretchen Whitmer in Michigan, die gerade mit einem sehr überzeugenden Sieg wiedergewählt wurde.

Potenzielle Kandidaten sind aber auch Kabinettsmitglieder. Pete Buttigieg ist jemand, der in den kommenden Jahren interessant wird. Einige sprechen auch über den neugewählten und ersten Schwarzen Gouverneur von Maryland, Wes Moore, ein politischer Neuling, aber eine äußerst überzeugende, charismatische Figur.

Die Midterm-Ergebnisse müssten für Trump ein Signal sein, erklärt Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook. Auch aus juristischen Gründen könnte er trotzdem kandidieren.

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2 min
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ZDFheute: Und was ist eigentlich mit Vizepräsidentin Kamala Harris?

Trevisan: Soweit ich weiß, hat sie sich noch nicht mit einer möglichen Kampagne beschäftigt. Das ist schwierig, wenn man Loyalität für den Präsidenten zeigen will. Es gibt auch einige Kontroversen um ihren persönlichen Stil und. Sie könnte sicherlich eine potenzielle Kandidatin sein, aber ich sehe nur nicht, dass der Wind im Moment zu ihren Gunsten weht.

Das Interview führte Alexandra Hawlin, ZDFheute-Korrespondentin im Studio Washington, D.C.

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