Solaranlage: Wann sie sich fürs Eigenheim rentiert

    Hohe Anschaffungskosten:Wann sich eine Solaranlage lohnt

    von Kai Dietrich
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    Sie haben ein Haus mit eigenem Dach und fragen sich: Soll ich eine Photovoltaikanlage draufsetzen? Lässt sich trotz hoher Anschaffungskosten eine Rendite erzielen?

    Der Staat fördert Solaranlagen, für wen sich das lohnt.
    Vor allem Eigenheimbesitzer denken darüber nach: Soll ich mir eine Solaranlage auf das Dach setzen? Ob und für wen sich das lohnt, hat die Stiftung Warentest ausgerechnet.23.10.2023 | 4:53 min
    Lohnen sich Solarzellen auf dem Dach und wenn ja für wen? Die Antwort ist zweigeteilt: ja - und wahrscheinlich. Ja, weil es sich auf jeden Fall für die Umwelt lohnt. Jede Kilowattstunde Strom vom Dach muss nicht mehr fossil zum Beispiel durch Kohleverbrennung erzeugt werden. Doch lohnt es sich auch finanziell?
    Solarzellen und gegebenenfalls ein Stromspeicher verursachen zunächst Investitionskosten, für ein Einfamilienhaus meist im fünfstelligen Bereich. Immerhin: Seit 1. Januar 2023 fällt die Umsatzsteuer für Lieferung und Montage von Photovoltaik-Anlagen und -speichern weg. In der Folge kommen weitere Kosten hinzu zum Beispiel für Versicherung und Wartung.
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    Geld bei Solaranlagen aus zwei Quellen

    Andererseits: Sobald die Anlage montiert und angeschlossen ist, fließt Geld aus zwei Quellen. Zum einen aus der Einspeisevergütung: Für jede Kilowattstunde, die an den Netzbetreiber fließt, zahlt dieser einen festgelegten Kaufpreis. Seit 30. Juli 2022 sind das für Volleinspeiser bis zu 13 Cent pro Kilowattstunde, für Teileinspeiser, also mit Eigenverbrauch, noch bis zu 8,2 Cent. Und diese Einkünfte sind bis zu einer Maximalleistung bis zu 30 Kilowatt-Peak (kWp) rückwirkend seit 2022 steuerfrei.
    Das ist zwar mehr als die Jahre zuvor, aber dennoch nicht besonders lukrativ. Nur für große Anlagen kann eine Volleinspeisung sinnvoll sein, so Stiftung Warentest.

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    Eigenverbrauch senkt die Stromkosten

    Ansonsten gilt, dass eher die zweite "Quelle" den Renditeschub bringt: der Eigenverbrauch. Denn dieser Eigenverbrauch senkt die Stromkosten, die sonst für den Netzbezug angefallen wären. Im Idealfall lassen sich alle strombetriebenen Geräte im Haus monatelang überwiegend mit Solarstrom betreiben, wenn ein ausreichend großer Batteriespeicher vorhanden ist, da dadurch Solarstrom auch abends und nachts zur Verfügung steht.

    Zunächst einmal ist ein eigenes und geeignetes Dach vonnöten. Das zeigt im Idealfall nach Süden, Südwesten oder Südosten. Aber auch Ost-West-Richtung ist möglich. Die Dachneigung liegt am besten zwischen 30 und 40 Grad. Es gibt idealerweise keine Verschattung durch Bäume, Nachbarhäuser oder den Kamin.

    Prüfen Sie, ob es Fördermittel durch Bundesland oder Kommune gibt, gerade für Batteriespeicher. Achtung: Meistens dürfen Sie den Auftrag für die Installation erst nach Bewilligung der Förderung erteilen. Dann holen Sie am besten mindestens drei Angebote von erfahrenen Solarfachbetrieben ein. Die Anbieter sollten eine Wirtschaftlichkeitsberechnung abgeben, die Sie z.B. mit dem Solarrechner von Warentest prüfen können. Berechnen Sie Ihren voraussichtlichen Stromertrag z.B. mit dem Performance-Rechner der EU-Kommission   und den Eigenverbrauch mit und ohne Batteriespeicher, z.B. mit dem Solarrechner der Verbraucherzentrale NRW.

