Durchfall im Sommer: Wie man Magen-Darm-Infekte behandelt

    Durchfall durch Bakterien:Was tun bei Magen-Darm-Infekt im Sommer?

    von Andreas Kürten
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    Bei warmen Temperaturen kann es schnell zu Magen-Darm-Infekten kommen. Was dabei zu beachten ist und wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann.

    Magen-Darm-Infekt im Sommer
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    Was sind die häufigsten Erreger im Hochsommer?

    Magen-Darm-Infekte im Sommer werden meist durch Bakterien verursacht. Die Konsequenz: Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Magenkrämpfe. Häufig kommt es zur Gastroenteritis, einer Entzündung von Magen und Darm, die dann auch von Schwindel, Fieber, Schüttelfrost und Erschöpfung begleitet ist.
    In den allermeisten Fällen wird diese Entzündung vom Bakterium Campylobacter ausgelöst. Die zweithäufigste Erkrankungsursache sind Bakterien aus der Gruppe der Salmonellen. Der Nachweis beider Erreger muss in Deutschland dem Gesundheitsamt gemeldet werden.

    Wie man sich mit Magen-Darm-Erregern anstecken kann

    Bakterien wie Campylobacter oder Salmonellen haben im Hochsommer Konjunktur, weil sie sich bei Wärme schneller und stärker verbreiten. Oft werden sie von Fliegen zwischen Tieren wie Schweinen oder Rindern übertragen. Eine Übertragung auf den Menschen kann über die Hände und den Mund erfolgen. Dies geschieht häufig bei Kindern, die viel anfassen. Meistens werden die Erreger aber über die Nahrung aufgenommen. Sie können sich an oder in Lebensmitteln befinden.
    Oft sind sie auch im Wasser zu finden und befinden sich zum Beispiel auf Salat, Schalentieren oder Fischen und in den Verpackungen. Sehr häufig lauern die Bakterien aber auch im Fleisch. Besonders empfindlich sind rohes Hackfleisch und Hühnchen-Fleisch. Bei unzureichender Kühlung können insbesondere Fleisch, Milchprodukte und rohe Eier schnell von Salmonellen durchsetzt sein.

    • Campylobacter: Mit etwa 70.000 Enteritis-Fällen in Deutschland pro Jahr ist dieses Bakterium die häufigste bakterielle Ursache für diese Infektionserkrankung. Die Magen-Darm-Beschwerden klingen meist nach wenigen Tagen von allein oder nach einer Behandlung durch den Hausarzt ab. In knapp fünf Prozent der Fälle wird jedoch ein Krankenhausaufenthalt nötig.
    • Salmonellen: Mit rund 15.000 Erkrankungen in Deutschland pro Jahr sind diese stäbchenförmigen Bakterien die zweithäufigste Ursache für eine Magen-Darm-Erkrankung. Der Verlauf ist ähnlich wie bei Campylobacter. Allerdings können die Erreger in seltenen Fällen auch andere Bereiche des Körpers befallen, zum Beispiel die Gelenke.
    • EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia Coli-Bakterien): Es treten etwa 900 Erkrankungen in Deutschland pro Jahr auf. Verlauf: Die Bakterien enthalten Giftstoffe (Shigatoxine) und können Durchfallerkrankungen mit erheblichen Komplikationen verursachen.
    • Noroviren: Sie sind weltweit die häufigste virale Ursache für Magen-Darm-Erkrankungen. In Deutschland wurden 2020 knapp 30.000 Fälle registriert. Verlauf: Es kommt meist zu einer kurzen, aber heftigen Magen-Darm-Erkrankung mit zum Teil hohem Flüssigkeitsverlust.

    Die Ansteckungsgefahr ist jeweils sehr hoch.

    Quelle: RKI

    So wird ein Infekt festgestellt

    Bakterien wie Campylobacter oder Salmonellen können gut nachgewiesen werden, durch eine Blutuntersuchung und ergänzend durch eine Stuhlanalyse. Das Ausmaß einer damit verbundenen Magen-Darm-Entzündung kann vom Arzt in der Regel gut mit einer Ultraschall-Untersuchung eingeschätzt werden.

