Wie schlecht geht es den Bauern wirklich?

    FAQ

    Fakten zur Protestwoche:Wie schlecht geht es den Bauern wirklich?

    Oliver Klein
    von Oliver Klein und Michaela Waldow
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    Bauern protestieren gegen Subventionsabbau, obwohl viele Höfe zuletzt Rekordgewinne einfuhren. Inwieweit fallen Gelder für Diesel ins Gewicht? Die Zahlen zur Protestwoche.

    Menschen halten bei der Kundgebung des Verbands der Freien Bauern gegen die Subventionskürzungen in der Agrarwirtschaft vor dem Brandenburger Tor ein Schild mit der Aufschrift "Wir brauchen unsere Bauern"
    Auch wenn die Bundesregierung die Subventionskürzungen aufgeweicht hat, ist die Wut vieler Bauern groß. Doch: Kritiker stellen die Verhältnismäßigkeit der Proteste infrage. 08.01.2024 | 1:37 min
    In ganz Deutschland blockieren Bauern Straßen und Städte. Ihre Forderung: Die Bundesregierung soll die schrittweise Streichung der Subventionen für Agrar-Diesel komplett zurücknehmen. Es gehe um "die Zukunft unserer Bauernfamilien", erklärte Bauernpräsident Joachim Rukwied.
    Doch wären Bauernhöfe durch die wegfallende Subvention tatsächlich in ihrer Existenz bedroht? Inwieweit fallen die Gelder für Agrardiesel überhaupt ins Gewicht - und wen würde es am härtesten treffen? ZDFheute beantwortet die wichtigsten Fragen.
    An einem Traktor ist bei einer Demonstration von Bauern ein Galgen befestigt, an dem eine Ampel hängt.
    Zehntausende Landwirte waren heute mit ihren Traktoren im gesamten Land unterwegs, blockierten Autobahnauffahrten und teils ganze Städte. Das Ziel: die Pläne der Ampel stoppen. 08.01.2024 | 2:05 min

    Wie viele Bauern gibt es in Deutschland?

    Die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland nimmt seit Jahrzehnten ab. Aktuelle gibt es noch rund eine Viertel Million Höfe - während es noch im Jahr 2010 etwa 300.000 waren. Zwar gibt es insgesamt immer weniger Bauernhöfe - dafür gibt es heute aber mehr Großbetriebe.
    Anzahl der Landwirtschaftbetriebe und Bauernhöfe
    ZDFheute Infografik
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    Wie ist die wirtschaftliche Lage der Bauern aktuell?

    In den vergangenen zwei Jahren konnten deutsche Landwirte insgesamt Gewinne auf Rekordniveau erzielen. Im Wirtschaftsjahr 2022/23 stieg der durchschnittliche Gewinn der Betriebe auf 115.400 Euro - so viel wie nie zuvor und ein Plus von 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
    Bauern protestieren mit Traktoren am Brandenburger Tor in Berlin
    Der Bauernprotest habe eine Grundstimmung der Zukunftsangst in der Bevölkerung getroffen, so der Soziologe Rolf Heinze im "Kulturzeit"-Gespräch.08.01.2024 | 8:33 min
    Einer der Gründe: Der Krieg in der Ukraine und die dadurch verursachten "erheblichen Preisturbulenzen", wie es in der Regionalstatistik des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen heißt. Dass es mit den Rekordgewinnen so weitergeht, ist natürlich keineswegs sicher - angesichts der widrigen Situation auf dem Weltmarkt mit volatilen Preisen oder der Gefahr von Missernten.
    Veränderung der Zahl landwirtschaftlicher Betriebe
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    Welche Subventionen erhalten Bauern?

    Zuschüsse, Prämien, Vergünstigungen, Ausgleichszahlungen - die Liste der Gelder für die Landwirtschaft ist lang. Allein von der EU gibt es rund 6 Milliarden Euro für deutsche Landwirte, vom Bund kommen noch mal 2,4 Milliarden Euro im Jahr dazu. "Die öffentlichen Subventionen machen insgesamt etwa 40 Prozent der Gewinne in der Branche aus", erklärt Rolf Heinze, Seniorprofessor für Soziologie an der Ruhr-Universität in Bochum.
    ZDF spezial: Die Wut der Bauern - Start der Protestwoche
    Seit Montag protestieren die Bauern im Rahmen ihrer Aktionswoche gegen die geplanten Kürzungen der Ampelregierung. Deutschlandweit ziehen sich Traktorenkonvois durch Städte.08.01.2024 | 14:03 min

    Wie fallen die Dieselsubventionen ins Gewicht?

