Sportler des Jahres 2018: Patrick Lange
Er ist der Mann für die hollywoodreifen Ironman-Stories. Es ist nicht einmal zwei Jahre her, da stand Patrick Lange vor der Entscheidung, seine Karriere als Triathlet zu beenden: Vollzeit-Physiotherapeut statt Berufssportler. Er wählte den herausfordernden Weg, den der körperlichen und mentalen Qualen. Mit Erfolg: Lange hat seinen beeindruckenden Aufstieg zum zweimaligen Ironman-Weltmeister und Hawaii-Rekordhalter mit der Krönung zum Sportler des Jahres gekürt.
Der 32-Jährige aus Bad Wildungen ist erst der zweite Triathlet nach Jan Frodeno 2015, der es soweit gebracht hat. «Ich habe den Traum, einer der ganz Großen im Ironmansport zu werden», kündigte Lange nach seinem zweiten WM-Titel an. Er ist auf dem besten Weg dorthin. Hawaii hat Lange schon zu seiner Insel gemacht. 2016 wurde er in Kailua-Kona Dritter, mit einem Streckenrekord über den abschließenden Marathon. 2:39:45 Stunden benötigte Lange damals über die 42,2 Kilometer - nach 3,86 Kilometern Schwimmen und 180,2 Kilometern Radfahren.
Auf Hawaii kommt keiner an Lange vorbei
Spätestens seitdem wissen seine Konkurrenten: Wer Lange im WM-Kampf schlagen will, muss entweder einen üppigen Vorsprung auf dem Rad rausfahren oder halt so schnell und noch schneller laufen als der 63 Kilogramm schwere und 1,78 Meter große Hesse. Lange musste nach seiner Titelpremiere erstmal mit der neuen Rolle klarkommen, das mediale Interesse an dem SV-Darmstadt-Fan stieg rasant. Zwischen den beiden WM-Titeln konnte er kein großes Rennen gewinnen. «Er muss zeigen, dass er es nicht nur auf Hawaii kann», betonte sein Trainer Faris Al-Sultan, 2005er Ironman-Weltmeister.
Die Sorgen um Sponsoren, die Lange Anfang 2016 fast zum Aufhören gezwungen hätten, sind dafür passé. Mit 32 Jahren hat Lange noch ein paar Jahre möglicher Erfolge vor sich. Dreimal konnte noch kein deutscher Athlet auf Hawaii gewinnen. Nur vier Athleten weltweit schafften drei und mehr Siege. Aber nur Lange bewältigte die Strecke als Erster in unter acht Stunden: 7:52:39 Stunden benötigte Lange im vergangenen Oktober. Kraft genug für einen besonderen Kniefall hatte er auch noch, als er seiner Freundin Julia Hofmann filmreif einen Heiratsantrag im Flitterwochen-Paradies machte.
Sportlerin des Jahres 2018: Angelique Kerber
Angelique Kerber hat alle Zweifel überwunden und es ihren Kritikern gezeigt. Nach den enttäuschenden Ergebnissen 2017 kürte sie sich zur Wimbledonsiegerin. Nun ist die 30-Jährige zum zweiten Mal nach 2016 «Sportlerin des Jahres» - und steht wieder vor einem Neuanfang.
Angelique Kerber zweifelt immer mal wieder an sich. Sie tritt nicht so überzeugt von sich auf wie andere. Sie ist keine Tennis-Unterhaltungskünstlerin. Sie ist eine zurückhaltende Kämpfernatur, in Sachen Leidenschaft macht ihr kaum jemand etwas vor. Am 14. Juli 2018 wirkte Angelique Kerber dann gelöst wie selten. Als sie nach einem furchtlosen Auftritt im Endspiel von Wimbledon den entscheidenden Punkt gegen die US-Amerikanerin Serena Williams gewonnen hatte, ließ sie sich überwältigt auf den Rasen fallen. «Ich bin durch mit meinem Leben», stammelte die 30-Jährige, als sie dachte, unbeobachtet kurz nach dem Finale ihr Team zu treffen.