    Daher ist eine ganzjährige Autarkie von bis zu 60 bis 70 Prozent möglich, ohne Speicher dagegen nur etwa bis zu 30 Prozent. Allerdings verursacht ein Speicher nochmal Mehrkosten, auch wenn die Preise gefallen sind. Ist der Speicher aber zu teuer, nützt die hohe Autarkie wenig.
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    E-Auto kann als Speicher für Solarstrom dienen

    Zu der zweiten Quelle wird der Eigenverbrauch erst recht, wenn er das Tanken ersetzt: ein Elektroauto hat einen Akku, der meist deutlich größer ist als ein handelsüblicher Hausspeicher. Er kann viel Solarstrom laden, besonders dann, wenn die intensiven Sonnenstunden zur Mittagszeit dafür zur Verfügung stehen.
    Wenn man also untersuchen will, ob sich PV-Anlagen finanziell lohnen, muss man den Investitions- und Wartungskosten die dann folgenden Erträge gegenüberstellen. Diese werden individuell verschieden sein, hängen sie doch vom individuellen Nutzungsverhalten wie auch von zukünftigen Strom- und sogar Benzinpreisen ab, die beide schwer vorhersagbar sind. Insofern sind hier nur Modellrechnungen möglich. Diese hat zum Beispiel die Stiftung Warentest angestellt.

    Bei vorsichtiger Kalkulation lässt sich eine Rendite von drei bis sechs Prozent erzielen, vor allem durch den Eigenverbrauch. In einem Rechenbespiel gingen die Tester von Stiftung Warentest von zwei Situationen aus: eine PV-Anlage mit acht Kilowatt (kW) Leistung ohne Speicher und eine gleichgroße PV-Anlage mit fünf Kilowattstunden (kWh) Speicherkapazität. Mit eingerechnet waren Betriebskosten von 1,5 Prozent des Anlagenpreises pro Jahr (für Versicherung, Wartung, Zählermiete, Reparaturen, Steuerberaterkosten, Austausch des Speichers nach 13 Jahren) bzw. 200 Euro pro Jahr, jährlich um 1,5 Prozent ansteigend.

    Im Rechenbeispiel ohne Speicher betrugen so die Anschaffungskosten 12.000 Euro und der Eigenverbrauch 25 Prozent. Nach 21 Jahren ergab sich ein Überschuss von 8.500 Euro, mithin eine Rendite von 5,24 Prozent.

    Im Rechenbeispiel mit Speicher betrugen die Anschaffungskosten 16.800 Euro, der Eigenverbrauch stieg dank des Speichers auf 40 Prozent. Nach 21 Jahren ergab sich ein Überschuss von 8.600 Euro, mithin eine Rendite von 3,94 Prozent.

    Rendite von PV-Anlagen immer positiv

    So ist in beiden oben dargestellten Fällen die Rendite positiv, ohne Speicher sogar höher als mit Speicher. Das kann sich aber umdrehen, wenn der Netzstrom teurer wird. Die Tester gingen von einem Netzstrompreis von 35 Cent pro Kilowattstunde plus zwei Prozent Preiserhöhung pro Folgejahr aus. Allerdings gab es schon 2022 Preise deutlich jenseits von 40 Cent pro Kilowattstunde.
    Niemand weiß, wie sich die Preise über die nächsten 20 Jahre entwickeln werden. Zwar soll planmäßig der Netzstrom bis 2030 zu 80 Prozent aus erneuerbaren Energien erzeugt werden, doch ob das zu sinkenden Strompreisen führt, ist offen.
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    Investitionen kommen erst nach vielen Jahren wieder rein

    Fazit: Die Frage, ob sich Photovoltaik nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell lohnt, beantwortet Stiftung Warentest Stand heute mit Ja, gibt aber wegen der unsicheren Parameter (wie der zukünftige Netzstrompreis) keine Erfolgsgarantie. In früheren Rechnungen der Stiftung gab es in wenigen Konstellationen - sehr geringer Stromertrag bei sehr hohem Anlagenpreis - auch mal eine Negativrendite. Bei großen Anlagen und wenig Eigenbedarf kann sich wegen der höheren Einspeisevergütung eine Volleinspeisung lohnen.
    Der Anlagenpreis bleibt einer der wichtigsten Rendite-Kriterien. In jedem Fall gilt: Es sind erhebliche Investitionen nötig, die erst nach vielen Jahren wieder hereinkommen.
    Kai Dietrich ist Redakteur der ZDF-Sendung WISO.

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