    Die Gelder aus dem Topf für Agrardieselsubventionen fallen nur vergleichsweise gering ins Gewicht: Laut Agrarbericht des Landwirtschaftsministeriums erhielt jeder Betrieb im Wirtschaftsjahr 2020/2021 im Schnitt rund 3.000 Euro pro Jahr an Agrardieselsubventionen. Im selben Zeitraum lag der Gewinn pro Hof im Schnitt bei etwa 56.000 Euro. In den darauffolgenden Jahren kamen die massiven Gewinnsteigerungen.
    Direktzahlungen und Zuschüsse an landwirtschaftliche Betriebe
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    Wen würden die Subventionsstreichungen am härtesten treffen?

    Kleineren Öko-Höfen, die vergleichsweise weniger Gewinne abwerfen, könnten die gestrichenen Dieselsubventionen vielleicht auch sehr weh tun, gibt Heinze zu bedenken. "Aber auf den Demos sieht man vor allem viele Landwirte von Großbetrieben, mit ihren riesigen Schleppern. Gerade bei den Großbetrieben, die konventionellen Ackerbau betreiben oder bei den Milchbetrieben, sind die Gewinne stark angestiegen. Denen droht definitiv kein Konkurs, wie sie das behaupten. Das wird stark überdramatisiert!"
    Dass Bauern Sicherheit fordern, sei zwar menschlich verständlich, so Heinze. "Aber wenn ich mit Beschäftigten aus anderen Bereichen spreche, beispielsweise aus der Automobilbranche - Sicherheit wird auch woanders gesucht." Der Strukturwandel treffe auch viele andere Berufsgruppen. "Die Forderung der Bauern ist eher eine traditionelle Forderung nach Beibehaltung der Subventionen. Damit wird man aber den neuen Herausforderungen an die Landwirtschaft - etwa hinsichtlich des Klimaschutzes - nicht gerecht."
    07.01.24: Christian Sievers spricht in einem Interviem mit Joachim Rukwied.
    Die Landwirtschaft sei auf staatliche Unterstützung angewiesen, sagt der Präsident des Deutschen Bauernverbandes Joachim Rukwied zu den angekündigten Protesten am Montag.07.01.2024 | 6:31 min

    Wo liegen Ungerechtigkeiten im System?

    "Die deutsche Agrarpolitik wurde immer maßgeblich von Großbetrieben bestimmt - die auch maßgeblich vom System der Subventionen profitieren", erklärt Heinze. "Es ist zum Beispiel ungerecht und auch nicht zukunftsfähig, dass Subventionen an die landwirtschaftliche Fläche gekoppelt sind. Stattdessen müssten sie eher an tatsächliche Leistungen gebunden sein - etwa an die ökologischen Leistungen."
    Eine Forderung, der sich auch Landwirte anschließen. "Die Bundesregierung muss endlich die Ursache des Frusts an der Wurzel packen", heißt es beispielsweise von der Bauernvereinigung Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL). Auch sie tritt zwar dafür ein, die geplante Kürzung der Dieselrückvergütung zu streichen oder diese mindestens nach sozialen und agrarstrukturellen Kriterien zu staffeln. Die Ursache der aktuellen Proteste liege aber in einer verfehlten Agrarpolitik, heißt es von der AbL. Sie fordert unter anderem, kleinere und mittlere Betriebe zu stärken und Höfe für Umweltschutz zu entlohnen.
    Instagram-Posting der AbL
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    Verfolgen Sie die Bauern-Proteste hier im Liveblog:

    Deutschlandweit Bauernproteste
    :Aktuelles zur Aktionswoche der Landwirte

    Zum Abschluss ihrer Aktionswoche haben die Landwirte heute zu einer Großdemonstration in Berlin aufgerufen. Aktuelle News zu den Bauernprotesten im Liveblog.
    Zahlreiche Traktoren, Lastwagen und Autos stehen am Morgen auf der Straße des 17. Juni.
    Liveblog

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