Bei Autounfällen fehlen oft Augenzeuginnen und Augenzeugen, so bleibt die Schuldfrage offen. Doch neue, innovative Technologien geben Antworten. Harald Lesch verfolgt eine Unfallanalyse, bei der, wie in einem Krimi, verräterische Indizien nicht unentdeckt bleiben.
Dem Schicksal auf der Spur
Quelle: Olaf Bitterhoff / Bilderfest GmbH 2020
Nach einem Unfall mit Todesfolge suchen Ermittlerteams nach präzisen Antworten auf die relevanten Fragen. Warum verlor der Fahrer die Kontrolle über seinen Wagen? Wie schnell war das Auto? War Alkohol im Spiel? Sie sind für Angehörige von entscheidender Bedeutung: Wer hatte Schuld – und was bedeutet das etwa für den Versicherungsschutz?
Röntgen in neuer Dimension
Quelle: Olaf Bitterhoff / Bilderfest GmbH 2020
In Zürich versucht ein Team von Rechtsmedizinern, Toten ihre Geheimnisse zu entlocken: jedoch nicht mit Messer und Skalpell, sondern mit digitalen Mitteln. So lassen sich sogar komplexe innere Verletzungen exakt analysieren. Die Pionierinnen und Pioniere der virtuellen Autopsie wollen so zügiger als bisher ermitteln, ob zum Beispiel eine medizinische Ursache zum Unfall führte und was genau die Todesursache war. Detektivische Kleinarbeit.
Biofidel-Dummy im Test
Quelle: Olaf Bitterhoff / Bilderfest GmbH 2020
Auch die Schäden am Unfallfahrzeug tragen zur Klärung bei: Ist das Auto tatsächlich so schnell gefahren, wie Zeuginnen und Zeugen behaupten? Ein Crashtest, mit dem der Unfall exakt rekonstruiert wird, kann Antworten liefern. Klassische Dummys haben bei diesen Tests bisher die Unfallopfer "vertreten". Doch sie sind viel zu steif und entsprechen nicht der echten Anatomie. Präzise Ergebnisse lassen sich nur mit einem "Double" erzielen, das dem menschlichen Körper möglichst gut entspricht.
Unfallforscher und -forscherinnen sowie Crashtest-Expertenteams haben jetzt einen neuen, sogenannten Biofidel-Dummy entwickelt: Er soll die Eigenschaften des menschlichen Körpers "naturnah" abbilden. Noch muss sich zeigen, ob er im Vergleich die inneren Verletzungen realer Unfallopfer korrekt darstellt.
Eine radiologische Revolution
Quelle: Olaf Bitterhoff / Bilderfest GmbH 2020
Für die Forschung und Fahrzeugentwicklung analysieren die Wissenschaftlerteams vom Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen auch Crashtest-Autos. Mit dem von ihnen entwickelten XXL-Computertomografen ist es erstmals möglich, mit Röntgenstrahlung ganze Fahrzeuge zu durchleuchten. So bleiben auch die Schäden im Inneren der Crashtest-Autos nicht verborgen. Eine radiologische Revolution, die langfristig auch zu mehr Sicherheit für Insassen führen soll.