Kolumbianisches Temperament
Das zweite Gruppenspiel gegen Kolumbien steht an. In der Matchday-Besprechung warnt Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg vor den lautstarken Anhängern des Gegners. Und genau so, kommt es. Fanatische, kolumbianische Fans verlegen Sydney kurzerhand nach Südamerika – die Stimmung ist einzigartig. Am Ende fliegt das deutsche Team nach einer knappen 1:2 Niederlage und einem hart umkämpften Spiel zurück ins Base Camp. Das Verletzungspech verfolgt die Mannschaft, Sara Doorsoun verletzt sich in dem körperbetonten Spiel am Oberschenkel. Ein weiterer Schlag für das Team. Wie schlimm ist die Verletzung wirklich?
Zocken zur Ablenkung – und vor allem gegen den Schmerz
In „Down Under“ zieht es besonders Youngster Lena Oberdorf in ihrer freien Zeit vor die Spielekonsole. In einer Room Tour mit Mitbewohnerin Jule Brand zeigt sie ihr Können – und ihre Empörung über ihre „FIFA Stats“, sie ist eindeutig zu langsam eingestuft. Die verletzt zurückgebliebene Carolin Simon „zockt“ ebenfalls leidenschaftlich gerne. Zuhause in München macht sie gesundheitlich kleine Fortschritte, doch der Schmerz, nicht bei der WM dabei zu sein, ist weiterhin groß. Wenn nichts mehr geht, sagt Caro, kommt der Controller zum Einsatz und sie läuft virtuell dem Schmerz davon.
Die letzte Chance
Durch die Niederlage gegen Kolumbien ist für die Mannschaft das letzte Gruppenspiel bereits das erste K.O.-Spiel. Gegen die erfahrenen Südkoreanerinnen kommt sie jedoch - trotz Vorwarnung in der Matchday-Besprechung und taktischer Umstellung auf Doppelspitze - nicht über ein 1:1 Unentschieden hinaus. Viele Spielerinnen bleiben blass, es fehlt die Durchschlagskraft.
Auch Sydney Lohmann, die Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt wird und ihr WM-Debüt feiert, kann den Ball trotz größtem Einsatz nicht im Tor unterbringen. Die Mannschaft scheidet nach der Gruppenphase aus. Fassungslosigkeit macht sich im Stadion breit…
Enttäuschung und Pressehetze
Die Enttäuschung steht Spielerinnen und Trainerinnenteam auch am Tag nach dem Ausscheiden ins Gesicht geschrieben. Nach Abpfiff bricht eine Welt für Mannschaft und Fans zusammen und die Nachbeben sind kräftig. Von der Presse wird die Mannschaft scharf kritisiert und Lena Oberdorf hat auf den sozialen Medien sogar mit Hassnachrichten zu kämpfen. Diese gehen nicht spurlos an der 21-jährigen vorbei. Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg richtet nach der Rückkehr ins Base Camp noch einmal emotionale, abschließende Worte an das Team. In den kommenden Wochen soll nun alles hinterfragt und aufgearbeitet werden.
Auf der Suche nach Klarheit
Doch es kommt alles anders als geplant, Martina Voss-Tecklenburg wird kurz nach ihrer Rückkehr nach Deutschland krankgeschrieben, die WM-Analyse kann nicht final beendet werden. Die Verunsicherung im Team ist groß und die Öffentlichkeit verlangt Antworten. Der DFB reagiert. In einem Abschlussinterview Anfang November lässt Martina Voss-Tecklenburg die Zuschauer an ihrer Gefühlswelt teilhaben. Sie redet offen und ehrlich über ihre Erkrankung und den Schmerz nicht mehr Bundestrainerin zu sein.