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Gesundheitsrisiko Klimakrise - wie heiß ist zu heiß?

Tage über 30 Grad bedrohen die Gesundheit vieler Menschen, und Hitzewellen werden immer häufiger. Doch die Hitze kommt nicht allein: Neue Allergiepflanzen, Riesenzecken und Tropenkrankheiten sind mit ihr auf dem Vormarsch.

Videolänge:
28 min
Datum:
18.07.2023
:
UT
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 18.07.2028

Harald Lesch zeigt die Folgen der Klimakrise für unsere Gesundheit – und wie wir damit umgehen können. Eines ist klar: Wer das Klima schützt, schützt sich selbst.

Herzinfarkt-Risiko durch Hitze

Für Kleinkinder, Schwangere, chronisch kranke oder ältere Menschen sind Hitzetage und Hitzewellen besonders riskant. Die Symptome der Betroffenen sind häufig Erschöpfung, Dehydration und Kreislaufprobleme. Rettungsdienste fahren im Dauereinsatz: Nicht selten geht es um Leben und Tod. Denn Hitze bedeutet für den Körper puren Stress. Anhaltende Hitzeperioden können gerade für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen fatale Folgen haben. Aber was so offensichtlich erscheint, ist keineswegs bewiesen. Am Helmholtz-Zentrum in München will die Epidemiologin Dr. Alexandra Schneider das ändern. Das Problem: Es gibt kaum aussagekräftige Daten! Deshalb vergleicht die Forscherin Werte von Wetterstationen mit der Anzahl von Herzinfarkt-Patientinnen und -Patienten, die ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Die Krankendaten erhält sie aus dem sogenannten Augsburger Herzinfarktregister. Dr. Timo Schmitz leitet die Herz-Kreislauf-Studie. Mehr als 30.000 Menschen aus dem Großraum Augsburg wurden darin schon erfasst und während der stationären Behandlung im Universitätsklinikum nach Lebensstil, Medikamenteneinnahmen oder Vorerkrankungen befragt. Die Ergebnisse sind alarmierend: Seit dem Jahr 2000 treten immer mehr Herzinfarkte eindeutig in Verbindung mit erhöhten Temperaturen und Hitzetagen auf.

Grafik: Herzinfarkt
Extreme Temperaturen können eine Rolle spielen für einen akuten Herzinfarkt.

Medizinisch lässt sich das so erklären: Durch das Schwitzen gehen wichtige Mineralstoffe verloren, die bei der Regulierung der Nerven und Muskelfunktion helfen. Durch den hohen Flüssigkeitsverlust wird das Blut zähflüssiger, das Herz muss stärker pumpen. Bei einem bereits bestehenden Herzproblem können diese Belastungen zu einem erhöhten Risiko für einen Herzinfarkt führen. Womöglich spielen noch andere Klima- und Witterungsphänomene eine Rolle. Hier steht die Forschung erst am Anfang. Auch könnten Risikofaktoren wie Diabetes oder erhöhte Blutfette durch extreme Hitze beeinflusst werden und einen Herzinfarkt begünstigen. Die Hitze gefährdet in erster Linie ältere Menschen. Das bedeutet jedoch nicht Entwarnung für die Jüngeren. Auch hier steigt die Anzahl der Betroffenen. Im Freien Arbeitende gelten während der Hitzetage als besonders stark gefährdet.  

Hitzestrategie in Frankreich

Vor allem in Städten und Ballungsräumen kommt es zum sogenannten urbanen Hitzeinsel-Effekt: Zonen, die sich besonders stark aufheizen und nicht abkühlen. In Folge einer extremen Hitzewelle starben 2003 in Frankreich fast 15.000 Menschen. Daraufhin hat Frankreich eine Hitzestrategie entwickelt. Sobald die Temperatur über 35 Grad steigt, tritt landesweit ein Hitzewarnsystem in Kraft: die Bevölkerung wird über verschiedene Medien informiert, klimatisierte Säle in Rathäusern werden bereitgestellt, öffentliche Veranstaltungen abgesagt, Schulen und Krippen bleiben geschlossen. Paris ist europäischer Vorreiter beim Thema Hitzeschutz. Hier sind Wasserzerstäuber in der Stadt verteilt, es gibt kostenlosen Zugang zu 1.200 Trinkwasserbrunnen und Apps als Wegweiser für Wasserspender. An bestimmten Tagen ist der Besuch in Museen kostenlos. Runterkühlen mit Kulturprogramm!

