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Industrie und Klimaschutz : Auto-Standort: "Wir müssen uns verändern"

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Experten sind sich einig: Die notwendigen Maßnahmen zum Schutz des Weltklimas werden die deutsche Industrie verändern. Harte Zeiten stehen vor allem den Autoherstellern bevor.

Im letzten Jahr gab es so wenig Neuzulassungen wie nie zuvor. Grund: Corona und Lieferengpässe, aber auch die großen Transformationen hin zu mehr E-Mobilität.
Im letzten Jahr gab es so wenig Neuzulassungen wie nie zuvor. Ein Grund: die großen Transformationen hin zu mehr E-Mobilität.
Quelle: dpa

Adam Tooze liebt das klare Wort. Wir trafen den britischen Wirtschaftshistoriker im vergangenen Herbst am Rande einer Tagung in Zürich. Für eine Dokumentation über den Standort Deutschland brauchten wir ein paar knackige Analysen. Wo geht es hin mit der deutschen Industrie? Wie sieht die Welt nach Corona aus?

Die Offenheit mit der Tooze sprach, war mehr als schonungslos. Sie hatte etwas Spöttisches: "Jaja, die Deutschen und ihre Autos", schien sein Blick zu verraten, bevor er es offen in die Kamera sagte:

Ihr habt da einen Fetisch!
Adam Tooze, Wirtschaftshistoriker

Rückgang der Fertigungsberufe in der Autoindustrie

Seine These, wonach man vor den Begriff der Deindustrialisierung nicht zurückschrecken müsse, klang damals, im Herbst, trotz der angespannten Weltlage irgendwie unwirklich.

Gestörte Lieferketten, steigende Kosten - globale Veränderungen bedeuten große Herausforderungen für die Industrie, auch für die Zulieferer der Autobauer.

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Heute, während das Münchner ifo-Institut in einer aktuellen Untersuchung von der "Deindustrialisierung der Autobranche" spricht, hat man sich schon fast daran gewöhnt. Professor Oliver Falck, der ifo-Konjunkturexperte, konstatiert im ZDF-Gespräch:

Selbst wenn wir in Deutschland weiter so viele Autos produzieren würden wie bisher, werden wesentlich weniger Menschen in den Unternehmen arbeiten.
Oliver Falck, ifo-Konjunkturexperte

Seine Untersuchung zeigt: Seit 2013 - und damit lange vor Corona-Krise und Ukraine-Krieg - sind die Fertigungsberufe in der Autoindustrie um neun Prozent zurückgegangen.

Klimawandel ist größte Herausforderung für Autoindustrie

Wirtschaftshistoriker Tooze warnte schon Ende 2022 im ZDFheute-Interview vor falschen Hoffnungen: "Es gehört nicht zur Natur der Dinge, dass Hunderttausende von Menschen in Deutschland ihr Brot durch Autobau verdienen". Eine Feststellung, die für viele der rund 800.000 Beschäftigten in der Automobilindustrie wie eine Drohung klingt.

Trotz steigender Popularität von E-Autos werden insgesamt noch sehr viel mehr Verbrenner im- und exportiert. Eine Einschätzung von Börsenexpertin Valerie Haller aus Frankfurt.

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Dabei haben geopolitische oder schicksalhafte Entwicklungen wie ein Krieg oder eine Pandemie zwar massive Auswirkungen auf globale Märkte und Lieferketten. Aber sie sind in der Regel zeitlich begrenzt.

Die viel größere - weil langfristige - Herausforderung manifestiert sich im aktuellen Weltklima-Bericht des IPCC. Bei seiner Präsentation stellte UN-Generalsekretär Antonio Guterres fest:

Die Klima-Zeitbombe tickt.
Antonio Guterres, UN-Generalsekretär

Noch können wir umsteuern und zugleich die Wirtschaft ankurbeln und Gesundheitsschäden verringern. Das ist die Botschaft des neuen Syntheseberichts des Weltklimarats IPCC.

