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Am Ende des Ramadan

Das Zuckerfest - Abschluss des Fastenmonats

gemeinsames Fastenbrechen im Ramadan in einer Moschee

Am Ende des Ramadan steht das Zuckerfest. "Forum am Freitag"-Moderator Abdul-Ahmad Rashid trifft die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor zum Ramadanfest in einer orientalischen Confiserie.

Datum:
09.08.2013
Verfügbarkeit:
Video leider nicht mehr verfügbar

Der Ramadan ist der neunte Monat des islamischen Mondkalenders. In dieser Zeit dürfen Muslime von der Morgendämmerung an bis zum Sonnenuntergang nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen und nicht sexuell aktiv sein. Das Fasten im Monat Ramadan ist eine der "fünf Säulen des Islam" und stellt für jeden Muslim eine Pflicht dar. Am Ende des Monats steht das so genannte Zuckerfest. "Forum am Freitag"-Moderator Abdul-Ahmad Rashid trifft die Autorin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor am letzten Tag des Ramadan in einer orientalischen Confiserie.

Ausgenommen von der Pflicht zum Fasten sind Reisende, Kranke, Schwangere sowie stillende und menstruierende Frauen. Sie können das Fasten jedoch zu einem anderen Zeitpunkt nachholen. Chronisch Kranke, die grundsätzlich nicht fasten können, beispielsweise Diabetiker, können zum Ausgleich dafür einen Armen mit Essen und Trinken versorgen. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland schlägt hierfür ein Almosen von sieben Euro pro entgangenem Fasttag vor, wobei sicherzustellen ist, dass das Geld ausschließlich für Arme verwendet wird.

Der Ramadan ist für Muslime ein heiliger Monat, da in ihm die ersten Verse des Koran von Gott an den Propheten Muhammad durch den Erzengel Gabriel (Sure 97, Verse 1-5) offenbart worden sein sollen. Das Fasten ist für jeden Muslim laut Koran eine Verpflichtung: "O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch, zu fasten, so wie es denen vorgeschrieben worden ist, die vor euch lebten, auf dass ihr gottesfürchtig werdet." (Sure 2, Vers 183).

Lange Fastentage im Norden

O ihr, die ihr glaubt, vorgeschrieben ist euch, zu fasten, auf dass ihr gottesfürchtig werdet.
Koran, Sure 2, Vers 183

Der Fastentag beginnt mit dem Einbruch der Morgendämmerung, genau dann, wenn laut koranischer Aussage die Gläubigen "den weißen Faden vom schwarzen Faden" unterscheiden können (Sure 2, Vers 187). Da der Mondmonat durch das Sonnenjahr läuft, treffen die Fastenden auf jeweils veränderte Tageszeiten in Bezug auf das Fastenbrechen: Im Winter wird es früher dunkel, im Sommer sind die Tage länger.

Fastentage mit bis zu 20 Stunden Länge sind dann normal. Für Muslime in Nordeuropa oder gar in der Nähe des Nordpols, wo die Sonne gar nicht untergeht, sind daher Sonderregelungen getroffen worden: Sind die Menschen an diesen Orten mit der Länge der Fastentage überfordert, so können sie das Fasten brechen und an einem anderen Tag nachholen. Eine andere Möglichkeit ist es, sich an die Fastenzeiten des nächstgelegenen muslimischen Landes zu halten.

Chaotische Zählweise

Der Ramadan beginnt dann, wenn zwei Zeugen den Mond gesehen haben. In früherer Zeit erklommen die Muslime die Gipfel der Berge, um danach Ausschau zu halten. Heute setzt man dazu moderne astronomische Instrumente ein und legt die Termine im Voraus fest. Daher richten sich viele Muslime in Deutschland nach dem im bürgerlichen Kalender festgelegten Datum des Neumondes und beginnen dann ihr Fasten. Für andere Muslime hingegen ist der Beginn des Ramadan in ihren Heimatländern maßgeblich.

