Bakterien: Wir können sie nicht sehen, aber sie leben billionenfach in uns, auf uns, um uns herum. Viele sind für gesunde Menschen harmlos, manche machen krank. Bei einer Infektion hilft dann normalerweise das Immunsystem. Es wird aber nicht mit allen Erregern fertig. Hier kommen Antibiotika zum Einsatz. Aber was passiert, wenn kein Antibiotikum mehr hilft? Gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut hat ZDFzeit den Ausbruch eines solchen Keims in einem deutschen Krankenhaus durchgespielt.
Resistente Keime: Tausende Todesfälle
Allein in Deutschland sterben jährlich mehrere Tausend Menschen durch multiresistente Keime. Weltweit sind es geschätzte 700.000 Todesfälle. Dass resistente Keime rasant zunehmen, ist auch eine Folge unseres sorglosen Umgangs mit den lebensrettenden Medikamenten. In der Humanmedizin, aber auch in der Tiermast. Die Vereinten Nationen warnten jüngst: Wir steuern auf ein postantibiotisches Zeitalter zu. Machtlose Antibiotika seien das Ende der Medizin, wie wir sie kennen.
Bakterien mutieren schnell
Vor der Erfindung des Penicillins konnte jede kleinste Wunde eine lebensbedrohliche Infektion nach sich ziehen. Dann brachten Pharmafirmen jahrzehntelang immer bessere Antibiotika auf den Markt, bakterielle Infektionen verloren ihren Schrecken. Doch der ausufernde Antibiotika-Einsatz sorgte dafür, dass die Wirkstoffe überall in der Umwelt, im Boden wie in Gewässern zu finden sind.
Das führt zu einer Art "Turbo-Evolution" unter Bakterien: Wenn sich auch nur ein einziges mutiertes Bakterium unter den unzähligen genetischen Varianten als resistent gegen Antibiotika erweist, vermehrt es sich besser und schneller als alle anderen. So entstehen multiresistente Keime. Die steigende Zahl von Krankheits- und Todesfällen durch solche multiresistenten Keime ist bereits heute alarmierend - Gesundheitsexperten rechnen jedoch mit noch schlimmeren Szenarien.
Hier lauern die meisten Keime im Alltag
Komplett resistente Keime sind noch die Ausnahme
Ein Fall aus den USA hat 2016 international Schlagzeilen gemacht: Eine Patientin wurde mit einer schweren Blutvergiftung in das Krankenhaus von Reno, Nevada eingeliefert. Sie war gerade von einer Indienreise zurückgekommen, war dort mehrfach im Krankenhaus gewesen. Diagnose in Reno: Sie hat sich mit hochresistenten Klebsiella pneumoniae infiziert. Etwa ein Drittel aller Menschen trägt diesen Keim in sich, ohne krank zu werden.
Bei geschwächten Patienten aber kann der Erreger eine Lungenentzündung auslösen, bis hin zu einer tödlichen Sepsis. Oftmals ist er multiresistent. Die Analyse des Erregers in Reno ergab: Er war gegen alle in den USA zugelassenen Antibiotika unempfindlich, also panresistent. Für die Patientin konnten die Ärzte nichts mehr tun. Sie starb. Solche panresistenten Keime, gegen die gar nichts mehr wirkt, sind noch die absolute Ausnahme. In Reno konnte die Ausbreitung des Keims durch strenge Hygienemaßnahmen verhindert werden.
So schützen Sie sich vor Keimen
Um Infektionen jeglicher Art vorzubeugen, sollte man ein paar Regeln beachten.
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Szenario: resistente Keime in deutschem Krankenhaus
Gemeinsam mit Experten des Robert-Koch-Instituts hat ZDFzeit den Ausbruch eines panresistenten Keims in einem deutschen Krankenhaus durchgespielt - nicht real, aber realistisch. Das Szenario verdeutlicht, welchen Herausforderungen die Medizin in einem solchen Fall gegenübersteht.
Welche Behandlungsmöglichkeiten bleiben den Ärzten noch? Wie lässt sich eine Ausbreitung verhindern? Warum ist es wichtig, die Quelle des Keims ausfindig zu machen? Was können Forscher und Pharmaunternehmen tun, um Abhilfe zu schaffen? Und welche Handlungsoptionen haben Politik und Gesellschaft?