Zu wenig Geld und Personal:Kita-Plätze fehlen: "Sind mitten im Kollaps"
von Stephanie Schmidt
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Fast 400.000 Kita-Plätze fehlen in Deutschland. Wer einen Platz sucht, braucht starke Nerven. Mittlerweile bieten private Unternehmen Hilfestellung.
Pädagogen aus dem Ausland sollen gegen den Erziehermangel helfen.25.09.2023 | 3:23 min
Eine Studie der Bertelsmann Stiftung hat im vergangenen Jahr bereits gewarnt: Es fehlen fast 400.000 Kita-Plätze. Und dieser Mangel ist allerorten nun auch deutlich spürbar. Dabei hilft auch kein Rechtsanspruch, den Eltern mittlerweile seit Jahren haben.
Kita-Plätze fehlen besonders im Westen
Insbesondere im Westen Deutschlands übersteigt die Nachfrage das Angebot fast überall. Im Osten fehlen schätzungsweise 21.200 Plätze, im Westen sind es voraussichtlich 362.400.
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Zusätzlich wird auch die Situation für Eltern, die einen Platz haben, immer schwieriger, so Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung. "In Deutschland ist es normal, dass Eltern morgens erfahren, dass ab nachmittags nur noch der Praktikant die Betreuung übernimmt, dass die Kinder gar nicht gebracht werden können, da alle Erzieherinnen krank sind, oder dass das Kind abgeholt werden muss, da die Betreuung nicht gesichert ist."
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Frustrierte Eltern
Auch Christine Finke warnt. Sie bloggt unter anderem zum Kita-Platz-Mangel und ist Stadträtin in Konstanz. Im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern erlebt Finke eine große Frustration. Nach der verzweifelten Hebammensuche kommt die Kitasuche.
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Mehr Frauen sollen arbeiten - aber zu wenig Betreuungsplätze
Die zentrale Verteilung über das Jugendamt sei im Prinzip eine gute Idee vieler Städte. Aber es implodiere nun, weil immer mehr Betreuungsplätze gebraucht würden, zum Leid der Familien, so die Expertin. "In vielen Fällen müsste aufgrund des fehlenden Platzes ein Elternteil zuhause bleiben oder eine private Betreuung bezahlt werden, das schafft Enttäuschung."
Finke spricht noch einen anderen Punkt an:
Selbst wenn man Kindergärten baue, könnten die Stellen oft nicht belegt werden: Es mangelt an Fachkräften.
Personalmangel in Kindertagesstätten
Auch die Bertelsmann-Studie zieht das Fazit: "Es fehlt sowohl an Geld als auch an Personal. Insgesamt müssten schätzungsweise 98.600 Fachkräfte zusätzlich zum vorhandenen Personal eingestellt werden, um den Bedarf zu decken."
Dabei liege in den meisten Fällen der Personalschlüssel aber deutlich unter wissenschaftlichen Empfehlungen, so die Studie. "Um ihm gerecht zu werden, wären mehr als 300.000 Fachkräfte nötig."
Kürzere Ausbildungszeiten für Erzieher gefordert
Aber Erzieherinnen und Erzieher fehlen auf dem Arbeitsmarkt. Finke plädiert für eine kürzere Ausbildungszeit:
In Baden-Württemberg beispielsweise habe man die Qualitätsmaßstäbe bereits gesenkt, dort betreuen immer häufiger nicht mehr nur Fachkräfte die Kinder. "Das ist ein notgedrungener Schritt, das ist eigentlich furchtbar, aber vielleicht ist das der einzige Weg, um dem Problem aktuell zu begegnen", sagt Finke.
Lösungen und Alternativen gesucht
Auch Anette Stein fordert Mut für unpopuläre Ideen. "Wir müssen uns in einzelnen Regionen von einem festen Zeitkontingent, was Eltern versprochen wird, verabschieden."
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Kitaplatz-Suche als Geschäftsidee
Was der Staat gerade nicht leisten kann, nutzen private Unternehmen als Geschäftsidee. Firmen, die sich für große Unternehmen um Vereinbarkeit von Familie und Beruf kümmern, erleben eine rege Nachfrage. Aber auch hier, so Anette Stein von der Bertelsmann Stiftung:
Deshalb gibt es ein paar allgemeine Tipps, die die Chance auf einen Kitaplatz erhöhen.
- Beginnen Sie früh mit der Suche. Entweder schon vor der Geburt oder spätestens direkt danach.
- Erkundigen Sie sich nach dem Anmeldeverfahren in Ihrer Kommune. Tragen Sie sich, wenn möglich verbindlich, in viele Wartelisten ein.
- Geschwisterkinder erhöhen die Wahrscheinlichkeit.
- Freunde und Bekannte einspannen. Lokalpresse verfolgen über Kita-Eröffnung.
- Alternative Betreuungsmöglichkeiten bei der Stadt erfragen.
- Kita-Platz-Börsen nutzen. Häufig sind diese von den jeweiligen Städten organisiert und online zu finden. Kurzfristige Angebote werden hier mitgeteilt.
- Wenn kein Platz zu finden ist, auch örtliches Jugendamt um Hilfe bei der Suche bitten.
Stephanie Schmidt ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
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