Attacke auf Schiedsrichter:Betrieb der SüperLig gestoppt - Haftbefehle
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Nach der Attacke eines Klubpräsidenten auf einen Schiedsrichter hat der türkische Verband den Spielbetrieb der SüperLig ausgesetzt. Ein Haftbefehl gegen den Boss wurde erlassen.
In einem türkischen Erstligaspiel hat ein Vereinspräsident einen Schiedsrichter verprügelt – ein neues Maß der Gewalt, das auch der türkische Präsident Erdogan verurteilt.12.12.2023 | 1:54 min
Nach dem gewaltsamen Angriff auf Schiedsrichter Halil Umut Meler beim Erstliga-Spiel zwischen Ankaragücü und Rizespor hat der türkische Fußball-Verband "härteste" Strafen angekündigt und Spiele in allen Ligen auf unbestimmte Zeit verschoben.
Zudem ist Haftbefehl gegen den Vereinspräsidenten von Ankaragücü, Faruk Koca, sowie zwei weitere Verdächtige erlassen worden. Ihnen werde Verletzung eines Beamten vorgeworfen, schrieb Justizminister Yilmaz Tunc am Dienstag auf der Plattform X. Am Dienstagabend trat Koca mit einer Entschuldigung zurück, nachdem er sich zunächst noch gerechtfertigt hatte.
Schläge und Tritte gegen den Schiedsrichter
Am Montagabend war es nach dem Spiel zu wüsten Szenen gekommen. Der Referee wurde von mehreren Personen attackiert, darunter auch von Ankaragücü-Präsident Faruk Koca. Auf Bildern ist zu sehen, wie Koca den Schiedsrichter mit der Faust ins Gesicht schlägt. Meler sank zu Boden, während weitere Beteiligte auf ihn eintraten. Rizespor hatte in der siebten Minute der Nachspielzeit den 1:1-Ausgleich erzielt.
Schiedsrichter erleidet Schädeltrauma
Der Verband teilte weiter mit: "Der verantwortliche Klub, der Klubpräsident, seine Manager und alle Schuldigen, die Halil Umut Meler angegriffen haben, werden auf das Härteste bestraft".
Der verletzte Schiedsrichter kam in ein Krankenhaus, er habe Verletzungen am Auge sowie ein Schädeltrauma davon getragen, sagte der behandelnde Arzt.
Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden Koca und zwei weitere Verdächtige festgenommen.
Der Fußball und sein Gewaltproblem
Die ständige Kritik an Schiedsrichtern habe zu diesem Gewaltausbruch geführt, so der Verband: "Jeder, der Schiedsrichter ins Visier genommen und Verbrechen gegen Schiedsrichter gefördert hat, ist an diesem abscheulichen Verbrechen beteiligt. Die unverantwortlichen Äußerungen von Vereinspräsidenten, Managern, Trainern und Fernsehkommentatoren gegenüber Schiedsrichtern haben heute den Weg für diesen abscheulichen Angriff geebnet."
Auch die UEFA verurteilte das gewalttätige Verhalten "auf das Schärfste". Weiter hieß es in einer Mitteilung: "Gewalt und Beschimpfungen gegenüber Schiedsrichtern haben im Fußball nichts zu suchen und müssen sofort aufhören. Wir fordern die Behörden und die zuständigen Disziplinarorgane auf, entschlossene und notwendige Maßnahmen gegen alle zu ergreifen, die an Übergriffen und Gewalt gegen Schiedsrichter beteiligt sind."
FIFA-Präsident Gianni Infantino erklärte: "Die Ereignisse (...) sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz". Auch Türkeis Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan verurteilte den Übergriff scharf.
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