Einzel bei Biathlon-WM: Sprints - Härtetest im Kunstschnee

    Erste Einzel bei Biathlon-WM:Die Sprints - Härtetest im Kunstschneematsch

    von Andreas Morbach
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    In den Sprints werden bei der Biathlon-WM am Freitag und Samstag die ersten Einzelmedaillen vergeben. Für Franziska Preuß steht das Rennen unter besonderen Vorzeichen.

    Nove Mesto Na Morave, Biathlon-Weltmeisterschaft, Mixed-Staffel: Franziska Preuß fährt aus einem Skitunnel heraus.
    Im Sprint auf Wiedergutmachung aus: Franziska Preuß.
    Quelle: Hendrik Schmidt/dpa

    Eigentlich hätte Philipp Nawrath ein bisschen in Zwiespalt geraten können am Mittwoch bei der Mixed-Staffel. Schließlich liefen vor seinen Augen an dritter Position gerade Teamkollegin Franziska Preuß und seine norwegische Freundin Karoline Offigstad Knotten gegeneinander durch den Dauerregen von Nove Mesto.
    Doch die Trennung von Privatem und Beruf fiel dem kräftigen Allgäuer letztlich doch sehr leicht. "Ich bin ganz klar für uns", verkündete Nawrath wenig überraschend. Musste dann aber mit ansehen, wie Preuß die gute Ausgangsposition des deutschen Teams mit einer Strafrunde beim Stehendanschlag vergab.

    Strafrunde und Stolperer für Franziska Preuß

    Beim Verlassen des Schießstands stolperte sie auch noch über ihren rechten Skistock, stürzte - und musste neben Knottens Norwegerinnen noch vier andere Nationen vorbeiziehen lassen. Aus Rang eins war Platz fünf geworden. Und der stand auch am Ende für den gemischten DSV-Vierer.
    Nove Mesto Na Morave, Biathlon-WM, Mixed-Staffel: Justus Strelow beim Wechsel auf den zweiten Läufer, Philipp Nawrath
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    Zwar hatte Schlussläuferin Vanessa Voigt ihre gewohnt starken Schießeinlagen an den Tag gelegt, quälte sich allerdings auf der Strecke genauso mühsam durch den Kunstschneematsch wie Preuß.

    Justus Strelow leistet Aufbauarbeit

    Vor dem Frauen-Sprint am Freitag war also Aufbauarbeit angesagt im deutschen Team. Und ein Mann, der dafür aktuell besonders gut geeignet ist, ist Justus Strelow. Mit großem Selbstbewusstsein war der 27-jährige Sachse nach Tschechien gereist, fiel dort auch gleich durch seine besonders gelöste Stimmung auf. Und die aufmunternden Worte für Preuß kamen ihm entsprechend leicht über die Lippen.
    "Sie hat viel Erfahrung, einige Rennen und Jahre im Weltcup hinter sich. Sie wird das hinbekommen“, prophezeite Strelow, der als Startläufer mit einem beeindruckenden Auftritt an die Spitze des Feldes gestürmt war.

    Formstarkes deutsches Männer-Duo

    Im Sprint der Männer am Samstag wird Strelow für weitere Aufgaben im Einzel und in der Single-Mixed-Staffel geschont. Mit von der Partie für den DSV ist neben dem formstarken Nawrath, Johannes Kühn und Philipp Horn nun aber Benedikt Doll, Weltmeister von 2017 und zweifacher Sprint-Sieger in diesem Winter.
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    Zuletzt leicht erkältet, wurde der 33-jährige Schwarzwälder in der Mixed-Staffel nicht eingesetzt. Doch wenn er seine zuletzt wieder aufgetretenen Probleme am Schießstand in den Griff bekommt, ist Doll durchaus in der Lage, die Gold-Pläne der bislang überragenden Norweger zu durchkreuzen.

    Vanessa Preuß oft nah dran am Sieg

    Auch Preuß war in dieser Saison schon drauf und dran, den Schritt nach ganz oben aufs Podest zu schaffen. Einmal fehlten ihr 0,1 Sekunden zum Sieg, einmal waren es 0,3 und ein weiteres Mal 4,4 Sekunden.
    Zudem bewies die 29-jährige Oberbayerin nach der letzten Saison, die sie wegen immer wiederkehrender gesundheitlicher Probleme vorzeitig abbrechen musste, in diesem Winter eine bemerkenswerte Konstanz: Ging sie an den Start, gelang ihr am Ende immer eine einstellige Platzierung.
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    Preuß: Extreme Anspannung, zittrige Oberschenkel

    In der Skijäger-Elite ist Preuß mit diesem Stabilitätsmerkmal sowohl bei den Frauen wie bei den Männern einzigartig.
    Und man darf gespannt sein, ob sie ihre extreme Anspannung beim Anlaufen an den Schießstand und die zittrigen Oberschenkel während ihrer Schießeinlagen in der Mixed-Staffel nun besser in den Griff bekommt.

    Einen Abend lang ärgern

    Sportdirektor Felix Bitterling jedenfalls macht sich "keine Sorgen um die Franzi". Denn: "Die ist so gefestigt in diesem Jahr."
    Die Athletin selbst genehmigte sich mit der Erfahrung aus elf Weltcupwintern einen Abend des Ärgers und der Enttäuschung. "Aber am Donnerstag", lautete Franziska Preuß’ Auftrag an sich selbst, "muss ich es hinkriegen, dass ich nach vorne schaue".

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