Nordische Ski-WM: Wellinger, Althaus und Co. im Goldrausch

    Goldene Tage in Planica:Skispringer ganz oben - und gierig nach mehr

    von Lars Becker
    |

    Angeführt von Andreas Wellinger und Katharina Althaus erleben Deutschlands Skispringer goldene Tage bei der WM in Planica. Das sind die Gründe für den Erfolg.

    26.02.2023, Slowenien, Planica: Ski nordisch: Weltmeisterschaft, Skispringen - Teamspringen Mixed, 2. Durchgang. Karl Geiger (l-r), Selina Freitag, Katharina Althaus, Andreas Wellinger aus Deutschland jubeln nach dem letzten Sprung über den Sieg.
    Gesichter des Erfolgs: Karl Geiger, Selina Freitag, Katharina Althaus, Andreas Wellinger (v. li. nach r.)
    Quelle: dpa

    Als Andreas Wellinger im Flockenwirbel von Planica sicher gelandet war, begann die nächste Gold-Party der deutschen Skispringer. Zum fünften Mal in Serie gewannen die schwarz-rot-goldenen Flieger den WM-Titel im Mixed und untermauerten damit ihre Rolle als Fliegernation Nummer 1 bei diesen Titelkämpfen.
    Mit dreimal Gold und insgesamt fünf Medaillen haben die "Überflieger" schon jetzt die Bilanz der Heim-WM von Oberstdorf vor zwei Jahren übertroffen (zweimal Gold und insgesamt vier Medaillen) - und in der zweiten Woche gibt es auf der Großschanze noch drei weitere Goldchancen in Slowenien.

    Nordische Ski-WM in Planica
    :WM-Gold für deutsches Skisprung-Mixed-Team

    Das deutsche Skisprung-Team mausert sich bei der Nordischen Ski-WM unerwartet zu Medaillensammlern: Im Mixed-Wettbewerb jubelt das DSV-Quartett über das nächste Gold.
    Mitglieder des deutschen Teams feiern am Sonntag, 26. Februar 2023, ihren Sieg im Skisprung-Mixed-Team-HS102-Wettbewerb bei den Nordischen Weltmeisterschaften in Planica, Slowenien.

    Leidenszeit von Wellinger beendet

    Für Andreas Wellinger fühlt sich das besonders unglaublich an. Er feierte schon früh in seiner Karriere spektakuläre Erfolge, wurde zweimal Olympiasieger und gewann 2017 mit dem Mixed-Team seinen bis Sonntag einzigen Weltmeistertitel.
    Nach einem Kreuzbandriss begann jedoch eine lange Leidenszeit, die der 27-Jährige nun bei dieser WM mit Gold im Mixed und Silber im Einzel vor Bronzegewinner Karl Geiger endgültig beendet hat. "Ich habe nie aufgehört an mich zu glauben und meinen Sport zu lieben, auch wenn ich in den letzten Jahren viel auf den Sack bekommen habe. Deshalb ist die Erfüllung jetzt auch besonders groß", sagte Wellinger nach seinem Gold-Triumph.
    Auch Bundestrainer Stefan Horngacher zog den Hut vor "Welle".

    Es gibt kaum einen Athleten, der es in dieser feinfühligen Sportart Skispringen nach einem Kreuzbandriss wieder an die Weltspitze geschafft hat. Andreas ist in dieser schwierigen Phase enorm gereift.

    Bundestrainer Stefan Horngacher

    Althaus erfolgreichste Skispringerin aller Zeiten

    Im Mixed-Wettbewerb war der nervenstarke Wellinger neben Katharina Althaus der größte Garant für den Sieg. Auch die 26 Jahre alte Oberstdorferin erlebt unglaubliche Tage in Planica. Nach zweimal Olympia- und einmal WM-Silber im Einzel schon als "ewige Zweite" abgestempelt, holte sie endlich ihre erste Einzel-Goldmedaille. Und ließ im Frauen-Teamwettbewerb und dem Mixed zwei weitere WM-Titel folgen.
    "Das ist unglaublich. Einfach geil. Momentan läuft’s einfach bei mir", sagt Althaus. Im April will sie ihren langjährigen Freund Patrick Schmid - er ist der Bruder von Kombinierer Julian Schmid, der bei dieser WM schon zweimal Silber gewonnen hat - heiraten.
    Mit inzwischen sieben WM-Titeln ist Althaus geschlechtsübergreifend die erfolgreichste deutsche Skispringerin aller Zeiten. Logisch, dass Deutschlands Skispringerinnen in diesen WM-Tagen immer wieder den Song "Die Nummer 1 der Welt sind wir" anstimmen.

    Skispringerinnen helfen Kollegen aus der Krise

    Die starken deutschen Fliegerinnen haben den deutschen Männern auch beim Weg aus der Krise geholfen, die es nach dem Debakel bei der Vierschanzentournee gab.

    Katharina Althaus und die Mädels haben uns brutal unterstützt.

    Bundestrainer Stefan Horngacher

    "Die haben das bei der WM durchgehämmert und die Jungs sind mitgegangen", erklärt Horngacher. Der Chefcoach war in den vergangenen Wochen selbst massiv unter Druck geraten. "Nach der Tournee waren wir ziemlich in Schwimmen. Aber Stef hat die Ruhe behalten - großes Lob an die Trainer, sie haben uns super gecoacht", schwärmte Karl Geiger.
    "Wir haben nicht bei anderen gesucht, was sie besser machen, sondern uns gefragt: Was müssen wir besser machen? Woran fehlt es?", fügte Andreas Wellinger hinzu. Neben der perfekten Sprungform dürfte das Thema Sprung-Anzug dabei ein wichtiger Puzzlestein gewesen sein.

    Bei den Anzügen wieder auf dem gleichen Level

    Horngacher hatte schon vor der WM zu Protokoll gegeben, dass es die deutschen Skispringer zumindest beim Saison-Auftakt mit den "Material-Regeln zu genau" genommen hätten. Andere Top-Nationen sprangen größere Anzüge, was ihre Tragfläche in der Luft und damit die Erfolgschancen deutlich verbesserte - und zu Vorwürfen des Material-Betrugs führte.
    Bei der WM war Deutschland wieder auf einem Material-Level mit den anderen - und befindet sich nach überragenden Leistungen nun in einer Dauer-Party.

    Mehr zum Thema