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Viele Autobauer haben sich vom Verbrenner längst verabschiedet

"Klar ist doch: Wir müssen uns verändern", sagt Professor Hermann Koch-Gröber von den "Scientists for Future" dem ZDF und ergänzt lapidar: "Deutschland war auch mal führend im Bau von Dampflokomotiven".

Der größte Hebel, den die Autoindustrie habe, sei die Elektrifizierung des Antriebs. Noch produzieren die Hersteller parallel Fahrzeuge mit Verbrenner und Elektromotor. Doch das wird nicht so bleiben. Trotz des teils laut artikulierten Widerstands gegen ein drohendes Verbrennerverbot, haben sich BMW, Volkswagen und Co. strategisch längst von dieser Antriebsart verabschiedet.

Mit dem Wegfall der Doppelstrukturen wird sich auch der Beschäftigungsabbau in der Fertigung weiter beschleunigen.
Oliver Falck, Konjunkturexperte ifo-Institut

Beim Elektroantrieb liegen die USA und China vorn

Anders als beim Verbrennungsmotor, bei dem sich die deutschen Industriekapitäne jahrzehntelang gegenseitig ihrer Genialität versicherten, hat beim Elektroantrieb niemand auf Deutschland gewartet - im Gegenteil. "Mit Tesla haben derzeit die USA den größten Produzenten der Welt auf dem Markt", heißt es in dem ifo-Papier.

Das Europa-Parlament hat das Aus für Diesel und Benziner ab 2035 beschlossen. Immer mehr Hersteller setzen inzwischen schon auf Elektromobilität. Unsere Reporterin Sandra Susanka blickt in einem Autohaus in Stuttgart auf das, was uns dadurch erwartet.

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Und chinesische Hersteller wie BYD ("Build your Dreams") und SAIC gehörten bereits zu den Top Ten der weltweit größten Elektroautobauer. Für die Frage, wo künftig die Wertschöpfung im Automobilsektor stattfindet, wo Arbeitsplätze entstehen (und wo nicht), ist diese Feststellung von zentraler Bedeutung.

Steuerung von E-Motoren als Zukunftsfeld?

Es sind sich alle im Klaren darüber, dass die Steuerung der Software gerade im Elektroauto künftig der Punkt ist, um den sich alles dreht.
Oliver Falck, ifo-Konjunkturexperte

Nach Ansicht von ifo-Experte Falck könnte das ein Feld sein, auf dem die deutschen Autohersteller verlorenes Gelände wieder zurückgewinnen könnten.

"In diesem Bereich haben die Unternehmen massiv Beschäftigung aufgebaut." Allerdings muss Deutschland hier schneller agieren als beim Elektroantrieb. Denn die Konkurrenz droht - wie im Beispiel Tesla - nicht nur von anderen Autoherstellern.

Das EU-Parlament beschließt das Aus für den Verbrenner-Motor ab 2035. ZDF-Reporterin Stephanie Barrett berichtet über die Auswirkungen dieser Entscheidung auf die Auto-Branche.

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Die neuen Konkurrenten der Autoindustrie: Google und IBM

Wenn Arbeitsplätze nicht mehr vorrangig durch das Zusammenschrauben von Autos entstehen, sondern durch KI-basierte Dienste wie autonomes Fahren, dann wollen plötzlich auch die großen Tech-Konzerne wie Google oder IBM-Watson ein Stück vom Kuchen abhaben. Oliver Falck erklärt:

Die haben ihre Europazentralen nicht aus reiner Mitmenschlichkeit hierhergeholt.
Oliver Falck, Konjunkturexperte ifo-Institut

Deutschland sei für diese Unternehmen ein spannendes Beobachtungsfeld. Oder vielleicht: Versuchskaninchen?

Das wird am Ende von den Autoherstellern selbst abhängen. Durch Batteriefertigung, Software-Dienstleistungen und digitale Geschäftsmodelle könnten sie Boden gut machen, den sie in den letzten Jahren durch zu langes Zögern und Zaudern verloren haben.

Durch E-Mobilität steige die "Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen", weshalb es einer breiteren Absicherung bedürfe, so Hildegard Müller vom Verband der Automobilindustrie.

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