Polizei gegen Fußballfans: Gewalt statt Sport im Fokus

    Polizei gegen Fußballfans:Gewalt statt sportlicher Leistung im Fokus

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    Gewalt zwischen Fans und Polizei überschattet das Fußball-Wochenende. Beide Seiten geben sich gegenseitig die Schuld - und finden anscheinend keinen Ausweg.

    Randale im Hannover Block
    Randale im Hannover-Block beim Spiel gegen St. Pauli.
    Quelle: IMAGO / Jan Huebner

    Gewalt auf St. Pauli, Pfefferspray in Bochum, Festnahmen in Stuttgart: Die erneute Eskalation im Dauerkonflikt zwischen Fans und Polizei lässt den deutschen Fußball einmal mehr ratlos und wütend zurück.

    Immer mehr Verletzte

    Es seien "verstörende Eindrücke, die Fußball- und Fankultur schwer beschädigen und hoffentlich nicht zu weiteren Eskalationen führen", sagte St. Paulis Präsident Oke Göttlich nach den heftigen Zusammenstößen am Hamburger Millerntor, bei denen mindestens 32 Menschen verletzt wurden. 
    Auf der Gästetribüne waren dort erst Anhänger von Hannover 96 und Polizisten aneinander geraten, nach der Partie am Freitagabend stießen Fans des Zweitliga-Spitzenreiters FC St. Pauli mit Einsatzkräften zusammen. Die erste Bilanz: 15 verletzte Fans und 17 verletzte Polizisten.

    Fronten zwischen Polizei und Fans verhärtet

    In Bochum setzte die Polizei am Samstag Pfefferspray gegen Kölner Fans ein. In Stuttgart nahm die Polizei elf Fans des VfB in Gewahrsam, weil sie Platzverweise nicht akzeptiert haben sollen. Schon vergangene Woche wurde beim Derby zwischen Hannover und Braunschweig ein Polizist schwer verletzt. Der Deutsche Fußball-Bund ermittelt nach den Vorfällen von Bochum und St. Pauli.
    Dass beim Bundesliga-Spiel in Augsburg elf Menschen durch einen Feuerwerkskörper verletzt wurden, nährte die Diskussion um die Sicherheit in deutschen Stadien weiter. "Die Situation ist festgefahren, eine Lösung in einer Art Fan-Polizei-Dialog ist leider realitätsfern", sagte Fan-Vertreter Dario Minden vom Bündnis "Unsere Kurve".

    Auf Fanseite gibt es gar nicht die Vertretungsstrukturen und sicherlich oft auch überhaupt kein Interesse an einem Dialog, während auf der anderen Seite eine Polizei steht, die oft rechtswidrig handelt.

    Fan-Vertreter Dario Minden vom Bündnis "Unsere Kurve"

    "Wir haben es hier nicht mit Fankultur zu tun, sondern mit Gewalttätern", sagte wiederum Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel.

    Polizei weist Vorwürfe zurück

    Den Einsatz im Gästeblock hatte die Polizei damit begründet, dass "offensichtlich eine männliche Person erheblich attackiert" worden sei. Sie gab an, in den Block gegangen zu sein, um "Schlimmeres zu verhindern". Daraufhin waren die Einsatzkräfte von 96-Fans angegriffen worden. Teils waren Prügeleien, Becher- und Stangenwürfe zu sehen. 
    Die Einsatzkräfte setzten Pfefferspray gegen Gästefans ein, was später für Kritik sorgte. Ein Fan musste im Krankenhaus behandelt werden. Ein Polizist habe mehrfache Brüche erlitten. 

    Fan-Forscher: "Mehr Polizei provoziert auch mehr Gewalt"

    "Ich kann mir nicht vorstellen, unter welchen Bedingungen es eine kluge Idee sein soll, in einen vollen Block mit Fußballfans zu stürmen. Da ist Eskalation vorprogrammiert", sagte Fan-Vertreter Minden. "Eine derartige Gewaltorgie seitens der Polizei bei Fußballspielen haben wir so noch nicht erlebt", sagte ein Sprecher der Fanhilfe Hannover. Die Deutsche Polizeigewerkschaft Hamburg kritisierte hingegen die "Gewaltattacken" gegen die Beamten "auf das Schärfste".
    Schon nach den Ausschreitungen beim Duell zwischen Hannover und Eintracht Braunschweig vor einer Woche hatte Fan-Forscher Gunter Pilz den Sinn des massiven Auftretens der Polizei bezweifelt. "Mehr Polizei sorgt nicht für mehr Sicherheit. Im Gegenteil: Mehr Polizei provoziert auch mehr Gewalt", hatte der Sportsoziologe der "Braunschweiger Zeitung" gesagt. Der Konflikt zwischen Polizei und Fans ist kein neues Phänomen und beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, für die Eskalation verantwortlich zu sein.
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    Quelle: dpa

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