Wie viel zahlen wir ohne Preisbremse bald für Strom und Gas?

    Staatshilfen laufen aus:Was kosten Strom und Gas ohne Preisbremse?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein
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    Auch ohne Energiepreisbremse werden die Kosten für Strom und Gas wohl kaum steigen - denn viele Anbieter senken demnächst die Preise. Für wen wird Energie teurer, für wen billiger?

    Ein Stromzähler zeigt in einem Mietshaus die verbrauchten Kilowattstunden an.
    Vor allem die Stromkosten werden für Millionen Haushalte im kommenden Jahr voraussichtlich sinken - selbst, wenn die Energiepreisbremse ausläuft.
    Quelle: dpa

    Eigentlich sollte die Energiepreisbremse der Bundesregierung noch bis zum nächsten Frühling dafür sorgen, dass die Kosten für Strom und Gas einigermaßen überschaubar bleiben - die entsprechende Verlängerung wurde erst vor einer Woche beschlossen. Dann kam das Urteil des Bundesverfassungsgerichts.
    Alle Nebenhaushalte sind nun auf dem Prüfstand, auch der Wirtschaftsstabilisierungsfonds, aus dem die Gelder der Energiepreisbremse gezahlt werden. Seit heute ist klar: Strom- und Gaspreisbremsen werden zum Jahresende beendet.

    Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme steigt

    Zusätzlich werden weitere Faktoren die Energie zunächst verteuern:
    • Gas- und Fernwärmekunden müssen ab 2024 wieder den vollen Mehrwertsteuersatz von 19 Prozent zahlen. Dieser war während der Energiekrise vorübergehend auf sieben Prozent gesenkt worden.
    • Netzentgelte für Stromkunden steigen ebenfalls im kommenden Jahr. Das Netzentgelt ist der Preis für die Nutzung der Stromnetze und macht etwa 20 Prozent des Strompreises aus. Die Gebührenerhöhung sollte eigentlich mit einer Milliardensumme des Bundes abgefedert werden - daraus wird wohl nichts. Wie hoch die Netzentgelte ohne diese Finanzspritze steigen würden, ist noch unklar.
    Ein Plakat mit der Aufschrift: Mit Geld und Verstand. Schulden bremsen, Chancen schaffen. Unser Bundeshaushalt.
    Seit kurzem ist klar: Der Bundesregierung fehlen 60 Milliarden Euro – und das Loch könnte noch größer werden. 21.11.2023 | 1:36 min

    Viele Energieversorger senken Preise ab 2024

    Die gute Nachricht ist aber: Flächendeckend liegen die neuen Tarife für Strom und auch etliche neuen Tarife für Gas bereits unter dem Preisniveau der Energiepreisbremse. Der staatliche Preisdeckel kommt deshalb im Moment überwiegend Verbrauchern zugute, die im vergleichsweise teuren Grundversorgungstarif Strom oder Gas beziehen und nicht schon zu einem alternativen Anbieter gewechselt sind. Anders gesagt: Der Wegfall der Energiepreisbremse wird sich in der Regel nur bei Tarifen bemerkbar machen, die sowieso schon unnötig teuer sind. 
    Dazu kommt: Die Preise für Endkunden sinken weiter. Großhandelspreise hatten sich seit Anfang 2023 schon fast halbiert. Dieser Effekt kommt nun nach und nach bei den Verbrauchern an: Die Hälfte der örtlichen Strom- und Gasversorger hat angekündigt, die Preise zum neuen Jahr zu senken, teilte das Vergleichsportal Verivox heute mit.

    Kosten für Gas sinken um 15 Prozent

    • Preisentwicklung bei Strom: 430 Preissenkungen wurden zum Jahreswechsel laut der Verivox-Analyse angekündigt. Der Preisrückgang betrage demnach durchschnittlich 13 Prozent. "Für einen Drei-Personen-Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh entspricht das einer Entlastung von rund 287 Euro im Jahr", heißt es in der Mitteilung.
    • Preisentwicklung beim Gas: Hier sind es voraussichtlich 396 Preissenkungen deutschlandweit. Es gibt zwar auch einzelne Preisanhebungen, insgesamt 42 - doch im Durchschnitt fallen die Preise bei der Grundversorgung um 15 Prozent. Insgesamt 19 Millionen Haushalte liegen in den Grundversorgungsgebieten mit Preissenkungen, demgegenüber stehen 1,9 Millionen Haushalte in Gebieten, in denen Gaspreise voraussichtlich erhöht werden.

    Die Verbraucher könnten das Ende der Energiepreisbremse nach unseren Berechnungen deshalb relativ gut verschmerzen.

    Lundquist Neubauer, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox

    Ohne Energiepreisbremse werden die Stromkosten in Deutschland im Schnitt pro Haushalt und Jahr um gerade mal einen Euro steigen, beim Gas sind es durchschnittlich 26 Euro mehr, erklärt Lundquist Neubauer, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox, im Gespräch mit ZDFheute. Doch diese Mehrkosten müssten nicht sein: "Vor allem Verbraucher in älteren Verträgen und in der Grundversorgung zahlen oft zu viel für Strom und Gas", so Neubauer. Ein Wechsel würde in der Regel Geld sparen.
    Fazit: Wenn die Energiepreisbremse ausläuft, macht sich das angesichts massiver Preissenkungen im Durchschnitt kaum bei den Preisen für Strom und Gas bemerkbar. Wer im Grundversorgungstarif ab 2024 mehr zahlen muss, sollte über einen Wechsel zu einem günstigeren Anbieter nachdenken.

    Vorsicht bei Billiganbietern
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