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Terra X – der immer junge Jubilar

Die Sendereihe im Wandel der Zeiten

Terra X-Logo von 1992

30 Jahre gibt es Terra X bereits - 1982 gingen die Dokus an den Start, die bald Vater anderer Reihen wie "Sphinx" und "Schliemanns Erben" werden sollten. Sehen Sie sich die verschiedenen Trailer an!

Datum:
08.06.2012
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Er war schon zu Studienzeiten glühender Anhänger von Terra X - bis er selbst für das Format tätig sein durfte. ZDF-Redakteur Georg Graffe erzählt, wie er den Wandel der Sendereihe miterlebt hat - als Autor, Regisseur und Redakteur der Reihe Terra X, deren Leitung er im Oktober 2012 übernommen hat.

Der Anruf kam an einem Nachmittag und völlig unerwartet. Am Telefon meldete sich Gottfried Kirchner. Ich hatte ihn bisher nicht kennen gelernt, aber ich wusste, wer er war: der Erfinder der ZDF-Reihe Terra X. Er bot mir ein Projekt an: eine Dokumentation über den Tempelberg von Jerusalem. Natürlich sagte ich zu.

1. Liga für Dokumentarfilmer

Terra X war schon in den neunziger Jahren die erste Liga für Dokumentarfilmer und seit meinen Studententagen gehörte ich zu den glühenden Fans der Reihe. Nachdem ich aufgelegt hatte, erinnerte ich mich, dass mein Anrufer früher in seinen Filmen selbst aufgetreten war und zum Zuschauer sprach, auf Südseeinseln, am Titicacasee oder anderen exotischen Orten, und dass ich ihn um diesen Beruf beneidete. Jetzt durfte ich mich selbst auf den Weg machen.

In den folgenden Jahren war ich als Autor und Regisseur für eine Reihe von Terra X-Programmen unterwegs und erlebte dabei, wie sich die Sendereihe unter der Hand veränderte. Als sie 1982 aus der Taufe gehoben wurde, da war nicht nur das Medium noch ein anderes, auch der Zuschauer unterschied sich vom heutigen. Der griffige Titel Terra X warb mit der Unterzeile: "Expeditionen ins Unbekannte". Atolle der Südsee, die Anden oder die großen Wüsten der Erde lagen noch außerhalb der Reichweite des Pauschaltourismus. Terra X aber brachte die entlegenen Winkel der Welt ins heimische Wohnzimmer und war dabei noch einem Geheimnis auf der Spur: dem rätselhaften Verschwinden einer Kultur, einem sagenumwobenen Schatz, einer spektakulären archäologischen Entdeckung. Marktanteile von bis zu 30 Prozent und Zuschauerzahlen, die an die zehn Millionen heranreichten, bewiesen, dass das Konzept aufging.

Städte wieder auferstehen lassen

Der Zauber des Exotischen alleine reichte irgendwann nicht mehr. Im Lauf ihrer 30-jährigen Geschichte wandelte sich das Gesicht der Reihe erheblich. Neue technische Möglichkeiten provozierten neue Gestaltungsformen. Oft genug ging Terra X dabei voran und wurde stilbildend für das ganze Genre. Seit den späten achtziger Jahren war es möglich, untergegangene Schauplätze der Geschichte, Tempel, Paläste, ganze Städte mit Hilfe des Computers wieder auferstehen zu lassen. Dabei war Terra X immer auf der Höhe der Zeit, von den frühen, noch sehr technisch wirkenden Rekonstruktionen bis zu den fotorealistisch anmutenden Computer-Bildern (CGI, Computer Generated Images) von heute, in denen sich sogar Menschen bewegen.

Aber die Vergangenheit wurde nicht nur im Computer wiederbelebt. In den neunziger Jahren gesellten sich die sogenannten Reenactments dazu: die Rekonstruktion historischer Ereignisse mit Hilfe von Darstellern. Auch hierbei war Terra X Vorreiter. Von ersten, tastenden Versuchen mit kostümierten Statisten bis zu durchkomponierten Szenen mit Dialogen, die von professionellen Schauspielern gesprochen werden. Für lange Zeit prägten diese Inszenierungen den typischen Look von Terra X. Denn auf einmal war es möglich, untergegangene Welten aus ihren spärlichen Spuren auferstehen zu lassen und Helden der Vergangenheit publikumswirksam wieder zum Leben zu erwecken.

Das wurde seitens der professionellen Fernsehkritik nicht immer freundlich aufgenommen und war anfänglich auch für manche Fachgelehrte ein Stein des Anstoßes. Denn inszenierte Vergangenheit, erst recht, wenn sie weit zurück liegt, behält bei allem Bemühen um historische Detailtreue immer etwas Spekulatives, weil man es eben nicht genauer weiß. Fest steht aber auch: Die Inszenierungen öffneten dem Medium das weite Feld der Geschichte, einen Raum, der eigentlich unsichtbar ist und den die Macher von Terra X für das Fernsehen eroberten.

Prominente Moderatoren

Mit Maximilian Schell schlüpfte 2004 erstmals ein prominenter Schauspieler in die Rolle eines Moderators. Der Erfolg der Reihe "Imperium" ermutigte die Redaktion auch in der Folgezeit, den Dokumentationen am Sonntagabend ein Gesicht zu geben. Auf Maximilian Schell folgten Sebastian Koch mit "Superbauten" und Robert Atzorn mit drei Folgen über "Deutsche Entdecker". Neben bekannten Schauspielern schlüpften auch Persönlichkeiten in die Rolle des Präsentators, die von Hause aus für ein bestimmtes Thema stehen, wie etwa Thomas Reiter, Frank Schätzing oder Harald Lesch. Hinzu kommen Dirk Steffens, Moderator von "Faszination  Erde" und "Supertiere", und ndreas Kieling, der als kommentierender Kameramann gefährdeten Tierarten oder der heimischen Fauna auf der Spur ist. Mit Hape Kerkeling schließlich führte erstmals ein populärer Entertainer durch ein Terra X-Programm. "Unterwegs in der Weltgeschichte – mit Hape Kerkeling" wurde zu einer der erfolgreichsten Reihen in der Terra X-Geschichte.

30 Jahre sind ein stolzes Alter für ein Programm. Terra X ist längst ein Stück deutsche Fernsehgeschichte geworden und dabei höchst lebendig. Mit Neuem überraschen, Bewährtes kultivieren, Wissenswertes unterhaltsam verpacken und durch Besonderes auffallen sind einige Ingredienzien des Erfolgsrezepts. "Immer in Bewegung bleiben" ist ein medizinischer Ratschlag für ältere Herrschaften. Terra X hat ihn immer beherzigt.

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