WM: Zwei deutsche Siebenkämpferinnen lauern auf ihre Chance

    Leichtathletik-WM - Siebenkampf:Schäfer und Weißenberg lauern auf ihre Chance

    von Susanne Rohlfing
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    Die Siebenkämpferinnen Sophie Weißenberg und Carolin Schäfer sind bei der WM keine Favoritinnen. Mit ihrem teaminternen Duell könnten sie sich aber zu Höchstleistungen anstacheln.

    Sophie Weißenberg vom TSV Bayer 04 Leverkusen und Carolin Schäfer von Eintracht Frankfurt in Aktion. (17.06.2023)
    Carolin Schäfer (li.) und Sophie Weißenberg wollen sich bei der WM gegenseitig zu Höchstleistungen pushen.
    Quelle: dpa

    Es steht eins zu eins in diesem Jahr zwischen der erfahrenen Carolin Schäfer und der aufstrebenden Sophie Weißenberg. Schäfer hatte zuletzt in Ratingen die Nase vorn, Weißenberg sammelte beim Saisoneinstand in Götzis mehr Zähler.

    Ein Miteinander im Konkurrenzkampf

    Nun geht es zum Auftakt der Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Budapest am Samstag und Sonntag für die beiden besten deutschen Siebenkämpferinnen also nicht nur darum, den Anschluss an die Weltspitze zu finden - sondern auch um die Entscheidung im teaminternen Saisonvergleich.
    Es sei allerdings mehr ein Miteinander als ein Gegeneinander, betont Weißenberg.

    Es herrscht eine schöne Atmosphäre zwischen uns.

    Sophie Weißenberg über das Verhältnis zu Carolin Schäfer

    "Trotzdem ist dieser Konkurrenzkampf da, wir pushen uns gegenseitig, das tut uns beiden gut", so Weißenberg.

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    Schäfer nach Trainerwechsel in Topform

    Schäfer, WM-Zweite von 2017 und EM-Dritte von 2018, ist so gut in die Saison gestartet wie lange nicht mehr. Die 31-Jährige aus Frankfurt trainiert nicht mehr bei Michael und Stefanie Kaul, den Eltern von Europameister Niklas Kaul, sondern wird seit dem vergangenen Herbst von ihrem Lebensgefährten Jan Uder betreut.
    Und nach ihren 6.369 Punkten von Ratingen sagte sie:

    Man sollte mich nicht abschreiben, ich bin nicht alt und verbraucht.

    Carolin Schäfer

    Seuchenjahr statt Durchbruch für Weißenberg

    Weißenberg machte 2019 zum ersten Mal auf sich aufmerksam, als sie bei der U-23-EM Silber gewann. Anschließend wechselte sie aus Neubrandenburg zum TSV Bayer 04 Leverkusen - der erwartete Durchbruch bei den Erwachsenen ist ihr seither aber noch nicht so recht gelungen.



    Zunächst machten ihr der Trainerwechsel und Verletzungen Probleme. Das vergangene hätte dann ihr Jahr werden sollen - doch es geriet zum Seuchenjahr. Bei der WM in Eugene leistete Weißenberg sich drei Fehlversuche und musste alle Träume von einer guten Platzierung begraben.

    Corona-Infektion bei der Heim-EM

    Kurz darauf bei der Heim-EM bemerkte sie schon am ersten Tag eine aufkommende Erkrankung. Ein Corona-Test vor den abschließenden 800 Metern fiel positiv aus und Weißenberg war raus.
    "Das war für mich schwerer zu akzeptieren als die drei Fehlversuche", sagt Weißenberg: "An denen war ich selbst schuld. Aber woher ich die Infektion hatte, weiß ich bis heute nicht. Ich hatte so aufgepasst."

    Jetzt haben wir 2023, neues Jahr, neue WM, neue Chancen. Da wird jetzt nochmal angegriffen.

    Sophie Weißenberg

    Weißenberg ist inzwischen 25 Jahre alt, im besten Hochleistungsalter also.

    Bestleistung von Weißenberg zum Saisonauftakt

    Und die Sportsoldatin und Psychologie-Studentin schraubte ihre Bestleistung aus 2019 (6239 Punkte) zum Saisonauftakt in Götzis auf 6375 Punkte. "Da bin ich sehr happy, das war lange überfällig", sagt sie. Und: "Ich glaube, dass da noch deutlich mehr geht und bin gespannt auf die WM."
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    In der Weltjahresbestenliste liegt Weißenberg auf Platz fünf, gefolgt von Schäfer auf Rang sechs. Die dritte deutsche WM-Starterin, Vanessa Grimm, liegt mit ihren im Juli erreichten 6058 Punkten deutlich zurück, ist nach einer schweren Knieverletzung aber froh, wieder dabei sein zu können.

    Hall nach Thiam-Ausfall große Favoritin auf Gold

    Haushohe Favoritin auf Gold ist die Amerikanerin Anna Hall, die in Götzis mit 6988 Punkten an der magischen 7000-Punkte-Marke kratzte. Ihre größte Herausforderin wäre die zweimalige Olympiasiegerin Nafi Thiam gewesen, doch die Belgierin wird verletzungsbedingt fehlen.

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    "Das ist ein bisschen schade, alle haben sich auf das Duell Thiam gegen Hall gefreut", sagt Weißenberg: "Jetzt ist es fast schon zu einfach für Anna. Wenn sie solide durchkommt, wird das ein Selbstläufer für sie."

    Hinter Hall ist alles offen 

    Dahinter ist dafür alles offen, auch für die beiden deutschen Top-Siebenkämpferinnen. "Da ist Dampf drin", sagt Bundestrainer Jörg Roos, der Weißenberg in Leverkusen auch als Heimtrainer betreut.
    Das Weitsprung-Desaster bei ihrem WM-Debüt im vergangenen Jahr habe seine Athletin gut verarbeitet, sagt er. "Ich möchte ja nicht, dass es nochmal passiert, deshalb denke ich nicht daran. Ich denke nur an die Sachen, die passieren sollen", sagt Weißenberg. Drei Fehlversuche gehören nicht dazu. Eine weitere persönliche Bestleistung dagegen schon.
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