In der Corona-Krise schrillt die Alarmglocke: Unsere Schulen sind nicht zeitgemäß! Die Diskussion um die Digitalisierung bekommt neue Brisanz. Liegt hier der Schlüssel für die Schule der Zukunft?
Für Schule und Unterricht lässt sich aus der Corona-Pandemie manche Lehre ziehen. Harald Lesch begibt sich auf die Suche nach den wissenschaftlichen Grundlagen des Lernens und wie die Schule der Zukunft aussehen muss, damit Schülerinnen und Schüler erfolgreich sind – und mit Spaß lernen.
Viele Schulen warten noch immer auf eine adäquate digitale Ausstattung, auf Computer für Schüler und Lehrer. An den Universitäten gehört digitales Arbeiten schon seit Jahren zum Alltag. Auch die Mitschrift der Vorlesungen erfolgt meist digital. Aber hat der technische Fortschritt auch einen Fortschritt beim Lernen gebracht? Experimente dazu zeigen, dass wir am besten in Zusammenhängen lernen und, wenn wir mit der Hand schreiben. In der Schule von heute bringt die digitale Technik jedoch auch Vorteile: beispielsweise für die Recherche im Internet, für die Darstellung komplizierter Sachverhalte oder für das Teilen von Inhalten. Geht es allerdings um den Lernerfolg, zeigt der Vergleich, dass die klassische Methode, das Lernen mit handschriftlichen Aufzeichnungen, klar besser abschneidet.
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Für viele ist die Digitalisierung das entscheidende Thema, wenn es darum geht, die Schule – und damit die Schülerinnen und Schüler – fit für die Zukunft zu machen. John Hattie aus Melbourne, einer der bekanntesten Bildungsforscher weltweit, untersucht, was für den Lernerfolg tatsächlich entscheidend ist. Ihn interessiert das Zusammenwirkender unterschiedlichen Faktoren, die Einfluss auf das Lernen haben: Klassenräume und Klassengröße, technische Ausstattung, Lehrkonzepte, die Art des Unterrichts und vieles mehr. Auf der Grundlage von mehreren Zehntausend Studien konnte Hattie über 300 verschiedene Faktoren vergleichen und deren Einfluss auf den Lernerfolg bewerten. Er ermittelte, welche Faktoren einen positiven Effekt auf die Lernleistung haben. Das Ergebnis der Hattie-Studie relativiert die Bedeutung der Digitalisierung in Schulen. Denn erst wenn die Lehrkraft digitale Medien pädagogisch sinnvoll einsetzt, profitieren die Kinder beim Lernen davon. Insgesamt ist der Einfluss der lehrenden Persönlichkeiten auf den Lernerfolg überdurchschnittlich hoch: Fachkompetenz oder Klassenführung spielen dabei allerdings eine überraschend kleine Rolle. Anders Merkmale wie Klarheit und Glaubwürdigkeit. Noch wichtiger ist die Einschätzung des Leistungsniveaus. Motiviert die Lehrkraft die Schülerin oder den Schüler, spornt das an. Der intensive persönliche Kontakt spielt ebenfalls eine große Rolle. Dazu zählt auch der Austausch von Schülerinnen und Schülern untereinander – wie etwa bei Klassendiskussionen. Fazit: Die soziale Interaktion in den Schulen ist in fast allen Studien entscheidend für den Lernerfolg. Doch genau daran fehlt es während des Homeschoolings: statt Interaktion soziale Isolation.
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Britische Forschende wollen mit einer Studie herausfinden, wie sich regelmäßige Bewegung bei Kindern ab elf Jahren auf ihre Leistungen in der Schule auswirkt. Dafür wird die schulische Entwicklung von 5.000 Kindern aus staatlichen Schulen in Großbritannien fünf Jahre lang verfolgt. Die Frage: Lässt sich ein positiver Einfluss der Bewegungszeit auf das Lernen nachweisen? Das Ergebnis: Bewegung von mindestens einer Stunde täglich über einen längeren Zeitraum wirkt sich positiv aus: Die Kinder haben sich um bis zu einer Notenstufe verbessert. In einem weiteren Versuch wird die Hirnaktivität beobachtet, wenn sich Sport und theoretischer Unterricht abwechseln. Lösen Kinder einen Test – zum Beispiel Matheaufgaben – ist hauptsächlich der vordere Hirnbereich, der Frontalkortex, aktiv. Bei Bewegung hingegen ist besonders der mittlere Hirnbereich, der motorische Kortex, in Aktion. Die Forschenden vergleichen dazu die Hirnströme – gemessen jeweils unmittelbar vor dem Lösen der Aufgaben. Durch Sport ist die Entspannung erkennbar größer geworden. Und der Effekt der Entspannung wirkt sich offensichtlich positiv auf die anschließende Denkleistung aus. Beim Musizieren stellt sich übrigens ein vergleichbarer Entspannungseffekt des Gehirns ein. Solche aktiven Pausen im Alltag helfen, sich besser zu konzentrieren. Auf Dauer ermöglicht der Wechsel aus An- und Entspannung der verschiedenen Hirnbereiche einen besseren Lernerfolg.
Ein Forscherteam untersucht den Lernerfolg bei verschiedenen Lehrmethoden. In einer Studie wird der Frontalunterricht mit einem alternativen Lehrkonzept verglichen. Während die eine Gruppe ganz klassisch das Rechenprinzip vom Lehrer erklärt bekommt, hat die Alternativgruppe aus dem Unterricht noch keine theoretische Grundlage dafür. Man diskutiert die möglichen Herangehensweisen und testet immer neue Rechenwege – ohne befriedigendes Ergebnis. Den Forscher interessiert, wie die Alternativgruppe trotz der gedanklichen Umwege und Fehler im Vergleich zu der Gruppe abschneidet, die das Rechenprinzip im Frontalunterricht gelernt hat. Beide Gruppen haben bis zum abschließenden Test gleich viel Zeit zur Verfügung, sie lernen nur auf unterschiedlichen Wegen. Das Testergebnis überrascht: Sowohl bei Verständnis- als auch Transferaufgaben schneidet die Alternativgruppe besser ab. Für die Forschenden ist klar: Die Auseinandersetzung mit Irrwegen und Fehlern spielt eine entscheidende Rolle für den Lernerfolg. Und die Diskussion darüber schafft mehr Verständnis für das gesamte Problemfeld. Gehirnforscher kennen die Gründe dafür: Bei der „selbstständigen“ Suche nach Lösungen sind viele Bereiche des Gehirns aktiv und vielfältige Verknüpfungen werden genutzt. Ist der Lösungsweg bereits bekannt, sind weniger Bereiche am Bearbeiten der Fragestellung beteiligt. Wenn Schülerinnen und Schüler also selbst nach Lösungen suchen und viel in der Gruppe diskutieren, fördert das die Flexibilität des Denkens jedes Einzelnen. So entwickeln sie Strategien, mit denen sie an neue Aufgaben herangehen können. Diese Erkenntnisse sollten Konsequenzen haben und bei der technischen Ausstattung, der Digitalisierung und selbst bei der Architektur der Klassenzimmer eine maßgebliche Rolle spielen, damit die Schule der Zukunft auch wirklich den Lernerfolg steigert.
Professor Harald Lesch wirft einen kritischen Blick auf die Digitalisierung der Schulen: Können Computer unsere Kinder für die Herausforderungen des Lebens wappnen?
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