    Probleme durch Antibiotika
    :Wie der Darm wieder ins Gleichgewicht kommt

    Antibiotika versprechen schnelle Hilfe bei bakteriellen Infektionen, gehen aber häufig auf den Darm. Probiotika sollen die Beschwerden abmildern oder gar verhindern können.
    von Julia Tschakert
    Typical: Ein Mann entnimmt eine Kapsel aus einer Blisterpackung.
    mit Video

    Wie Magen-Darm-Infekte behandelt werden

    Auch wenn die Erkrankung unangenehm ist: In den meisten Fällen können die Betroffenen eine Gastroenteritis allein zuhause auskurieren. Sehr wichtig ist, möglichst viel zu trinken, um den hohen Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Hohes Fieber oder blutiger Stuhlgang sollten Anlass sein, den Hausarzt oder ein Krankenhaus aufzusuchen.
    Hier kann ein hoher Verlust an Flüssigkeit und Elektrolyten mit Infusionen ausgeglichen werden. Gegen eine zu hohe Körpertemperatur helfen fiebersenkende Präparate. Besonders gefährdet für einen schweren Krankheitsverlauf sind Kinder und Menschen mit geschwächtem Immunsystem.
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    Warum Antibiotika nicht sofort genommen werden sollte

    Selbst wenn die Vermutung bei bakteriellen Erregern naheliegt: Nur in den wenigsten Fällen sollte eine Entzündung im Darm mit Antibiotika behandelt werden. Nach den aktuellen Empfehlungen von Experten sollten Betroffene die Erreger stattdessen allein ausscheiden.
    Christoph Sarrazin, Gastroenterologe und Chefarzt der Medizinischen Klinik II des St. Josef-Hospitals in Wiesbaden, erklärt die Hintergründe mit Blick auf den Erhalt unserer Darmflora:

    Wenn man ein Antibiotikum gibt, dann kann man keines geben, was nur gegen diesen Campylobacter wirkt, sondern die wirken dann auch gegen die guten Bakterien im Darm.

    Prof. Dr. Christoph Sarrazin, St. Josef-Hospital in Wiesbaden

    Im Darm wimmle es vor guten Bakterien, so Sarrazin. "Das ist unser Mikrobiom. Das hilft uns. Das lebt mit uns. Das brauchen wir!"
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    Wie man einer Ansteckung vorbeugen kann

    • Eine gute Handhygiene ist das A und O. Gründliches Händewaschen, gerade vor dem Kochen oder Essen, ist ein erster Schritt, um eine Übertragung von den Erregern zu verhindern.
    • Eine zusätzliche Desinfektion ist laut vielen Experten mit Blick auf die Bakterien Campylobacter und Salmonellen nicht nötig.
    • Ganz wichtig: Lebensmittel im Hochsommer zügig verbrauchen. Auf den Genuss von rohem Fleisch (z.B. Mett oder Tartar) oder blutigen Steaks sollte man in dieser Zeit möglichst verzichten.
    • Wichtig ist, verstärkt das Haltbarkeitsdatum zu überprüfen und immer die Kühlkette einzuhalten. Das gilt besonders für kritische Lebensmittel, wie Fleisch, Fisch, Salat, Meeresfrüchte, Rohmilchprodukte und Eier. Neben der Lagerung im Kühlschrank werden Kühltaschen oder Boxen für Ausflüge und Einkäufe wichtig.

    Das Bild zeigt Menschen, die in einem Park auf einem Grill Fleisch zubereiten
    Quelle: dpa

    • Töpfe, Schüsseln, Pfannen und Besteck: Alles, was in der Küche benutzt wird, zuvor gründlich unter warmem Wasser abspülen - am besten in der Spülmaschine über 55 Grad reinigen lassen.
    • Lappen und Küchenhandtücher: Alles, was mehrfach verwendet wird, sollte regelmäßig in der Waschmaschine bei mindestens 60 Grad gewaschen werden.
    • Frische und kritische Lebensmittel: Salat, Gemüse, Obst und besonders Fleisch (Hackfleisch und Hühnchen), Fisch und Meeresfrüchte sollten ebenfalls vor der Zubereitung gut abgetupft und Wasser aus Verpackungen vollständig entfernt werden. Achtung: Beim bloßen Abwaschen können Erreger durch spritzendes Wasser verteilt werden.
    • Auf dem Grill oder in der Pfanne: Fleisch bei mindestens 70 Grad gut durchbraten oder durchgaren, um mögliche bakterielle Erreger nachhaltig abzutöten.
    • Geöffnete Produkte: Im Kühlschrank lagern und nicht zu lange aufbewahren.

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