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Stahlkrieg an der Ruhr

Die Rivalen Alfred Krupp und Jacob Mayer revolutionieren die Stahlverarbeitung

Jacob Mayer leitet seine Arbeiter an

Stahl ist der Inbegriff des industriellen Fortschritts. In Deutschland kämpften Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Männer um die Weiterentwicklung der Stahlverarbeitung: Alfred Krupp und Jacob Mayer.

Datum:
29.08.2016
Verfügbarkeit:
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Stahl ist der Inbegriff des industriellen Fortschritts. Dafür, dass der Werkstoff einmal solch eine steile Karriere macht, haben Mitte des 19. Jahrhunderts zwei Männer in Deutschland gesorgt: Alfred Krupp und Jacob Mayer.

Stahl ist einer der vielfältigsten Werkstoffe der Welt. Das Material ist biegsam und stabil zugleich: Es hält mehr aus als Eisen oder Bronze und kann im Gegensatz zu diesen Werkstoffen immer wieder eingeschmolzen und verarbeitet werden - geschmiedet, gepresst, geformt und gewalzt. Doch Stahl direkt zu vergießen, gilt noch heute als die Königsdisziplin in der Stahlproduktion. Das Verfahren beherrschen nur eine Handvoll Unternehmen weltweit.

Material mit hohem Potenzial

Alfred Krupp
Historische Zeichnung aus dem 19. Jahrhundert: Alfred Krupp

Ihren Anfang nimmt der Stahlformguss Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu jener Zeit schon gilt Stahl aufgrund seiner Eigenschaften als zukunftsweisender Rohstoff. Doch ihn zu verarbeiten ist ein aufwändiger Prozess. Er muss ständig umgeschmiedet werden, damit er an Stabilität gewinnt. Zwei Männer in Deutschland erkennen, dass ein Verfahren, Stahlprodukte in einem Stück zu gießen, die Schwerindustrie entscheidend nach vorne bringen würde.

Auf der einen Seite steht Alfred Krupp, der nach dem Tod seines Vaters Friedrich mit 14 Jahren ein marodes Stahlunternehmen in Essen erbt und später zu Weltruhm bringen wird. Auf der anderen Seite Jacob Mayer: ein schwäbischer Bauernsohn, der sein ganzes Leben in den Dienst der Stahlgussentwicklung stellt und in Bochum ein bescheidenes Unternehmen führt. Beiden ist klar: Wer den Stahlguss beherrscht, wird die Konkurrenz vom Markt verdrängen.

Mayer optimiert Stahlformguss

Jacob Mayer verfolgt als Erster die Vision des Stahlformgusses. Doch es dauert Jahre, bis er die richtige Formel für das Material findet, aus dem die Form gefertigt sein muss. Nur ein Tongemisch aus der Eifel erfüllt die hohen Anforderungen: Es trotzt den hohen Temperaturen des eingegossenen Stahls von 1600 Grad Celsius und ist dabei flexibel genug, um bei der Erkaltung des Stahls nachzugeben und nicht zu brechen.

Als es Mayer 1832 gelingt, mit diesem Verfahren seine ersten Stahlprodukte zu fertigen, führt Alfred Krupp bereits ein Großunternehmen. Er prägt Münzen, stellt Besteck her und wittert jedes krisensichere Geschäft. Als Preußen Mitte des 19. Jahrhunderts Kanonen aus Stahl benötigt, will Krupp den Zuschlag erhalten. Doch er bekommt in Mayer wider Erwarten einen ernstzunehmenden Rivalen. Denn dem gelingt es, Kanonenrohre in einer Form zu gießen anstatt, wie bisher, aufwändig zu schmieden.

Sensation und Blamage auf der Pariser Weltausstellung

Trotz Mayers Erfolg gewinnt Krupp den ersten Wettstreit und erhält die Zusage. Er kann das preußische Kriegsministerium davon überzeugen, dass stabile Waffen geschmiedet und nicht in einem Stück gegossen werden müssen – wie es Mayer forciert. Denn Krupps Meinung hat einfach mehr Gewicht als die des Bochumer Unternehmers.


Auf der Weltausstellung 1855 in Paris stehen sich die beiden Männer abermals in einem Meinungsstreit gegenüber. Der rastlose Jacob Mayer präsentiert der Öffentlichkeit eine Sensation: drei riesige Kirchenglocken, in einem einzigen Vorgang aus flüssigem Stahl gegossen. Weil man ihm nicht glauben mag – vor allem Krupp hegt Zweifel an ihm -, beweist Mayer mit einer Schmiedeprobe, dass Bruchstücke der Glocke tatsächlich aus Stahl bestehen. Denn nur das Material lässt sich, wieder eingeschmolzen, ein weiteres Mal formen. Alfred Krupp ist mit seinen Zweifeln an Mayers Verfahren vor der Weltöffentlichkeit bloßgestellt.

Krupps Imperium wächst

Doch trotzdem bleibt seine Stahlfabrik die größte und erfolgreichste in Deutschland. 1867 macht Krupp sogar das Geschäft seines Lebens: Er stellt nahtlos geschmiedete Stahlreifen für die Eisenbahn her, deren Schienennetz zu dem Zeitpunkt ausgebaut wird. Für Jahrzehnte werden Eisenbahnreifen Krupps Kernprodukt. Sie sind seitdem das Logo des sich nun entwickelnden Stahlimperiums.


Krupp kopiert sogar den Stahlformguss von Mayer. Doch in der Zeit der Großkonzerne setzt sich nicht die Erfinder durch, sondern die Verkaufsgenies. Und zu denen gehörte Krupp. Mayers Unternehmen, der Bochumer "Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation", wird zwar mehr als hundert Jahre als eigenständiges Unternehmen existieren. Doch der Verein wird nie die Größe des Kruppschen Giganten annehmen – vielmehr wird er später von ihm übernommen.

Krupp heute vom Ursprung weit entfernt

Heute ist das Kruppsche Unternehmen ein Global Player und hat sich von seinen Ursprüngen weit entfernt: 2011 verkauft ThyssenKrupp seine Edelstahl-Sparte. Den Stahlformguss hat das Unternehmen weitgehend eingestellt. Das riskante und teure Verfahren ist damals wie heute eine Angelegenheit für einige wenige Spezialisten. Auch von Mayer ist etwas geblieben – wenn auch weitgehend unbekannt: Sein Verfahren des Stahlformgusses wird bis heute im Prinzip nach seinem damals erfundenen Rezept hergestellt, allerdings leicht modifiziert.

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