Wasserpark vor Eifelturm
Paris ist eine Stadt mit Rekordtemperaturen und Vorreiter in Europa in Sachen Hitzeschutz.

Und wie ist Deutschland vorbereitet? Trotz zunehmender Hitzetage hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in Sachen Bevölkerungsschutz eher wenig getan. Das soll sich nun ändern. Ende Juni 2023 kündigt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach an, einen Hitzeschutzplan erarbeiten zu wollen. Denn bis jetzt gibt es lediglich regionale Maßnahmen zum Runterkühlen an den heißen Tagen.

Neue Bauweise als Gegenmaßnahme

In Städten ist es besonders heiß: Asphalt, versiegelte Flächen, Beton, Stahl und Glas speichern die Energie der Sonne effektiv. Wie unter einer Käseglocke wird die Stadt tagsüber von der Sonne aufgeheizt. Luftschichten können sich schlechter austauschen und zu Dunstglocken führen. In der Nacht kühlt die Stadt deutlich weniger ab. Dieser Teufelskreis bewirkt, dass der Temperaturunterschied zum Land bis zu zehn Grad Celsius betragen kann. Wir sind dem Hitzeinsel-Effekt aber nicht wehrlos ausgeliefert. Betrachtet man städtische Plätze mit einer Wärmebildkamera, fällt auf, dass Pflanzen regelrechte Kälteflecken bilden. Drei bis vier Grad Kühlung, obwohl nur etwas Grün zwischen dem Beton am Boden wächst. Bäume spenden nicht nur Schatten, sondern verdunsten auch Wasser über ihre Blätter und sorgen damit für Abkühlung.

Grafik: Temperaturunterschied Stadt-Land
Wie unter einer Käseglocke wird eine Stadt tagsüber von der Sonne aufgeheizt.

Mehr Grün in der Stadt, auch durch mehr grüne Fassaden – für Städteplanerinnen und Städteplaner ist dies das Zukunftsmodell. Ein Vorzeigeprojekt dafür ist der Kö-Bogen 2 in Düsseldorf. Er ist Europas größte Grünfassade. 35.000 Hainbuchen ergeben eine acht Kilometer lange Hecke. Ein erster Schritt, damit die Hitze in unseren Städten nicht eines Tages unerträglich wird.

Antriebswende für die Gesundheit

E-Auto mit Aktivisten von a-ha
Sänger Morton Harket und Umweltaktivist Frederic Hauge im ersten E-Auto Norwegens bei einer ihrer Aktionen.
Quelle: Bellona Foundation

Um die Erderhitzung abzumildern, braucht es mehr Klimaschutz. Die Wende in der Antriebstechnologie spielt dabei eine wichtige Rolle. Bei der Elektromobilität ist Norwegen Spitzenreiter. Dort sind schon rund 80 Prozent aller neu gekauften PKWs rein elektrisch angetrieben. Eine kleine Gruppe war am E-Auto-Boom maßgeblich beteiligt, unter ihnen Morton Harket, der Sänger der 80er-Jahre-Band A-ha. Der zivile Ungehorsam der Aktivisten trug dazu bei, dass ein „sozialer Kipppunkt“ erreicht wurde. Lässt sich daraus auch für Deutschland lernen?

Der Klimawandel öffnet die Tore für invasive Arten

Buchtipps zum Thema Klimakrise und Gesundheit

Hinweis der Redaktion

Gegenüber der Erstausstrahlung haben wir einen Fehler korrigiert. Die Anzahl der Hitzetage für die Jahre 1970 - 2009 hatten wir zu niedrig angegeben. Nun stehen in der Grafik die korrekten Zahlen (1970 - 1989: 83 Tage und 1990 - 2009: 151 Tage). An den Aussagen im Film ändert sich dadurch nichts. Der ansteigende Trend zu mehr Hitzetagen bleibt deutlich, wenn auch weniger stark ausgeprägt als ursprünglich angegeben.

Leschs Kosmos - Übrigens ... zu Hitze und Klimawandel 

Jeden Tag, den wir warten und nichts tun, um den Klimawandel zu stoppen, ist eine vergebene Chance, appelliert Harald Lesch.

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