Krise im Wohnungsbau verschärft sich

    Immer weniger Baugenehmigungen :Krise im Wohnungsbau verschärft sich

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    Die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen sinkt weiter: Im Vergleich zum Vorjahr liegt das Minus im März bei fast 30 Prozent. Das Neubauziel der Ampel rückt in weite Ferne.

    Ein Bauarbeiter arbeitet auf einer Baustelle von einem neu gebauten Wohnhaus im Berliner Südosten, aufgenommen am 28.10.2022
    Hohe Materialkosten und schlechte Finanzierungsbedingungen sehen die Statistiker als Gründe für die Krise im Wohnungsbau.
    Quelle: dpa

    Die Krise im deutschen Wohnungsbau verschärft sich: Die Zahl der Baugenehmigungen brach im März wegen gestiegener Zins- und Materialkosten so stark ein wie seit 16 Jahren nicht mehr. Nur noch 24.500 Wohnungen wurden genehmigt und damit 29,6 Prozent oder 10.300 weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte.
    Einen stärkeren Rückgang gab es zuletzt im März 2007 mit minus 46,5 Prozent. Die Zahl sinkt damit seit Mai 2022 kontinuierlich, seit Oktober 2022 liegt das Minus bei jeweils mehr als zehn Prozent.

    Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben.

    Statistisches Bundesamt

    Wegen der Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation haben sich Baukredite spürbar verteuert.

    Großer Rückgang bei Zweifamilienhäusern

    Von Januar bis März wurden insgesamt 68.700 Genehmigungen für Wohnungen erteilt, das waren 25,7 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. In den Zahlen sind sowohl die Zusagen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten. Die Zahl der Bauzusagen für Einfamilienhäuser brach im März überdurchschnittlich stark ein, und zwar um 31,1 Prozent auf 14.300.
    Bei den Zweifamilienhäusern gab es einen noch größeren Rückgang von 51,9 Prozent auf 4.100.

    Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich.

    Statistisches Bundesamt

    Hier gab es ein Minus von 25,2 Prozent auf 37.200.

    Immobilien-Ausschuss: Bedingungen radikal ändern

    In diesem Jahr dürften nach Branchenschätzungen bestenfalls 250.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) hat bereits eingeräumt, dass das Neubauziel der Ampel-Koalition von 400.000 Wohnungen jährlich auch 2023 verfehlt werde. Die Immobilienbranche pocht angesichts der Misere auf mehr Engagement der öffentlichen Hand.
    Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) plädiert für ein Kreditprogramm vom Bund mit zwei Prozent Zinsen. "Wenn die Wohnungsbaurenditen bei zwei bis drei Prozent stehen, die Kreditzinsen aber bei vier Prozent, kann niemand bauen", sagte ZIA-Präsident Andreas Mattner. "Daher müssen wir die Rahmenbedingungen radikal ändern." 
    Quelle: Reuters

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