Experte: Anschläge auf maritime Infrastruktur wahrscheinlich

    Unterwasser-Infrastruktur:Experte hält Anschläge für "wahrscheinlich"

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    Die britische "Times" hat eine Recherche zu möglichen Anschlägen auf westliche Unterwasser-Infrastruktur veröffentlicht. Fregattenkapitän Göran Swistek hält das für realistisch.

    Russlands Präsident Wladimir Putin vor einer Karte, die die kritische Unterwasser-Infrastruktur in Europa zeigt.
    Die Nato befürchtet Unterwasser-Anschläge in Europa. Pipelines könnten bereits vermint sein. Fregattenkapitän Göran Swistek erklärt, wie die Infrastruktur geschützt werden kann.08.05.2023 | 28:32 min
    Eine Recherche der britischen Tageszeitung "The Times" hat für Aufsehen gesorgt. Demnach hat Russland Teile der westlichen Unterwasser-Infrastruktur vermint, um mögliche Sabotageakte durchführen zu können.

    Experte: Russland hat neue Fähigkeiten

    Im ZDF bezeichnete Fregattenkapitän Göran Siwstek ein solches Szenario für "sehr wahrscheinlich". Man habe in den letzten Jahren zahlreiche Aktivitäten Russlands gesehen, die zeigen würden, dass sich Moskau gerade im militärischen Bereich neue Fähigkeiten im Unterwasserbereich zugelegt und erprobt habe.
    Zudem habe man in den letzten zwei Jahren sehr viel Aktivitäten russischer militärischer Schiffe, aber auch ziviler Schiffe entlang kritischer Infrastruktur verzeichnet. Datenkabel, Pipelines, Offshore-Windparks - überall dort wurden solche Aktivitäten von russischen Schiffen gesehen.

    Es ist durchaus vorstellbar, dass man hier nicht nur Ausspähversuche betrieben hat, sondern auch schon Vorbereitungen getroffen hat, um vielleicht später für einen möglichen Fall, diese kritische Infrastruktur zu nutzen, um sie zu sabotieren. 

    Fregattenkapitän Gregor Siwstek, derzeit für die Stiftung Wissenschaft und Politik tätig

    Göran Swistek
    Fregattenkapitän Göran Swistek ist derzeit für die Stiftung Wissenschaft und Politik tätig.
    Quelle: PR

    Der stellvertretende Generalsekretär der Nato, David Kutler, hatte sich in diesem Zusammenhang geäußert und gesagt, Russland würde aktuell die Infrastruktur von westlichen Partnern der Ukraine sowohl zu Land als auch zu Wasser aktiv kartieren.
    Er halte auch das für ein "durchaus vorstellbares Szenario", sagte Swistek dem ZDF. Es sei denkbar, dass Russland solche Informationen nutze, um den anderen Staaten zu schaden, um eigene Mittel einzusetzen, vielleicht auch als verlängerten Hebel, um auf diese Staaten einwirken zu können, oder um diese Staaten vielleicht am Ende sogar zu destabilisieren.

    Wäre die Nordsee ein geeignetes Ziel für Russlands Sabotageakte?

    Gefährlich werde es, wenn die Infrastruktur an mehreren Punkten angegriffen oder diese zerstört werden würde oder wenn gleich mehrere Arten von Infrastruktur zerstört würden, schätzt Swistek.

    Wir haben in der Nordsee zum Beispiel relativ viel maritime Infrastruktur. Wir haben Datenkabel. Wir haben Pipelines, wir haben Offshore-Bohrinseln. Wir haben Offshore Windparks.

    Fregattenkapitän Gregor Siwstek, derzeit für die Stiftung Wissenschaft und Politik tätig

    Das in der ganzen Kombination auf einen relativ geografisch beschränkten Raum macht es natürlich für einen Akteur, der da ein Schaden beifügen will, umso leichter, dies auch durchzuführen, zu planen. Und wenn diese Infrastruktur betroffen wäre, würden mehrere Branchensektoren gleichzeitig betroffen.
    Schützen können man die Unterwasser-Infrastruktur, in dem man zum Beispiel Patroullienfahrten in Gegenden unternehme, unter deren Oberfläche sich geballt Infrastruktur befände, glaubt Swistek. Das hätte abschreckende Wirkung.
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