Doch in der Türkei, Ägypten oder Saudi-Arabien beginnt der Ramadan oft einen Tag früher als in Europa, bedingt durch die geographische Lage weiter im Osten. So kommt es immer noch vor, dass Muslime in Deutschland an unterschiedlichen Tagen ihr Fasten beginnen. Dies führt dann besonders an den Festtagen am Ende des Ramadan zu chaotischen Verhältnissen: Während die einen schon feiern, sitzen die anderen noch zuhause und schmachten. Um einen einheitlichen Fastenanfang in Deutschland zu garantieren, haben sich einige muslimische Organisationen in Deutschland vor wenigen Jahren zu einem so genannten "Sichtungsrat" zusammengeschlossen und bestimmen in einem komplizierten Verfahren den Beginn des Fastens.

Der Sinn des Fastens

Im Ramadan wird tagsüber gefastet; dabei sollen sich die Menschen intensiver als sonst auf ihre Religion konzentrieren. In dieser Zeit haben die Muslime die Aufgabe, besonders sorgfältig ihren religiösen Pflichten nachzukommen und sich möglichst aller negativen Handlungen zu enthalten. Eine weitere Funktion der Enthaltsamkeit ist, dass die Fastenden sich in die Lage von Armen und Bedürftigen hineinversetzen sollen.

Der Ramadan hat auch eine starke soziale Komponente. Denn wie kaum zu einer anderen Zeit des Jahres pflegen die Muslime in diesem Monat die Gemeinschaft. Mehr Menschen als sonst besuchen die Moscheen, die oft mit Lampen und Teppichen besonders geschmückt werden. Und besonders beliebt sind die gegenseitigen Einladungen zum gemeinsamen Fastenbrechen, denn nach muslimischer Tradition soll dabei niemand alleine bleiben.

Die soziale Komponente des Ramadan

Eine Tradition sind die sogenannten "Armentische": Reiche, anonyme Spender finanzieren umsonst die Verköstigung für diejenigen, die so arm sind, dass sie sich nicht einmal die Mahlzeit zum Fastenbrechen leisten können. So werden während der Fastenzeit in großen Städten wie Kairo täglich auf großen Plätzen Tausende von Menschen verköstigt. Unter den Spendern für die Armenspeisung sind auch solche, die zu alt oder zu krank sind, um selbst zu fasten: Nach dem Koran haben sie die Möglichkeit, stattdessen einen Bedürftigen zu beköstigen.

Auch in vielen Moscheen in Deutschland wird umsonst Essen für die Fastenden verteilt. Das Geld dafür spenden die Gemeindemitglieder. So kommen allabendlich vor allem Menschen, die alleine in Deutschland, fern von ihren Familien in der Heimat, leben. Und andere wiederum schätzen das gemeinschaftliche Fastenbrechen, das von fast allen Moscheen in Deutschland durchgeführt wird, wegen des geselligen Charakters.

Zuckerfest bedeutend wie Weihnachten

Die Tradition der Armenspeisung wurde von den ersten Arbeitsmigranten Anfang der sechziger Jahre mit nach Deutschland gebracht. In den Wohnheimen, in denen sie zunächst untergebracht waren, gelang es kaum, diese Tradition einzuhalten. Doch mit der Einrichtung der ersten Moscheen bot sich die Gelegenheit, diesen Brauch wieder aufleben zu lassen. Und in den letzten Jahren haben viele muslimische Gemeinden und Verbände in Deutschland nicht zuletzt damit begonnen, auch Nichtmuslime zum gemeinsamen Fastenbrechen einzuladen; Einladungen, die von der anderen Seite gerne erwidert werden.

Der Ramadan endet nach vier Wochen in einem dreitägigen Fest, dem "Fest des Fastenbrechens" oder "Zuckerfest". Von der Bedeutung her kommt es dem christlichen Weihnachtsfest gleich: Kinder bekommen Geschenke in Form von Geld oder Kleidung, besondere Süßspeisen werden zubereitet, und Familien und Verwandte besuchen und beglückwünschen sich gegenseitig.

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