Strom und Gas: Sieben Tipps, damit Anbieterwechsel klappt

    Vorsicht bei Billiganbietern:Strom und Gas: Sieben Tipps für den Wechsel

    von Karen Grass
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    Die Strom- und Gaspreise fallen, für Neukunden liegen sie teils auf Vorkriegsniveau. Damit es beim Wechsel des Energieanbieters keinen Ärger gibt, haben wir sieben Tipps.

    Geldscheine im Elektrostecker
    Viele Energieanbieter werben gerade mit neuen Sparangeboten. Darunter sind aber auch einige Firmen, die Verbraucherschützer*innen negativ aufgefallen sind. Worauf Sie bei der Tarifsuche achten sollten.17.07.2023 | 6:51 min
    Die Preise an den Energiebörsen fallen seit Wochen und zumindest an Neukund*innen geben so einige Anbieter das jetzt auch weiter. Da kribbelt es beim Öffnen eines Vergleichsportals womöglich in den Fingern, den Tarif zu wechseln.
    Ein genauerer Blick zeigt allerdings: Es tummeln sich auch viele Anbieter mit neuen Sparangeboten, die während der Energiekrise negativ aufgefallen sind. Diverse Anbieter für Energie haben etwa trotz Preisgarantien die Preise erhöht. Andere wollten die Abschläge ohne wirksame Preisänderung anheben und sich so von den Kund*innen quasi Geld leihen; wieder andere stellten praktisch ohne Vorwarnung die Belieferung ein, sodass die Kund*innen in der teils teureren Grundversorgung landeten.
    Strompreis
    ZDFheute Infografik
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    Neue Regelung soll Haushalte schützen

    Kann so etwas wieder passieren, wenn man jetzt zum falschen Anbieter wechselt - und wie kann man sich schützen? "Vor exorbitanten Preiserhöhungen, wie wir sie im letzten Jahr gesehen haben, sind Verbraucherinnen und Verbraucher durch die Strom- und Gaspreisbremse bis mindestens Jahresende geschützt", sagt Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale (VZ) NRW.
    Seit Sommer letzten Jahres gilt zudem eine neue Regelung, wonach solvente Energieversorger mindestens drei Monate vorab ankündigen müssen, wenn sie die Belieferung einstellen. So haben Verbraucher*innen mehr Zeit, sich einen passenden neuen Tarif zu suchen und im Zweifel greift ohnehin die Grundversorgung.

    Man muss also nicht befürchten, dass einfach der Strom ausgeht.

    Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW

    Allerdings können Grundversorger für solche akuten Wechsel seit letztem Jahr auch ganz offiziell erstmal höhere Preise verlangen. Je nach Anbieter und Problem kann natürlich auch nerviger Schriftverkehr anstehen. Wer das möglichst vermeiden will, sollte beim Tarifwechsel folgende Tipps beachten:
    Erdgaspreis
    ZDFheute Infografik
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    1. Prüfen: Kann ich gerade überhaupt wechseln?

    Zunächst einmal sollten Verbraucher*innen ihre Vertragsunterlagen auf die Kündigungsbedingungen checken. Aus der Grundversorgung können sie in der Regel mit einer Kündigungsfrist von zwei Wochen wechseln, aus Sondertarifen dagegen oft nur bei Preiserhöhungen oder anderen Vertragsanpassungen durch den Anbieter.
    Wer in so einem Vertrag mit fixer Laufzeit steckt, kann höchstens jetzt schon einen Tarif für die ferne Zukunft abzuschließen. Das empfehlen Verbraucherschützer*innen angesichts der volatilen Energiemärkte aktuell jedoch eher nicht.
    Ein Strommast steht hinter einem Wohnhaus.
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    Bei Strom und Gas: Hohe Gewinne - auf Kosten der Kunden:

    2. Checken: Wer bietet den Energietarif an?

    "Wenn ich vor allem Sicherheit und meine Ruhe haben will, sollte ich schauen: Welches Unternehmen bietet das an, gab es mit diesem, mit verwandten Unternehmen oder einem übergeordneten Konzern schon einmal Ärger?", so der Tipp von Wallraf.
    Tatsächlich sind aktuell diverse neue Schwester- oder Tochterfirmen bereits auffällig gewordener Anbieter am Markt unterwegs. "Tendenziell gab es mit dem Stadtwerk vor Ort zuletzt ein paar weniger gravierende Probleme am Energiemarkt als mit dem ein oder anderen Discounter", erklärt die Energieexpertin. "Und es gibt durchaus auch günstige Sondertarife bei Stadtwerken."

    • Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt, dass die durchschnittlichen Strompreise für Neukund*innen seit ihrem Hoch im September 2022 um 60 Prozent gesunken sind: von 70 auf 28,28 Cent je Kilowattstunde.
    • Damit sind sie annähernd auf Vorkriegsniveau angekommen: Im Oktober 2021 zahlten Neukund*innen im Schnitt 28,04 Cent je Kilowattstunde.
    • Bei Gas sieht der Trend ähnlich aus: 75 Prozent weniger als noch im September wird da im Schnitt für Neukund*innen aufgerufen.
    • Das Vorkriegsniveau ist da allerdings noch nicht ganz erreicht: Statt heute im Schnitt 8,63 Cent zahlten Neukund*innen damals im Schnitt nur 6,28 Cent je Kilowattstunde Gas.

    Quelle: Verivox.de, Stand: 11.07.2023

    3. Gab es schon Verfahren gegen den Energieanbieter?

    In der Krise gab es zahlreiche Prozesse und Bußgeldverfahren gegen Energieanbieter. Wallraf rät: "Da sollte ich mal kurz per Stichwortsuche prüfen, ob der ins Auge gefasste Anbieter da auffällig geworden ist und mir gut überlegen, ob ich das Risiko eingehen will."
    Suchen kann man etwa nach Verfahren der Bundesnetzagentur gegen Anbieter oder auch nach Klagen und Abmahnungen der Verbraucherzentralen.
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    4. Auf Empfehlungen von anderen Kunden achten

    Es liegt nahe, sich Empfehlungen anderer Kund*innen anzuschauen, um die Qualität eines Anbieters einzuschätzen. Damit man jedoch einen realistischeren Eindruck bekommt, rät die VZ-Expertin: "Man sollte auch die 'Empfehlungen nach dem ersten Vertragsjahr’ anschauen, denn da fallen dann zum Beispiel Bewertungen über einen reibungslosen Wechsel nicht mehr so ins Gewicht und ich bekomme ein realistischeres Bild über das Verhalten des Anbieters im laufenden Geschäft."



    5. Die richtigen Filtereinstellungen beim Tarifvergleich

    Um unverzerrte Ergebnisse in Vergleichsportalen zu bekommen, sollte man einmalige Boni beim Tarifvergleich nicht einberechnen lassen. Momentan dürfen ohnehin nur 50 Euro als Bonus angeboten werden. Verbraucherschützer*innen raten zudem: keine Verträge mit langen Vertragslaufzeiten über 12 Monaten abschließen - dazu sei die Lage zu volatil.
    Die meisten Vergleichsportale bieten an, die Strom- und Gaspreisbremsen in den Tarifrechner einzubeziehen, sodass nur tatsächliche Kosten angezeigt werden.
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    6. Keine erhöhten Abschläge zahlen

    Während zur Hochzeit der Krise der Tipp oft lautete, sich vor hohen Nachzahlungen mit etwas höheren Abschlägen zu wappnen, sagt Wallraf jetzt: "Man sollte möglichst nicht zu stark in Vorleistung gehen."

    Das heißt: Keine Vorkassetarife und keine allzu hohen Abschlagszahlungen vereinbaren.

    Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW

    Denn: "Sollte ein Anbieter insolvent gehen, bekomme ich vorab zu viel gezahlte Beträge möglicherweise nicht wieder, denn in der Schlange der Gläubiger stehe ich als einzelne Kundin eher recht weit hinten."
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    7. Keine telefonischen Verträge und SMS-Bestätigungen

    Laut Verbraucherschützer*innen versuchen aktuell wieder diverse Anbieter, Verbraucher*innen am Telefon von ihren Spartarifen zu überzeugen.

    Wir raten prinzipiell davon ab, Energieverträge am Telefon anzubahnen oder dann per SMS zu bestätigen, denn der Bereich ist komplex und am Telefon kann ich leicht überrumpelt werden.

    Christina Wallraf, Energieexpertin der Verbraucherzentrale NRW

    Wiederholt seien zuletzt in solchen Fällen ganz andere Preise und Vertragsbedingungen zum Tragen gekommen, als am Telefon genannt wurden. Teils kamen auch Verträge gegen den Willen der Verbraucher*innen zustande und laut VZ ist es teils schwierig, da wieder herauszukommen. "Wenn mich ein Anbieter anruft, sollte ich schnellstmöglich auflegen und vor allem keine persönlichen Daten herausgeben, auch wenn das Angebot noch so gut klingt", so Wallraf.
    "Wenn man diese Tipps beherzigt, dann ermutigen wir aber jeden, Tarife zu vergleichen und im Zweifel zu wechseln", so das Fazit von Energieexpertin Christina Wallraf.
    Karen Grass ist Redakteurin beim ZDF-Magazin WISO.

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