Traum Wimbledon geht in Erfüllung
Von diesem Moment hat die Kielerin schon als Kind geträumt, sie saß früher vor dem Fernseher und schaute ihrem Idol Steffi Graf bei deren Triumphen beim wichtigsten Tennis-Turnier der Welt zu. Nun ist Angelique Kerber die erste deutsche Wimbledonsiegerin seit Graf 1996. «Das war der Traum meiner Träume. Das bleibt für immer», sagte die stets bescheiden auftretende Linkshänderin. Mit ihrem dritten Grand-Slam-Titel hat es die Schleswig-Holsteinerin mit polnischen Wurzeln den Kritikern gezeigt. Und es sich womöglich selbst bewiesen. Ihr sportliches Tief mit schwachen Ergebnissen aus dem Vorjahr, als viele dachten, die herausragende Saison 2016 würde eine Ausnahme bleiben, nannte sie später ein notwendiges Übel für den Erfolg.
Am Ende des Jahres 2018 steht Angelique Kerber auf Platz zwei der Weltrangliste, auch wenn ihre Ergebnisse nach dem Wimbledon-Coup eher mau blieben. Von den vier wichtigsten Titeln im Tennis fehlt ihr jetzt nur noch der Sieg bei den French Open. In einem knappen Monat beginnen die Australian Open als erster sportlicher Höhepunkt 2019. Kerber bereitet sich darauf mit dem einstigen Profi Rainer Schüttler als neuem Trainer vor, die Zusammenarbeit gilt als spannende Konstellation. Wie ein Jahr zuvor steht die deutsche Nummer eins vor einem Neuanfang. Dabei mag sie Veränderungen wenig, die frühere, langjährige Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner beschrieb sie einmal als «Gewohnheitstier». Die genauen Gründe, warum sie sich vom belgischen Coach Wim Fissette trennte, ließ Angelique Kerber unbeantwortet.
Mannschaft 2018: Das Eishockey-Nationalteam
Am 25. Februar 2018 geschah Bemerkenswertes. Mindestens knapp vier Millionen Deutsche standen um fünf Uhr sonntags in der Früh auf, um ein Eishockeyspiel anzuschauen. Das hatte es seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Das Team, das als erstes Eishockey-Team überhaupt am Sonntag zur «Mannschaft des Jahres» gekürt wurde, begeisterte die deutschen Fans und Sportinteressierten.
Es war nicht irgendein Spiel, es war das Olympia-Finale, in dem der Mannschaft von Trainer Marco Sturm gerade einmal 55,5 Sekunden zu einer der größten Sensationen der deutschen Sportgeschichte fehlten. Alleine die Teilnahme am Endspiel in Südkorea gegen die Olympischen Athleten aus Russland war schon eine große Überraschung, die die Fans rührte. «Wir sind nicht nur als eine Mannschaft zusammengewachsen. Ich denke auch, ganz Deutschland ist zusammengewachsen. Das werden wir als eine Mannschaft auch nicht vergessen», sagte Sturm ergriffen zum Triumph.
Wie geht es ohne Sturm weiter?
Die Wahl am Sonntag erlebte der 40-Jährige nur noch aus der Ferne mit. Im November ging Sturm als Co-Trainer zu den Los Angeles Kings in die NHL. Den notwendigen Umbruch im neuen Jahr muss ein neuer Bundestrainer gestalten, wahrscheinlich der Finne Toni Söderholm. Schon nach Olympia traten wichtige Routiniers wie Christian Ehrhoff (36), Marcel Goc (35) und Patrick Reimer (36) zurück. Vor allem auch dieses Trio hatte nicht nur auf dem Eis Fachwelt und Öffentlichkeit verblüfft. Abseits der Spielfläche präsentierte sich die DEB-Auswahl als Gegenentwurf zur als unnahbar wahrgenommenen Fußball-Nationalelf, die wenige Monate später schon in der Vorrunde der WM scheiterte.
Alleine Ehrhoff und Goc verdienten in ihrer Zeit als NHL-Spieler teilweise deutlich mehr Geld als viele überdurchschnittlich gute Fußballer, gaben sich aber auch in der Öffentlichkeit sympathisch, bodenständig und authentisch und waren zudem erfolgreich. Sturm impfte seinem Team Glaube und Siegeswillen ein. Beides explodierte vor allem beim 4:3 gegen den großen Favoriten Kanada im Halbfinale, das von Experten als Jahrhundertspiel gewertet wurde. «Dieses Turnier und diese Mannschaft werde ich mein Leben lang nicht vergessen», sagte Sturm nach dem olympischen Turnier. Die Silbermedaille von Pyeongchang war der größte Erfolg in der Geschichte des Deutschen Eishockey-Bundes.