DFB-Pokal: Halbfinal-Einzug soll Paulis Kasse aufbessern

    Im DFB-Pokal gegen Düsseldorf:Halbfinal-Einzug soll Paulis Kasse aufbessern

    von Ralf Lorenzen
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    Der FC St. Pauli führt nach dem Sieg über den kommenden Pokalgegner Fortuna Düsseldorf die Zweitliga-Tabelle souverän an. Sorgen bereiten nur die Finanzen.

    Marcel Hartel jubelt mit Oladapo Afolayan und Manolis Saliakas über das 1:0 für St. Pauli am 27.01.2024.
    Mittelfeldregisseur Marcel Hartel (links) will vor einer Verlängerung wissen, ob der Klub einen konkurrenzfähigen Kader für die erste Liga zusammenstellen kann. Und das hängt von den Finanzen ab.
    Quelle: dpa

    Besser hätte das vergangene Wochenende für den FC St. Pauli nicht laufen können. Der Zweitliga-Tabellenführer vergrößerte den Abstand auf den heutigen Pokalgegner Fortuna Düsseldorf mit dem 2:1 in dessen eigener Arena auf acht Punkte und konnte am Sonntag dabei zusehen, wie die direkten Verfolger Holstein Kiel und der HSV Niederlagen kassierten.
    Zweikampf Marcel Hartel (FC St. Pauli), Emmanuel Iyoha (Fortuna Düsseldorf) und Florian Kastenmeier (Fortuna Düsseldorf) blockt den Torschuss.
    Der FC St. Pauli rückt wieder ein Stückchen näher an die Bundesliga ran. Beim 2:1-Sieg im Top-Spiel gegen Fortuna Düsseldorf ist Marcel Hartel der Mann des Abends.29.01.2024 | 8:16 min

    Gefestigte Mannschaft

    Nach dem Spiel in Düsseldorf schlug St. Paulis Chefcoach Fabian Hürzeler beim Handschlag mit Fortuna-Trainer Daniel Thioune so heftig zu, dass ein Teil der Sponsorenwand abfiel und das "Hamburger Abendblatt" schrieb:

    Die Hamburger wissen gar nicht, wohin mit all ihrer Kraft.

    Hamburger Abendblatt

    Ein Einbruch wie vor zwei Jahren, als der FC St. Pauli nach dem 19. Spieltag ebenfalls die Tabelle anführte und am Ende auf Platz fünf landete, zeichnet sich nicht ab. Das Team zeigt sich so gefestigt, dass sie das Fehlen der beim Asien-Cup beschäftigten australischen Nationalspieler Jackson Irvine und Connor Metcalfe bislang problemlos kompensiert.
    "Sehr gutes Gefühl - also wie immer", sagte Co-Trainer Peter Németh, der seinen gelbgesperrten Chef Hürzeler auf der Bank vertrat, nach dem Spiel in Düsseldorf.

    Wichtige Verträge laufen aus

    Nicht so kraftstrotzend wie ihr Spiel sieht die Finanzlage der Kiezkicker aus. Das Erreichen des Viertelfinals im DFB-Pokal hat zwar nicht einkalkulierte 1,7 Millionen Euro in die Kasse gespült. Im Geschäftsjahr 2022/2023 verbuchte der Kiezklub allerdings ein Minus von 4,9 Millionen Euro. Das durch die Corona-Krise sowieso stark geschrumpfte Eigenkapital sank dadurch auf drei Millionen Euro.
    Das klingt im Gegensatz zur Finanzlage vieler anderer Klubs immer noch komfortabel. Allerdings stehen Investitionen an, wie der dringend notwendige Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums, deren Finanzierung noch unklar ist. Außerdem laufen die Verträge mit Mittelfeldregisseur Marcel Hartel und Trainer Hürzeler aus. Die wollen vor einer Verlängerung wissen, ob der Klub einen konkurrenzfähigen Kader für die erste Liga zusammenstellen kann.

    Investoren müssen draußen bleiben

    Kaum ein Klub der ersten Liga kommt noch ohne Einnahmen aus europäischen Wettbewerben oder externes Kapital aus, wenn er eine gute Rolle spielen will. Wie emsig auch in der 2. Liga nach zusätzlichen Einnahmequellen gesucht wird, zeigt Gegner Fortuna Düsseldorf mit dem Projekt "Fortuna für alle". Sponsoren sorgen dort mehrmals pro Saison mit freiem Eintritt für ein "ausverschenktes" Stadion. Für das sowieso permanent ausverkaufte Millerntor ist das kein sinnvolles Modell.
    Auch der Weg des Erstligisten Werder Bremen, wo ein regionales Investorenbündnis gerade für 38 Millionen Euro 18 Prozent der Anteile an der Kapitalgesellschaft des Vereines übernommen hat, ist am Millerntor nicht gangbar. Die dafür notwendige Ausgliederung der Profi-Fußballer würde auf der Mitgliederversammlung keine Mehrheit finden.

    Genossenschaft soll Nachwuchs helfen

    Zumindest für den Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums zeichnet sich nun eine Finanzierung ab. Der FC St. Pauli plant laut "NDR" noch in diesem Jahr die Gründung einer Genossenschaft. Dies Modell käme der Basisorientierung des Klubs entgegen: Unabhängig von der Zahl der Anteile und der Höhe der Investition hat jedes Mitglied bei Entscheidungen nur eine Stimme.
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    "Die Genossenschaft ist keine Maßnahme, um jetzt kurzfristig Löcher zu stopfen", sagte Präsident Oke Göttlich nach der Mitgliederversammlung im November, als entsprechende Planungen angekündigt wurden. "Sie ist ausschließlich dafür vorgesehen, dass wir große Projekte, die wir uns rein aus dem operativen Geschäft heraus nicht leisten können, über ein anderes Vehikel auf Sicht finanzieren wollen."
    Für das operative Geschäft, sprich die Kaderplanung, wäre heute ein  Sieg gegen Fortuna Düsseldorf sehr hilfreich: Für den Einzug ins Halbfinale schüttet der DFB 3,5 Millionen Euro aus. 

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