Fußball-Bundesliga: Taugt Eintracht Franjfurt zum Bayern-Jäger?

    Fußball-Bundesliga:Taugt die Eintracht schon zum Bayern-Jäger?

    von Frank Hellmann
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    Während der Frankfurter Vorstand sich fürs neue Jahr kein Limit setzen will, bremst Eintracht-Trainer Oliver Glasner vor dem Spitzenspiel beim FC Bayern die zu hohen Erwartungen.

    Frankfurts Trainer Oliver Glasner
    Trainer Oliver Glasner tritt noch die Euphoriebremse
    Quelle: dpa

    Natürlich weiß Oliver Glasner, zu welchen Begeisterungsstürmen der Anhang von Eintracht Frankfurt fähig ist. Oft genug hat der Trainer die Atmosphäre im Stadtwald genossen und hin und wieder hat der Österreicher auch das Ohr an der Basis, wenn er Restaurants, Kneipen oder Wochenmärkte besucht. Nur mit einem soll ihm vor dem Bundesliga-Spitzenspiel beim FC Bayern (Samstag 18:30 Uhr/Highlights ab 23 Uhr im "aktuellen sportstudio") niemand kommen: dass sein Ensemble schon zum Bayern-Jäger taugt.

    Glasner dämpft Erwartungen

    Mit Platz vier nach der Hinrunde ist mehr erreicht, als die meisten gehofft hatten. 31 Zähler sind eine gute Ausbeute. Herbstmeister waren die Hessen zuletzt 1993/1994, als noch Stars wie Anthony Yeboah den Adler auf der Brust trugen. Glasner mag solche Vergleiche nur bedingt. Ihm haben die Spiele gegen den FC Schalke 04 (3:0) und SC Freiburg (1:1) gezeigt, dass die WM-Pause zur Unzeit kam.

    Wenn man neun Wochen nicht zusammen ist, merkt man das. Das Feintuning fehlt uns noch.

    Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt

    Und um die Erwartungshaltung zu dämpfen, erinnert der 48-Jährige ans Eröffnungsspiel gegen den Rekordmeister (1:6): "Da haben wir eine ziemliche Klatsche bekommen, nach zwei Monaten Dauerparty."

    Selbstbewusste Töne von den Bossen

    Für den vergangenen Sommer gefeierten Europa-League-Sieger hatten Sportvorstand Markus Krösche und Vorstandsprecher Axel Hellmann zum Re-Start zuletzt sehr selbstbewusste Töne angeschlagen. Das Jahr 2023 könne genutzt werden, das nächste Level zu erreichen. "Wir wollen uns nicht nach oben begrenzen. Das wird seit Jahren im ganzen Klub vorgelebt", meinte Krösche. Glasner formuliert ambitionierte Zielsetzungen lieber intern, aber der Ehrgeiz ist derselbe wie bei Krösche und Hellmann.
    Bayern-Ehrenpräsident Uli Hoeneß sieht in der Eintracht den Verein, "der in den letzten zwölf, 18 Monaten den größten Fortschritt gemacht hat".

    Sie haben uns im letzten Jahr international toll vertreten. Da ist etwas entstanden, das muss man ernst nehmen.

    Uli Hoeneß, Bayern-Ehrenpräsident

    Frankfurt müsse man auf der Rechnung haben, "wenn man über den Fußball in den nächsten Jahren spricht", so Hoeneß weiter. Die Erfinder des "Fußballs 2000" wieder als innovative Kraft der Liga?

    Erfolge sind kein Zufallsprodukt

    Stilprägend sind zwei Jahrzehnte später vor allem die Beharrlichkeit und die Intensität, die sich die Eintracht nach jeder personellen Häutung (und auch beim Übergang von Adi Hütter zu Glasner) beibehalten hat. Der Pokalsieg 2018 (gegen den FC Bayern), der Einzug ins Europa-League-Halbfinale 2019 (als letzter deutscher Teilnehmer), der Europa-League-Triumph 2022 (im Elfmeterschießen gegen Glasgow Rangers) und das Erreichen des Champions-League-Achtelfinals (gegen den italienischen Tabellenführer SSC Neapel am 21. Februar/15. März) sind kein Zufallsprodukt.
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    Lücke beim Umsatz

    Denn bei den Umsatzzahlen klafft noch eine Lücke von rund 400 Millionen Euro zu den Bayern. Im Geschäftsjahr 2021 wies Eintracht Frankfurt einen Umsatz von 206 Millionen Euro aus, mittlerweile sind es wohl mehr als 300 Millionen - in München aber immer noch das Doppelte. Dafür punktet die Eintracht aber mit einem klaren gesellschaftspolitischen Kompass, wenn sich der Klub gegen jede Form von Diskriminierung und Rassismus abgrenzt oder die eigene Vergangenheit aufarbeitet.
    Manuel Thiele (Sportjournalist)
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    Weniger gut fanden daher Teile des Anhangs, dass die Eintracht im Winter mit ihrem Trainingslager in Dubai ebenso die Bedenken zu Menschenrechtsverletzungen über Bord warf wie alljährlich die Bayern mit ihrem Trip nach Katar. Dennoch ist die Beliebtheit der Eintracht ungebrochen, die sich auch bei den Mitgliedern (120.000 mit stark steigender Tendenz) zu einem echten Spitzenklub gemausert hat.

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