Bewegt studieren: Wie Hochschulen gesundes Arbeiten fördern

    Bewegt studieren:Wie Hochschulen gesundes Arbeiten fördern

    von Frédérique Veith
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    Etwa ein Drittel des Lebens verbringt ein Mensch im Job. Damit Arbeiten nicht krank macht, lernen zukünftige Arbeitnehmer bereits an der Hochschule, auf ihre Gesundheit zu achten.

    Lächelnde Geschäftsfrau, die einen Apfel nach oben wirft, im Hintergrund Bürogebäude
    Arbeit ist Lebenszeit, doch Arbeit macht oft krank. Fachkräftemangel und eine alternde Gesellschaft erhöhen den Druck.15.02.2024 | 29:46 min
    Langes Sitzen im Hörsaal, in der Bibliothek oder zu Hause, unregelmäßige Tagesabläufe, schlechte Ernährung, Prüfungsdruck: Studieren bringt Stress mit sich und geht nicht selten auf Kosten der Gesundheit. Damit sich schlechte Gewohnheiten nicht bis zum Arbeitsleben durchziehen, setzt der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) auf Gesundheitsmanagement und Prävention.
    Dabei geht es darum, bundesweit vor allem mehr Bewegung ins Studium zu bringen, aber nicht nur. Neben Hochschulsport gibt es auch immer mehr individuelle Sprechstunden, von Ernährung bis hin zur psychischen Gesundheit. Ziel ist es, die Studentinnen und Studenten als Multiplikatoren zu sehen, damit die Gesellschaft von diesem Gesundheitswissen in Zukunft profitiert.

    Gesundheitsmanagement kann man studieren

    Zusätzlich wird das Fach Gesundheitsmanagement an deutschen Hochschulen immer präsenter. Über 100 Hochschulen bieten in Deutschland mittlerweile einen solchen Studiengang an, auch die Hochschule Magdeburg-Stendal. Hier sitzen die Studierenden nicht auf Stühlen, sondern auf Hometrainern - oder gehen über das Laufband, wenn sie Unterricht im bewegten Seminarraum haben. Der Standort ist der erste in Deutschland, der sich seit 1992 auf Gesundheit fokussierte.
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    Heute wird das, was gelehrt wird, direkt von den Studierenden praktisch ausprobiert. Neben dem üblichen Hochschulsportangebot können sie im Gesundheitszentrum der Hochschule Gesundheitschecks durchführen lassen. Auf dem Hochschulgelände gibt es einen Bewegungsparcours, Mitarbeiter der Verwaltung kommen in den Genuss von bewegten Pausen.
    Denn Experten sind sich einig: Wer zu viel sitzt, erhöht das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rückenproblemen und Gewichtszunahme. Deswegen sollten wir uns alle 20 bis 30 Minuten bewegen.

    • Bewegter Seminarraum mit Laufbändern, Hometrainern und ergonomischen Sitzmöbeln.
    • Bewegungsparcours mit Calistenics-Anlage zum Training im Freien für Studierende, aber auch Bedienstete und Anwohner
    • Daily Challenge: Schritte sammeln oder Trinkcoaching. Via App UniNow werden täglich kleinen Aufgaben verschickt, die die Gesundheit fördern, wie beispielsweise Achtsamkeitstraining oder Bewegung - Ziel ist es, ungesunde Gewohnheiten zu durchbrechen
    • Nudging: Heißt so viel wie anstupsen - dabei handelt es sich um Beklebungen an Wänden und auf dem Boden, die Bewegung fördern sollen (zum Beispiel "Himmel & Hölle" oder dem "Wallsit")

    Hochschulen teilen ihre Erfahrungen

    Bereits 2017 gründete sich die gemeinsame Initiative "Bewegt studieren - Studieren bewegt!" des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbands und der Techniker Krankenkasse (TK), um Ideen zur Bewegungsförderung zu entwickeln, die sich gut in den Hochschulalltag integrieren lassen.
    Für Jörg Förster, Vorstandsvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverbandes, ist seit der Corona-Pandemie aber eine weitere Komponente dazugekommen: "Als Treiber für die zunehmende Digitalisierung von Lehren, Lernen und Arbeiten hat die Pandemie dazu beigetragen, dass soziale Integration in das System Hochschule gerade in der Studieneingangsphase schwieriger geworden ist."

    Insofern haben Angebote, die vor allem soziale Kontakte fördern, wie zum Beispiel Spieleabende für Brettspiele oder mentales Training, immer mehr Nachfrage.

    Jörg Förster, Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband

    Ziel: Nachhaltige Veränderungen anstoßen

    Gesundheit wird zur immer wichtigeren Ressource für den Unternehmenserfolg. Fehlzeiten und Fachkräftemangel stellen ein wirtschaftliches Risiko dar. Ein erhöhter Krankenstand belastet das Gesundheitssystem. Mit der voraussichtlich notwendigen Verlängerung der Lebensarbeitszeit steigt dieser Trend.
    plan b: Fachkräfte ohne Mängel
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    Um so wichtiger, findet Jörg Förster, ist es, Eigenverantwortung zu fördern: "Die Entwicklung einer individuellen Gesundheitskompetenz muss eigentlich ein Lernziel für alle ab dem Kindergarten sein und in allen Ausbildungsstufen immer wieder in den Blick genommen werden."

    Denn nur wer selbst gesund lebt, wird in seinem Arbeitsumfeld dazu beitragen, dass dieses gesundheitsförderlich gestaltet ist.

    Jörg Förster, Allgemeiner Deutscher Hochschulsportverband

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